Kapitel 10. ~ Jason Shawn*

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Kapitel 10. - Jason Shawn

,,Also, ich weiß zwar nicht, wer oder wie viele von euch die Legende von Jason Shawn schon kennen, aber ich werde sie trotzdem noch mal erzählen.'' Ein paar der Anwesenden nickten wissend, als er das sagte, aber die Mehrheit schaute ihn einfach weiterhin ahnungslos an. Ich mit eingeschlossen. ,,Ach und ich bin Jack, nur für die, die das noch nicht wussten.''

,,Kennst du die Geschichte?'', fragte ich Liam flüsternd und drehte mich ein bisschen, sodass ich ihm ins Gesicht schauen konnte.

,,Nein, aber sie wird glaub ich jedes Jahr wieder erzählt.'', antwortete er schulterzuckend.

Ich nickte einfach nur und widmete meine Aufmerksamkeit wieder Jack, der immer noch auf seinem Platz stand und wartete, dass das Getuschel aufhörte.

,,Also, vor ungefähr 30 Jahren lebte hier in Housten ein Junge. Er war nicht wirklich beliebt in der Schule und wurde von den anderen Kindern gemobbt, da alle ihn für seltsam und verrückt hielten. Was wahrscheinlich dran lag, dass er nie mit jemandem sprach, dauernd diesen leeren Blick drauf hatte und in dem Gruselhaus in der Oakdale Street. Aber das war nicht alles. Jason soll von einem seiner Lehrer das Lineal geklaut haben und einem Jungen aus seiner Klasse, ohne Grunde, damit mitten ins Gesicht geschlagen haben. Natürlich wurde er dafür bestraft, aber er wollte seinen Fehler nicht einsehen.'' Jack machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. ,,Im Gegenteil, es schien ihm sogar Spaß gemacht zu haben. Ab dem Tag fing Jason an, andere Kinder zu schlagen und beleidigen, so wie sie es mit ihm gemacht hatten. Aber eines Tages kam er nicht mehr zur Schule, obwohl seine Eltern gegenüber der Polizei meinten, dass er morgens ganz normal los gegangen sei. Eine Woche später, wurde in genau diesem Wald hier seine Leiche gefunden. Wer ihn umgebracht hatte oder warum, wurde niemals heraus gefunden, aber seine Seele soll immer noch auf dieser Erde wandeln und seinen Mörder suchen.'' Jack beendete seine Geschichte grinsend und sofort fing das Getuschel wieder an.

,,Das war irgendwie die mieseste Gruselgeschichte, die ich jemals gehört habe.'', meinte ich und nahm einen Schluck von meinem Bier. ,,Und die erfundenste."

Ich verstand nicht wirklich, wie manche sich allen Ernstes auf so eine dämliche Gruselgeschichte freuen konnten.

,,Wetten, dass er sie sich gerade selbst ausgedacht hat?'', fragte Sam und seufzte. ,,Jetzt weiß ich auch, warum sich hier alle besaufen wollen. Noch so eine schlechte Story halte ich nüchtern auch nicht aus.''

,,Ganz deiner Meinung.'' Grinsend reichte ich ihr meine Flasche, da ich sah, dass sie selber keine hatte und ich mit ihr mitfühlte.

,,Kommt schon. So schlimm war sie jetzt auch wieder nicht.'', sagte Liam schmunzelnd.

,,Doch, Liam. Hör auf da noch irgendwas von retten zu wollen, dass klappt nämlich eh nicht.'' Talia ließ sich neben mich fallen und wäre fast wieder hinten rüber gekippt, aber ich konnte sie noch rechtzeitig festhalten.

,,Bist du jetzt schon betrunken? Wir nicht mal ne halbe Stunde hier!'' Ich hielt sie an der Schulter fest und schaute ihr prüfend ins Gesicht. Ihre Augen waren leicht glasig und sie grinste mich blöd an, nur ihre Stimme war normal.

Jap, sie war total dicht.

,,Nein, Kathy. Ich bin stocknüchtern und du musst mich auch nicht festhalten, ich sitze hier wie ein Ast in der Brandung.'', meinte sie ernst. Ich verdrehte die Augen.

Klar, ich merk's.

