Kapitel 34

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"Ich kenne sie nicht, aber ich glaube ich habe da so eine Vorahnung, wer sie sein könnte.", sagt Daisy mit angewiderter Stimme. Die Kälte, die sich um meine Beine schlingt, versetzt mich in alte Zeiten zurück. Alte Zeiten, die nicht einmal lange her sind. Alte Zeiten, die in nur einen Augenblick wieder zum Alltag werden könnten. "Da läuft schon seit Jahren nichts mehr, aber sie ist die Verflossene."

Verwirrt sehe ich zu ihr rüber. "Was meinst du damit?" Der Lippenstift umrandet nur noch ihre schmalen Lippen.

"Na... sie ist Rosas Ex.", antwortet sie, als hätte ich dies wissen müssen. Denn das hätte ich wirklich nicht erwartet.

"Ich kenne diese Frau... flüchtig, aber gut genug, um damit gerechnet zu haben, dass diese Art Mensch nicht zu Rosa passen würde."

"Ich kann dir sagen, wieso -- Sie war die Quelle, die ihr damals den Job bei Hamilton besorgt hatte." Genervt schwingt sie sich den roten Mantel wie ein Cape über die Schultern und ihr dunkelblaues, gepunktetes Kleid.

"Wenn das stimmt, dann macht es alles viel komplizierter, als es sowieso schon ist." Ich male mir bereits in Gedanken aus, was dies zu bedeuten hat. "Ich dachte, ich könnte Rosa vertrauen..." Verwirrt schaue ich zu ihr rüber. Einige Meter von uns entfernt steht sie wie festgewurzelt bei Jamie's Mutter und gibt ihr einen kleinen Kuss auf die Wange, um daraufhin die Arme um sie zu schlingen. "Ich dachte, ich könnte Damien vertrauen.", hauche ich in die kühle Abendluft. Daisy ist still. Wahrscheinlich ist sie genauso sprachlos und verwirrt, wie ich es bin. "Weißt du, Damien -- ich meine Mr. Hamilton -- hatte eine kleine Schwester. Er hat sie oft mit mir verglichen...mir gesagt, ich würde ihn an sie erinnern. Sie ist sehr jung verstorben." Daisy leerer Blick durchlöchert mich. "Und er gibt sich die Schuld dafür. Er wollte das wieder gut machen, was er seiner Schwester niemals zurückgeben kann." Ich hole tief Luft.

"Ich verstehe... er wollte seine Liebe endlich offen zeigen können." Erschrocken schießt mein Blick zu Daisy auf. Was hat sie da gerade gesagt? Ich wusste, sie würde es nicht verstehen können... "Was ist denn?" Plötzlich tritt sie ein wenig näher auf mich zu. Ich merke, wie Rosas Augen sich mit einem Mal auf uns konzentrieren. Die kalte Hand auf meiner Schulter lässt mich erstarren. Ich kann mir vorstellen, was in ihrem Kopf herumschwirren muss. Sie hat ja keine Ahnung von all dem. Sie will nur nett sein, denke ich. Aber das bringt rein gar nichts. Wenn ich etwas in den letzten Wochen gelernt habe, dann ist das, dass 'nett sein' nicht sofort bedeutet, dass es wirklich nett gemeint ist. Es mag eine Schutzreaktion sein. Die Reinigung des eigenen Gewissens-- sodass man nicht nett zu dem Opfer ist, weil es Hilfe braucht, aber man sich selbst helfen will.

"Damiens Schwester war obdachlos. Sie war eine Obdachlose, genau wie ich.", sage ich und denke über meine Worte nach. Damien kann niemanden helfen. Er ist derjenige, der Hilfe benötigt.



Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Where stories live. Discover now