Kapitel 9. ~ Lagerfeuer und Gruselgeschichten*

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Kapitel 9. - Lagerfeuer und Gruselgeschichten

Die nächsten Tage gab es nur noch ein Gesprächsthema - neben dem Sommerball selbstverständlich - und das war das jährliche Lagerfeuer.
Schon seid Jahren wurde an dem See, der hinter unserer Schule war, immer genau zwei Tage vor dem Sommerball, ein Lagerfeuer veranstaltet.
Das war sowas wie eine Tradition hier in Housten. Soweit ich wusste fand es immer zwei Tage vor dem Sommerball statt, damit man für den Ball ausgeschlafen war, da das Lagerfeuer logischerweise nachts stattfand. Obwohl der See eigentlich schon vor ungefähr vier Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt worden war, schlichen sich jedes Jahr die zwölften und dreizehnten Klassen der Housten High School nachts von Zuhause weg, um diese Tradition fortzuführen.

Direkt neben dem See gab es eine Stelle, an der irgendwann mal mit Steinen die Lagerfeuerstelle markiert wurde und drum herum lagen Baumstämme, die als Bänke dienen sollten. Jedes Jahr freuten sich die neuen zwölften Klassen, dass sie endlich dabei sein konnten, wobei ich meinte, dass sie sich mehr auf den Alkohol, die schlechten Gruselgeschichten und das Flaschendrehen freuten, als auf das eigentliche Lagerfeuer.

So wie Talia und ich. Schon seit wir den ersten Tag an dieser Schule verbracht und von dem Lagerfeuer gehört hatten, wollten wir unbedingt dabei sein. Auch wenn wir jetzt noch in der elften Klasse waren nahmen Liam, Matt und Damon uns mit, da wir ja ihre Ballbegleitungen waren. Wenn bei mir auch etwas unfreiwillig.

Ich hatte jetzt schon gefühlte Tausendmal auf meine Zimmeruhr und immer wieder aus dem Fenster geschaut, um Talia und Matt nicht zu verpassen. Beide wollten Punkt 23:30 Uhr draußen auf mich warten, damit wir zusammen hingehen konnten. Eigentlich wollten Liam, Sam und Damon auch hierher kommen, aber das wäre dann doch zu auffällig gewesen.

Es waren jetzt noch genau 5 Minuten bis halb zwölf und ich hatte immer noch Schiss, dass meine Eltern aufwachen und mich erwischen könnten. Sie fanden es nämlich nicht so super, dass ihre 17-jährige Tochter, sich nachts mitten im Wald, bei einem Lagerfeuer betrank, da dass ihrer Meinung nach viel zu gefährlich wäre. Die Lehrer unserer Schule waren da nicht anders. Sie hatten sogar schon einige Male versucht diese Tradition abzuschaffen, nur hatte es zum Glück nie geklappt.

Nach weiteren 2 Minuten hatte ich keine Lust mehr zu warten und öffnete, so leise ich konnte, meine Zimmertür und schloss sie hinter mir auch wieder. Dann schlich ich durch denn Flur und blieb an der Treppe stehen.

Mist! Wie kam ich da jetzt am besten da runter, ohne das eine der Stufen quietscht?

Vorsichtig setzte ich einen Fuß an den Rand der ersten Treppenstufe und testete, ob sie Geräusche machte.

Als die Treppe kein quietschen von sich gab, atmete ich erleichtert aus.

Glück gehabt.

Ich klammerte mich mit beiden Händen am Geländer fest, damit ich mein Gleichgewicht besser halten konnte und machte den nächsten Schritt. Wieder bleib alles leise.

Als ich dann endlich unten angekommen war, schnappte ich mir meine Jacke und zog meine Schuhe an. Mit meinem Handy leuchtete ich über die Kommode, nahm mir meine Schlüssel und öffnete damit die Haustür. Hinter mir schloss ich sie wieder ab und steckte den Schlüssel dann in meine Jackentasche.

,,Kat.'', hörte ich eine Stimme flüstern und drehte mich erschrocken um.

