Kapitel 26

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"Damien, ich..." Seine aufdringliche Art, die jedoch rein gar nicht körperlich ist -- im Gegenteil -- beunruhigt mich. Vom Herzen, bis in die Fingerspitzen spüre ich die Anspannung in der dicken Luft.

"Warum betrinkst du dich?", fragt er mich mit einem eindringlichen Blick.

"...Ich wusste nicht, dass der Wein so viel wert war...", gebe ich zu. "Das wollte ich wirklich nicht."

"Ach Quatsch! Mir geht es doch nicht um diese blöde Weinflasche. Viel mehr würde mich interessieren, warum du nach ihr gegriffen hast!?" Er stützt sich mit den Armen auf dem Bett ab. Ich stehe auf und möchte lieber gehen, als mich ihm zu stellen. Aber er greift nach meinem Arm. "Ist es denn so schwer, mir nur diese eine Frage zu beantworten?"

Ich schaue zu ihm auf -- in seine eisblauen Augen, die mich erwartungsvoll mustern. Und wieder einmal fühle ich mich, wie ein Geschäftsdeal, den er entweder ablehnen oder annehmen wird. Ich bin mir jedoch nicht sicher, wie ich seinen Blick deuten soll. Will er auf mich eingehen oder mich im nächsten Moment wieder fallen lassen?

"Ich denke, ich gehe lieber. Ich gehöre hier sowieso nicht her...Ich...Ich denke, du wirst verstehen, dass ich dir den Wein nicht zurückbezahlen kann-"

"Aber mir geht es nicht um den Wein!"

"Mir aber!"  Er lässt auf der Stelle meinen Arm los. "Du weißt nicht, wie ich mich hier wirklich fühle. Einerseits erlebe ich die beste Zeit meines Lebens, anderseits hab ich jeden weiteren Tag, den ich in deinem Appartement verbringe, Angst. Ich traue mich nicht, die Tassen aus der Küche zu berühren, weil ich Angst habe, sie würden zerbrechen. Ich traue mich nicht im Flur an der schmalen Vase vorbeizugehen, weil ich Angst habe, ich könnte sie umwerfen." Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr mich all diese Dinge von innen auffressen -- jetzt, wo es endlich ausgesprochen wurde. "Ja, selbst vor dir habe ich Angst. Du bist ein Anzugträger...und ich nur eine dumme Obdachlose, die nicht einmal Lesen und Schreiben kann. Und ich bereue es, dass ich diesen teuren Wein mit den Lippen berührt habe, denn ich weiß, dass ich meine Schulden niemals begleichen kann." Ich spüre die warme Nässe auf meinen Wangen und blicke vor Scham auf den Boden.

Damien steht verdutzt vor mir, ohne es auch nur zu wagen, ein Wort über seine Lippen zu bringen.

"Und beantworte du mir nur eine einzige Frage: Warum hast du mir wirklich das Leben gerettet?" Die Tränen in meinen Augen blockieren die Sicht. Aber ich weiß genau, wie ich ihn mit der Frage überrumpelt habe.

"Birdie..." Er nimmt sich sein graues Jacket und zieht es wieder über. "Das kann ich dir nicht sagen.", gibt er zu und greift nach dem Türhenkel. Ich lege meine Hand auf seine. Als meine Sicht wieder klarer wird und ich seinen Gesichtsausdruck versuche zu deuten, weicht er meinen Blicken aus. "Tut mir leid.", ist seine Antwort, bevor er die Tür öffnet und die Treppen hinunter verschwindet. "Du hast den Wein nicht einmal genießen können.", höre ich ihn flüstern, dann taucht Rosas Stimme auf einmal im Chaos auf. "Ich gehe zurück ins Büro.", sagt Damien ihr und als ich ihm hinterher sehe, öffnen sich gerade die Fahrstuhltüren. Rosa blickt zu mir auf und erkennt sofort meine Tränen.

"Mir geht es gut.", will ich ihr versichern, aber sie glaubt mir kein Wort.









Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt