Kapitel 1. ~ Typisch Liam*

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Kapitel 1. - Typisch Liam

2 Jahre später

,,Beeil dich, Cathy. Sonst kommt du wieder zu spät!'', meckerte meine Mum und zog die Gardinen in meinem Zimmer zurück. Sofort kniff ich die Augen zu und zog mir die Decke über den Kopf. Ich hasste aufstehen.

,,Noch 5 Minuten.'', murmelte ich und drehte mich unter meiner Decke auf die andere Seite. Es war einfach noch viel zu früh.

,,Ich kenne deine 5 Minuten, die werden immer zu einer halben Stunde.'' Ich hörte ihre Schritte näher kommen und bevor ich mich irgendwie verteidigen konnte, hatte ich keine Bettdecke mehr.

,,Ist ja gut.'' Genervt streckte ich mich einmal und setzte mich dann langsam auf. ,,Ich muss nur erst wach werden.''

,,Wenn du in einer halben Stunde nicht unten bist, komm ich mit einem Eimer Wasser wieder.'', drohte sie mir noch, bevor sie die Bettdecke einfach auf mich drauf warf und mein Zimmer verließ.

Kurz spielte ich mit dem Gedanken mich einfach wieder hinzulegen und den Eimer Wasser in kauf zu nehmen, verwarf ihn dann aber schnell auch wieder. Ich wusste aus Erfahrung, dass meine Mum die Sache mit dem Eimer Wasser wirklich durchziehen würde und das wollte ich nicht riskieren. Also stand ich gähnend auf und schlurfte ins Bad. Meiner Meinung nach, sollte die Schule mindestens eine Stunde später anfangen, aber naja.

Nachdem ich mich gewaschen und mir die Haare gekämmt hatte, ging ich unmotiviert zurück in mein Zimmer und öffnete meinen Kleiderschrank, der genauso weiß war wie der Rest meines Zimmers. Ich stand einfach auf weiß. Es sah modern und edel aus und es passte zu allem. Also perfekt für mich.

Die Wahl meiner Kleidung viel mir nicht sonderlich leicht. Wie jeden Morgen. Entweder hatte ich zu wenig oder zu viel Auswahl, was oft echt ätzend war.
Letztendlich entschied ich mich für eine schwarze Jeans und ein rotes Top das am Rücken senkrechte Träger hatte. Dann lief ich zurück ins Bad um mich zu schminken und mir die Haare zu einem Zopf zu binden. Für offene Haare war es einfach zu warm.

Mitten auf der Treppe blieb ich stehen da mir eingefallen war, dass ich meine Tasche noch gar nicht gepackt hatte. Also drehte ich wieder um und lief zurück in mein Zimmer.
Da ich Abends nie Lust hatte meine Tasche zu packen oder es vergaß machte ich das immer morgens, aber dann gab es natürlich auch Tage da vergaß ich es sogar ganz.

Als ich dann doch nach genau 29 Minuten in der Küche stand, war ich schon echt stolz auf mich. Meine Mum hatte mir schon eine Schüssel Müsli auf den Tisch gestellt und saß selber am ihrem Stammplatz, las Zeitung und trank ihren Kaffee. Ich hatte noch nie verstanden wie sie schwarzen Kaffee trinken konnte. Mir war der viel zu bitter, aber wenn es ihr schmeckt.

,,Wann kommt Liam nochmal um dich anzuholen?'', fragte sie und sah auf, als ich mich ebenfalls an den Tisch setzte und nach der Schüssel griff.

,,In 10 Minuten.'', antwortete ich nach einem Blick auf die Uhr und fing an zu essen.
Sie nickte einfach nur und widmete sich wieder ihrer Zeitung.

Liam holte mich schon seit Jahren morgens für die Schule ab. Früher sind wir dann immer mit dem Fahrrad gefahren, aber seit er einen Führerschein und ein Auto hat, nutzen wir lieber das. Es war einfach wesentlich praktischer und gemütlicher. Vor allem für mich. Ich hasste nämlich Fahrrad fahren.

Nachdem ich mein Müsli aufgegessen hatte, stellte ich die Schüssel in die Spülmaschine und lief nochmal nach oben, um mir die Zähne zu putzen. Kaum war ich fertig klingelte es auch schon an der Tür.