Talia und Matt standen, beide in schwarzen Jacken, an unserem Gartentor und grinsten mich an.

,,Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.'', meinte Matt und versuchte sich ein Lachen zu verkneifen.

Augenverdrehen stieg ich die Stufen zu unserer Eingangstür runter und ging durch das Gartentor.

,,Wisst ihr, wo wir lang müssen?'', fragte ich die Montgomery-Geschwister, als ich vor ihnen stand und zog den Reisverschluss meine Jacke zu.

,,Klar. Nicht jeder hat so einen schlechten Orientierungssinn wie du, Kat.'', gab Talia schmunzelnd zurück.

,,Na und? Es ist dunkel.'' Kindisch wie ich war steckte ich ihr die Zunge raus und wandte mich dann an Matt. ,,Also, wo geht's lang?''

,,Lauft mir einfach hinterher.'', antwortete er knapp und ging auch schon los.

Talia und ich folgten ihm schweigend und schauten uns immer wieder um, um sicher zu gehen, dass wir nicht erwischt wurden. Ich wusste selbst, dass wir uns ziemlich Paranoid verhielten, aber das war in so einer Situation wahrscheinlich normal.

,,Machen wir uns übermorgen bei dir oder bei mir fertig?'', fragte Talia mich irgendwann und unterbrach damit die Stille.

,,Bei mir. Dort ist nämlich kein Matt, der 3 Stunden lag das Badezimmer blockiert.'', entschied ich und schaute mich wieder einmal um.

,,Ich muss halt gut aussehen.'', mischte sich Matt jetzt ein. ,,Schönheit braucht Zeit.''

,,Dann musst du ja richtig hässlich aussehen, wenn du drei Stunden brauchst, um dich zu stylen.'', konterte ich grinsend und Talia streckte ihr Hand für ein High Five aus.

Lachend schlug ich ein und hakte mich dann bei ihr unter.

20 Minuten später waren wir dann endlich an der Schule und steuerten auf den angrenzenden Wald zu.

,,Hört ihr das?'', fragte Matt plötzlich und drehte sich zu uns um. ,,Das sind bestimmt die anderen.''

Tatsächlich hörte man die anderen lachen und sich unterhalten. Je weiter wir in den Wald hinein liefen, desto lauter wurden die Stimmen und langsam konnte man schon das Licht vom Lagerfeuer erkennen.

,,Endlich sind wir da.'' Talia klatschte aufgeregt in die Hände und lief, immer noch mit meinem Arme, der bei ihr untergehakt war, ein bisschen schneller.

Als wir dann endlich ankamen, wurde uns allen als aller erstes ein Bier in die Hand gedrückt.

,,Setzt euch einfach irgendwo hin, wir fangen gleich mit den Gruselgeschichten an.'', meinte der Junge, der uns auch das Bier gegeben hatte und verschwand sofort wieder.

Ich schaute mich um und entdeckte Liam, Damon und Sam auf meinem Baumstamm rechts vom Lagerfeuer sitzen.

,,Da sind die Anderen, lasst uns dort hingehen.'' Ich nickte mit dem Kopf in die Richtung, in der Liam und der Rest saß.

Ohne auf eine Antwort zu warten, steuerte ich auf den Platz links neben Liam zu und ließ mich, dort angekommen, auf den Baumstamm fallen.

,,Hey.'', begrüßte ich die Liam und Sam lächelnd.

,,Hey, Kathy.'' Liam lächelte ebenfalls und legte mir einen Arm um die Schulter. Sam winkte mir zu Begrüßung einmal grinsend zu und lehnte sich dann gegen Liams Arm. Damon hatte mich nicht mal gehört, da er und Talia anderweitig beschäftigt waren und Matt hatte sich zu Freunden aus seiner Klasse gesetzt.

,,Okay, seid alle mal bitte leise.'', rief der Junge von eben und nacheinander unterbrachen alle ihre Gespräche und widmeten ihm ihre Aufmerksamkeit. ,,Es ist jetzt Mitternacht und das heißt, es ist Zeit für die Gruselgeschichten!"

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