,,Ein Fels.", verbesserte ich sie.
,,Was?" Verwirrt schaute sie mich an.

,,Wie ein Fels in der Brandung.", erklärte ich lachend. ,,Nicht wie ein Ast."

,,Hier, dein Bier.'' Sam wollte mir meine Flasche wieder geben, aber ich schüttelte nur den Kopf.

,,Ne Falsche Wasser könnte ich jetzt mehr gebrauchen.''

Sie warf einen Blick auf Talia und stand auf. ,,Ich hol dir eine.''

,,Talia? Alles klar?'', fragte jetzt auch Liam und runzelte besorgt die Stirn.

,,Jap, alles bestens.'', antwortete sie und legte ihren Kopf auf meine Schulter.

,,Kannst du mal bitte Damon holen gehen, Li? Ich glaube Talia sollte jetzt besser nach Hause.'' Liam nickte und machte sich sofort auf die Suche nach ihm.

,,Ich will noch nicht nach Hause. Wir sind doch gerade erst gekommen.'', nuschelte Talia in meine Jacke und seufzte.

,,Ja und du bist jetzt schon dicht.''

,,Na und? Ich dachte, das hier wäre ne Party.'', jammerte sie weiter.

Ich lachte und tätschelte ihr mit einer Hand auf den Kopf.

,,Hier, das Wasser.'' Sam stand plötzlich wieder neben mir und reichte mir eine kleine Flasche Wasser. ,,Wo ist Liam?''

,,Er holt Damon, und danke für das Wasser.'', antwortete ich lächelnd und schob Talia ein Stück von mir weg. ,,Du trinkst jetzt die Flasche aus und zwar alles.''

Wiederwillig nahm sie die Flasche, die ich ihr hinhielt und öffnete sie.

,,Wirklich alles?'', fragte sie totunglücklich nach, während sie die Flasche betrachtete.

,,Ja, alles.''

,,Na gut.'' Sie seufzte und fing an zu trinken.

,,Talia! Kann man dich nicht mal 5 Minuten alleine lassen?'' Ein aufgebrachter Damon kam auf uns zu, gefolgt von Liam, der mal wieder grinste.

,,Damon!'', quietschte sie glücklich und schleuderte gleichzeitig die noch offene Wasserflasche auf Sam und mich.

,,Talia!'', riefen wir beide synchron und sprangen erschrocken auf.

,,Ups, sorry.'', kicherte sie und fing ohne Vorwarnung an, mit ihrem Pulli in meinem Gesicht rum zu wischen.

,,Damon, nimm sie bitte weg.'', nuschelte ich unter ihrem Pulli.

,,Klar, komm Talia wir gehen nach Hause.'' Damon zog sie von mir weg und legte ihr einen Arm um die Taille, um sie zu stützen.

,,Ich seh jetzt aus wie ein Waschbär oder?'', fragte ich Liam und Sam.

Sie nickten nur grinsend und ich wischte mir seufzend sie Wimperntusche unter meinen Augen weg.

Notiz an mich selbst: Niemals einer betrunkenen Talia eine offene Wasserflasche geben, wenn ich in der Nähe bin.

,,Du siehst trotzdem noch toll aus, Babe.'', sagte eine Stimme hinter mir, die eindeutig zu Matt gehörte.

,,Du siehst mich nur von hinten Matt.'', erinnerte ich ihn und drehte mich schmunzelnd zu ihm um.

,,Ja eben.'', gab er zurück und schenkte mir sein typisches Matt-Grinsen. Er bekam von mir nur einen Dein-Ernst-Blick und räusperte sich schnell. ,,Ich wollte natürlich sagen: Du siehst immer fantastisch aus.''

,,Gut gerettet.'', lobte ich ihn.

,,Wer kann, der kann.'', konterte er stolz und legte mir dann einen Arm um die Schulter. ,,Stimmt es, dass meine Schwester jetzt schon dicht ist?''

,,Jap. Damon bringt sie gerade nach Hause.'', antwortete ich ihm.

,,Also sind die beiden nicht da und deine anderen Freunde sind gerade beschäftigt, dass heißt wir haben Zeit für uns.'' Matt schaute grinsend zu mir runter und zog mich noch näher zu sich heran.

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