Schnell schnappte ich mir meine Tasche und lief wieder runter. Unten zog ich mir meine Schuhe und meine Jacke an, rief meiner Mum noch ein ,,Tschüss.'' zu und ging dann.

Draußen stand schon Liams schwarzer Ford mit geöffneter Beifahrertür und seiner komischen Rap Musik. Seufzend stieg ich ein und drehte auch sofort die Musik leiser. Diese Musik war einfach ätzend.

,,Hey, Kätzchen.'', begrüßte er mich grinsend, nachdem ich die Beifahrertür geschlossen hatte. Er wusste genau wie sehr ich diese Musik hasste. Das war nicht mal richtige Musik. Klar, es war sein Auto und er konnte hören was er wollte, aber ich glaubte, dass er die Musik nur laufen ließ, um mich zu ärgern.

,,Hey.'', gab ich nur zurück und schnallte mich an.
,,Hast du für deinen Test gelernt?'' Schmunzelnd schaute er zu mir rüber und startete den Wagen. Genervt stöhnte ich auf.
Den Test hatte ich total vergessen.

,,Wie kommt es, dass du besser über meine Tests Bescheid weißt als ich?'', fragte ich zurück und strich mir eine Strähne, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte, zurück. ,,Und hättest du mich da nicht früher dran erinnern können?''

,,Tu ich nicht. Du bist einfach nur überdurchschnittlich vergesslich.'', meinte er und lachte, als er sah wie ich beleidigt das Gesicht verzog. So vergesslich war ich gar nicht.

,,Du bist so ein Arsch, Liam!'' Ich schlug ihm leicht gegen die Schulter und fing auch an zu lachen.

,,Ich sag dir nur die Wahrheit.'', verteidigte er sich und lenkte den Ford auf den Parkplatz unserer Schule. An unserer Schule gab es einen Parkplatz, der ganz allein für die Zwölfer reserviert war und da Liam schon in die Zwölfte ging, konnte er hier ohne Probleme parken. Die anderen müssten entweder laufen oder einfach woanders parken.

,,Wir sehen uns in der Pause, okay?'', fragte er mich nach dem er geparkt hatte. Auch wenn wir uns eh jede Pause sahen, fragte Liam trotzdem jedes mal nach. Das war irgendwie sein Ding.

,,Klar. Wie immer, Li.'' Grinsend drückte ich ihm noch einen Kuss auf die Wange und stieg dann aus.

Auch wenn wir nicht mehr zusammen sind, ist es überhaupt nicht komisch zwischen uns. Zum Glück. Damals hatte ich echt Angst, dass die Stimmung so seltsam zwischen uns wird, dass wir uns nicht mal mehr normal in die Augen sehen können. Liam und ich waren ein bisschen über ein halbes Jahr zusammen gewesen und haben dann gemerkt, dass es einfach nicht klappt.

Früher dachte ich immer, dass Mädchen und Jungen Freundschaften auf Dauer nicht gut gehen können. Liam dachte das auch, aber wir haben uns anscheinend getäuscht. Klar, kann es mal eine kleine Schwärmerei geben, dass ist normal. Aber meine große Liebe war Liam nicht und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie nicht mit 17 Jahren finden würde. Dafür hatte ich noch genug Zeit.

Bei Liam war das aber anscheinend ganz anders. Er war seit 11 Monaten mit Samantha zusammen und die beiden waren echt süß zusammen, auch wenn ich das nicht in Liams Nähe sagte. Er meinte nämlich immer, er wäre nicht süß. Jungs halt.

Natürlich war ich erst ein bisschen skeptisch, aber Samantha war echt in Ordnung. Sie ging zwar schon seit der 5 Klasse in meinen Jahrgang, aber bevor sie mit Liam zusammen kam, hatte ich eigentlich so gut wie nichts mit ihr zu tun.

,,Cat!'' Die Stimme meiner besten Freundin Talia, riss mich grob aus meinen Gedanken. Im Gegensatz zu vielen anderen, war ihr so gut wie nichts peinlich, also interessierte es sie herzlich wenig, dass der halbe Schulhof sich nach ihrem Gebrülle zu ihr umdrehte und ihr blöde Blick zuwarf. In der Hinsicht war sie wie ich. Einfach ein bisschen durch geknallt.

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