Kapitel 24

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Mit meinen Knien zur Brust, umschlungen von meinen Armen, sitze ich vor der riesigen Fensterfront und starre in den dunklen Himmel. Das zählen der Sterne habe ich aufgegeben. Ich weiß nicht, wie lange ich hier sitzen müsste, um bei den Trillionen anzukommen. Mit jedem Atemzug beschlägt die kühle Scheibe, an die ich meinen dröhnenden Kopf lehne. Ich kann an nichts anderes denken, als an heute morgen. Der Schmerz in seinen Augen verfolgt mich seither, ohne mich auch nur eine Sekunde in Ruhe zu lassen. War ich zu hart zu ihm?

"Er ist es gewohnt...", flüstere ich, als ich verzweifelt versuche, meine verschwommene Sicht zu bereinigen. Aber meine Konzentration ist nicht mehr anwesend. Sie hat sich in der letzten Ecke unter der dunkelroten Decke versteckt. In diesem Moment ist mir nichts wichtiger, beide wiederzufinden.

Ich versuche aufzustehen, aber stattdessen höre ich nur das Klirren der leeren Flasche, die sich von mir verabschiedet. Ich seufze und schließe aus Verzweiflung meine Augen. Nun spühre ich das Kribbeln bis in meine Zehenspitzen.

Als Damien von der Arbeit wiederkommt, ist es kurz vor Mitternacht. Ich erkenne seine Statur, wie sie sich auf den Flur zubewegt, bevor er mich auf dem Boden sitzen sieht. "Birdie?", höre ich ihn flüstern, nachdem er seine Aktentasche auf den Boden hat fallen lassen und auf mich zu geeilt kommt. "Birdie, spinnst du!", schimpft er mit mir und hebt die Glasflasche vom edlen Marmorboden auf. "Du kannst doch in deinem Zustand keinen Alkohol trinken!"

Ich schüttle meinen Kopf. Ich habe seine Aussagen satt! Ich kann tun und lassen, was ich möchte! Mit einem lauten Knall stellt er die Flasche auf den Küchentresen.

"Lassss michhhh!", sage ich zu ihm. Seine langen Beine in der feinen, makellosen Anzughose, stehen nun direkt neben mir. Er schaut mit einem düsteren Blick auf mich herab, bevor er mich unter den Armen packt und zum Stehen bringt. Jedoch kippe ich nach wenigen Sekunden zur Seite. Warum macht man soetwas?

"Und dann ist es auch noch der teuerste Wein, den ich habe." Er fängt mich auf, umgreift meine Schulter mit seinem starken Herkules-Arm - bitte was? - und führt mich in den Flur.

"Ich bin mir sicher, du kannst dir tausende von diesen Flaschen kaufen!" Ich verdrehe meine Augen und bekomme daraufhin einen Schluckauf. Erst als wir an der Treppe zu seinem Schlafzimmer angekommen sind, antwortet er mir schließlich.

"Eine Flasche kostet knapp 14.000 Pfund.", flucht er und zwingt mich die Treppe hinauf. Aber ich schaffe es nicht mehr. Meine Beine wollen nicht das tun, was mein Gehirn ihnen sagt. Also trägt er mich die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer. 14.000 Pfund befinden sich gerade in meinem Magen? ...Oh Gott. Das ist scheiße viel Geld!

Mir wird schlecht. Aber ich werde mich nicht übergeben!

"Aber mir ist das Geld egal. Du musst jetzt erst einmal deinen Rausch ausschlafen!"

"Welcher Idiot gibt so viel Geld für eine Weinflasche aus?", flüstere ich, als er mich auf das seidige Bett legt. Ich bin so benebelt, dass der Filter in meinem Kopf nicht mehr existiert.

"Der Idiot, der dich heute Nacht in seinem Bett schlafen lässt.", haucht er in mein linkes Ohr und ich erschaudere. Meine Mutter sagte immer, jedes Mal, wenn mein Vater sie angesehen hatte, bekam sie Schmetterlinge im Bauch, die wild umher tanzten. Genau so fühlt sich mein Bauch an. Aber ich weiß immer noch nicht, ob Damien oder der 14.000-teure Wein der Grund dafür ist.

"Gute Nacht...", nuschel ich in das Kopfkissen, welches nach Damien und seinem Aftershave riecht. Selbst im Liegen fühle ich mich, als würde ich in einer Achterbahn sitzen, obwohl ich dieses Gefühl nur von Erzählungen kenne.

Ich könnte quasi alles tun. Ich könnte mich übergeben, auf seine teuren Bezüge sabbern, dem Bett eine alkholische Note verleihen oder es einfach nur beschmutzen. Und doch lässt er mich hier - bei sich und in seinem privaten Reich - übernachten.

Damien schaltet das Licht auf dem Nachttisch aus. "Gute Nacht, Birdie." Die angenehme Kälte der Seidenkissen kühlt meinen Brummschädel, jedoch ist dies nicht von Dauer. Damiens heiße Lippen geben mir einen zarten Kuss auf die Schläfe und lassen meine Wangen mit den Worten "Ich glaube der Idiot kann es sich immer noch nicht erklären, warum er sich dir so hingezogen fühlt" zum Glühen bringen.

"Das ist aber auch ein Idiot...", murmel ich und muss dämlich grinsen. Zum Glück kann er mich im Dunkeln nicht sehen.

Er sagt nichts mehr. Und gibt auch sonst keine Geräusche mehr von sich.

Doch als ich kurz davor bin, in einen angenehmen Tiefschlaf zu entfliehen, senkt sich die Mattratze und eine Hitze breitet sich unter der Bettdecke aus, bevor seine nackte Haut, meine berührt und ich erschrocken nach Luft schnappen muss.

Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt