Kapitel 7. ~ Männergespräche*

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Kapitel 7. - Männergespräche

Vier Tage später saß ich zusammen mit Liam in einer kleinen Eisdiele bei uns um der Ecke.

Nachdem ich am Donnerstag mit Matt aus der Stadt zurück gekommen war, hatte ich Talia sofort angerufen und sie gefragt, ob sie wirklich versucht hatte mich und ihren Bruder zu verkuppeln. Zu ihrer Verteidigung meinte sie jedoch nur, dass Liam schon seit 11 Monaten eine neue Freundin hatte und ich eben noch keinen neuen Freund. Tolles Argument. Als müsste ich unbedingt einen Freund haben.

Aber da ich wusste, dass sie es nur gut meinte und ich ihr sowieso nicht lange böse sein konnte, tat ich es mit den Worten, dass sie es einfach nicht nochmal machen sollte, ab und legte nach ein paar Minuten auf.

,,Gleich kannst du dein Eis trinken, Kat.'' Liam amüsierte Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute verwirrt zu ihm rüber.

,,Was?'', fragte ich durcheinander und brachte ihm damit zum Lachen.

,,Dein Eis.'', wiederholte er grinsend und deutete auf meinen Eisbecher, in dem das Schokoladeneis langsam anfing zu zerlaufen. ,,Es schmilzt.''

,,Na toll.'', grummelte ich und rührte mit meinem Löffel durch die Pfütze Schokoeis. ,,Egal, dann trink ich es halt.'' Ich zuckte mit den Schultern.

,,Sam hat mir gestern erzählt, dass du letztens mit Matt in der Stadt warst. Seit wann hast du was mit ihm zu tun?'', fragte Liam plötzlich, als ich gerade das geschmolzene Schokoladeneis aus meiner Schale schlürfen wollte. Überrascht ließ ich sie wieder sinken und schaute ihn stirnrunzelnd an.

,,Ich hatte schon immer was mit Matt zu tun. Er ist schließlich Talias großer Bruder.'', antwortete ich stirnrunzelnd und hob die Schale wieder an. ,,Und außerdem ist das jetzt schon vier Tage her.''

,,Ja schon, aber du bist nie alleine mit ihm irgendwo hingegangen. Außerdem hast du immer gesagt, du könntest ihn nicht ausstehen, weil er immer so arrogant ist.'' Misstrauisch beäugte er mich und ich seufzte einmal. So hatte ich das zwar nicht ausgedrückt, aber gut.

,,Er ist doch nicht so schlimm wie ich dachte.'' Grinsend löffelte ich den letzten Rest von meinem Eis aus der Schale und lehnte mich dann ihm Stuhl zurück.

,,Ach ja? Und seit wann?'' Liam grinste jetzt ebenfalls und beugte sich interessiert ein kleines Stück über den Tisch.

,,Seit er mich gefragt hat, ob wir zusammen zum Sommerball gehen und ich mit ihm in der Stadt ein Kleid kaufen war.''

,,Du gehst mit Matt auf den Sommerball?'', fragte Liam erstaunt und lehnte sich jetzt auch zurück. ,,Und du warst ein Kleid mit ihm kaufen?"

,,Ja, gehe ich und ja war ich.'' Wieso überraschte ihn das so?

,,Aha, und wann hattest du vor mir das zu sagen?'', Vorwurfsvoll verschränkte die Arme vor der Brust. Warum benahm er sich jetzt so?

,,Keine Ahnung. Du bist zwar mein bester Freund, aber ich hätte nicht gedacht, dass du mit mir über Jungs reden willst.'', antwortete ich ehrlich und strich mir eine meiner Haarsträhnen hinters Ohr.

,,Doch natürlich. Ich, als dein bester Freund, muss schließlich auf dich aufpassen und verhindern, dass du dir von irgendeinem Arschloch das Herz brechen lässt.'', meinte er wie selbstverständlich und lächelte mich leicht an.

,,Ach echt? Seit wann ist das denn deine Aufgabe?'' Diese Situation war in gewisser Hinsicht schon echt merkwürdig. Matt hatte Recht. Ich meine, wir waren mal zusammen und quatschten jetzt über die Dates des anderen. Oder eher über meine.

,,Du hast keinen großen Bruder. Also ist es doch klar, dass sowas dann meine Aufgabe ist.'', erklärte er mir und schaute mich an, als wäre das alles total logisch und nur ich checkte mal wieder nichts. Was oft aber leider tatsächlich der Fall war. Es gab Situationen bei denen jeder wusste was gemeint war und ich hatte einfach nicht den blassesten Schimmer. Aber wahrscheinlich war ich einfach etwas langsam.

,,Wenn du das sagst, Li.'', gab ich kichernd zurück und hob abwehrend meine Hände.

,,Hey, Leute.'' Eine tiefe Stimme unterbrach unser Gespräch und wir drehten uns gleichzeitig in die Richtung , aus der die Stimme kam.

Keine zwei Meter von uns entfernt stand Nathan mit den Händen in seinen Hosentaschen und seinem typischen Grinsen im Gesicht.

Erst jetzt viel mir auf, wie viele Tattoos Nathan wirklich hatte. Seine Arme waren voll davon und sogar sein Hals war tätowiert.

Irgendwie stand ihm das.

Wenn man seine Tattoos so sah, könnte man echt denken er wäre gefährlich oder so und seine schwarze Lederjacke und seine schwarze Jeans machten es nicht wirklich besser. Dabei war er so ziemlich das Gegenteil. Zumindest soweit ich das beurteilen konnte.

,,Hey.'', antworteten Liam und ich synchron und schauten und danach grinsend an.

,,Und alles gut?'', fragte ich Nathan, als er sich seine Jacke auszog und sich dann zu uns an den Tisch setzte. Sein dunkelgraues Shirt spannte sich über seine muskulösen Oberarme, sodass ich kurz abgelenkt wurde.

,,Ja und bei dir?'' Schmunzelnd schaute er mich und dann Liam an.

,,Auch.'', sagte ich schnell und hoffte, dass keiner von meinen mein kurzes Starren bemerkt hatte.

,,Gehst du zum Sommerball? Du bist schließlich in Liams Jahrgang.'' Fragend schaute ich ihn und holte gleichzeitig mein Handy aus meiner Jackentasche und entsperrte den Display.

Unhöflich, ich weiß.

Ich hatte 2 verpasste Anrufe von meiner Mum  und eine ungelesene Nachricht von Matt. Da ich weder Bock hatte meine Mum zurück zu rufen oder auf Matts Nachricht zu antworten, packte ich es wieder weg und widmete Nathan meine volle Aufmerksamkeit.

,,Weiß ich noch nicht, aber ich denke schon. Hab am Samstag eh nichts besseres zu tun.'' Schulterzuckend nahm er meine unbenutzte Servierte in die Hand und begann sie zu zerpflücken.

,,Du musst auf jeden Fall kommen. Auf dem Ball sind auch immer irgendwelche scharfen Mädchen, die alleine gekommen sind.'' Liams Grinsen, mit den er zu Nathan rüber schaute, war mehr als zweideutig und Nathan erwiderte es sofort. Ich verdrehte die Augen. Das war ja wieder typisch.

,,Okay, ich glaube wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem ich dieses Gespräch nicht weiter führen möchte.'' Auf keinen Fall wollte ich Teil eines ,,Männergespräches'' werden, da mir das nämlich schon mal passiert war und ganz sicher zu den Dingen gehörte die ich am liebsten wieder vergessen würde.

Das letzte Mal, war ich bei Liam und irgendwann sind seinen Arschloch-Freunde vorbei gekommen. Eigentlich nicht wirklich schlimm, aber schon nach einem Bier fingen sie an sich gegenseitig ihre Bettgeschichten zu erzählen und jetzt wusste ich Dinge, die ich am liebsten nicht hätte wissen wollen. Das waren definitiv keine Sachen, auf die ich stolz sein würde, aber die Jungs schienen das tatsächlich anders zu sehen. Klar, hätte ich auch einfach gehen können, aber Liam meinte ja mich als lebendiges Kissen benutzen zu müssen und sah auch nicht ein mich wieder loszulassen.

Natürlich hatte ich Liam am nächsten Tag sofort klar gemacht, dass er mir das nächste mal Bescheid sagen sollte, damit ich noch rechtzeitig verschwinden konnte, wenn seine Freunde mal wieder bei ihm auftauchten.

,,Schon gut, Kat.'', beruhigte Liam mich lachend und pikste mir einmal spielerisch in die Seite.

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Oben ist ein Bild von Nathan.

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