Part 16

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"NICHT DEIN ERNST!" Stoßt es Kevin ungläubig aus, nachdem ich ihm stolz von meiner Flucht aus der Gefangenschaft aka mein Zimmer erzählt habe. Ich nicke nur und kann ein Grinsen nicht unterdrücken, wir sind uns zufällig in der Bahn über den Weg gelaufen da er ebenfalls zu Lyods Party eingeladen ist. "Echt, Joyce, ich wusste dass in dir 'ne kleine Rebellin steckt aber das, alter Respekt!" Hängt er es noch begeistert dran und ich platze fast vor Stolz "Haha jaa, aber ohne Scheiß ich dachte echt ich stürze in meinen Tod. Stell dir vor Basti hätte das dann mitbekommen, was denkst du dir wie er sich dann in den Arsch gebissen hätte, dass er mich nicht einfach hat gehen lassen!" Lache ich, obwohl da schon etwas Wahrheit dran ist. Mittlerweile kennt er mich schon gut genug um zu wissen dass ich mir nichts sagen lasse, und wenn mir was passiert nur weil er mir was verboten hat, wäre es ja auch nur seine Schuld. Langsam sollte er mal lernen, mich in Ruhe zu lassen und mir überhaupt nichts mehr zu verbieten. "Ich glaube aber du wirst dir später erst mal richtig in den Arsch beißen, wenn er herraus findet dass du abgehauen bist" Zerstört nun Kevin meinen Triumph und holt mich in die Realität zurück, während wir aus der Bahn aussteigen und uns auf den Weg zu Lyods Haus machen. Ich schüttel verneinend den Kopf "Quatsch, der findet das schon nicht herraus. Ich hab mein Zimmer von Innen abgeschlossen und den Schlüssel mit genommen, falls er klopfen sollte oder keine Ahnung was wird er auch nicht all zu überrascht sein dass ich nicht antworte. Würde ich auch nicht wenn ich zu Hause wäre, und nach der Party werde ich ganz leise wieder mein Zimmer aufschließen und ins Bett gehen. Der bekommt das schon nicht mit!" Überzeuge ich mich gerade schon mehr selber als Kevin von meinem Plan. Kevin runzelt daraufhin nur nachdenklich die Stirn "Hat dich eigentlich jemand gesehen als du da raus geklettert bist?" Fragt er nun "Nö, also ich denke nicht. Mein Fenster ist ja Richtung Hof, nicht Richtung Straße. Also da stehen nur so ein paar Autos, glaub also nicht dass mich jemand beobachtet hat." Lache ich nur, bei der Vorstellung dass mich jemand gesehen haben könnte wie ich unbeholfen, an zusammen geknoteten Bettlaken aus meinem Zimmer fliehe. Ich muss noch mehr lachen wenn ich daran denke, dass mein 'Seil' immer noch triumphierend aus meinem Zimmer weht. Nach ein paar Minuten kommen wir dann auch endlich an, man sieht schon von hier aus wie ein paar Leute Draußen stehen um zu rauchen mit Bierflaschen oder Bechern in der Hand deren Inhalt mir noch unbekannt ist. Ich richte mir noch ein Mal kurz die Haare bevor wir rein gehen, ich hasse diesen ersten Moment des Ankommens wenn man erst Mal sortieren muss wen man kennt und wen nicht. Zum Glück hab ich Kevin noch in der Bahn getroffen, damit ich nicht komplett alleine ankomme. Als wir schon fast vor der Haustür sind, sticht ein Gesicht aus einem Raucherkreis deutlich mit ihren knallroten Haaren und einem fetten Lächeln herraus. Maya! Quietschend und mit ausgebreiteten Armen kommt sie auf mich zu "OH MEIN GOTT! Wer hätte es gedacht! Joyce Pauper lebt noch!" Gibt sie es freudig wieder, während sie mich in eine feste Umarmung zieht. "Ja, gerade noch so!" Lache ich "Wieso? Wollte dich dein geiler Bruder etwa nicht gehen lassen?" Fragt sie als sie die Umarmung wieder löst und mustert mich, als hätte sie mich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Na gut, es sind bestimmt schon 2 Jahre vergangen. Sie ist eben auch eine Heimfreundschaft, wer hätte es gedacht? Damals war sie meine aller Beste, anfänglich haben wir uns garnicht verstanden, uns sogar schon ein Mal geprügelt, weil sie mich Fotze genannt hat. Sie dachte ich bin irgendeine hochnäsige Schlampe, da ich damals in der Schule echt nicht schlecht war, im Gegenteil sogar. Jedenfalls dachte ich sie wäre irgendeine abgefuckte Punkerbraut. Wer färbt sich schon mit 10 Jahren die Haare blau und sticht sich selber mit einer heißen Nadel ein Septum? Naja, jetzt hat sie rote Haare, ihr Septum hat sie immer noch und ein Unterlippenpiercing. Ob sie das auch selber gestochen hat, nobody knows. Als wir dann so 11 waren, haben wir uns immer besser verstanden, sie meinte sie hätte es respektiert dass ich richtig zuschlagen kann wenns drauf ankommt. Ich denke immer noch sie wollte einfach nur cool sein, den diesen 'Kampf' den wir da austrugen bestand hauptsächlich aus Haare ziehen und Kratzen. Jeden Falls stellte sich herraus dass sie ein ebenfalls, schwieriges Leben durchmachen musste. Ihr Eltern waren 16 und 19 als sie auf die Welt kam und höchstgradig Heroinabhängig, kaum wurde sie ihrer Mutter nach der Geburt in die Arme gelegt schon wurde sie ins nächste Heim gegeben. Sonst erzählte sie nie viel über ihre Vergangenheit, das war nicht ihr Ding genau so wenig wie meins, vielleicht ist das auch der Grund wieso wir beide uns so gut verstehen. Als wir das letzte Mal schrieben, erzählte sie dass sie momentan im betreutem Wohnen lebt, zusammen mit ihrem Freund der auch hier irgendwo auf der Party rum laufen sollte. Naja, so viel zu Maya!

"Nee, weil sie fast wie Mufasa in den Tod gestürzt wäre!" Antwortet ihr Kevin lachend, ich ziehe meine Augenbrauen zusammen "Oh mein Gott Kevin, der war selbst für dich mega schlecht!" Entgegne ich ihm abwertend, musste aber dennoch lachen. "Was labert der da für ne Scheiße?" Fragt Maya nun auch lachend und blickt zwischen mir und Kevin hin und her "Der labert Bullshit, weißt du noch wo wir uns damals im Heim nachts Kippen kaufen gehen wollten?" Frage ich sie nun mit einem Grisen an die Erinnerung, daraufhin leuchtet ein kleiner Funke in ihren Augen auf  "Jaa! Wo wir vorher irgendeinen ekelhaften Wein rein geschmuggelt haben, und total besoffen aus dem Fenster geklettert sind?" Entgegnet sie mir aufgeregt "Ja ganz genau! Das selbe habe ich gerade auch gemacht, nur ausm dritten Stock!" Gebe ich es froh wieder "Oh mein Gott du Luder!!! Damals bist du voll auf mich drauf gefallen, weißt du das noch?!" "Jaaa!" Nun halten wir beide Händchen und wippen leicht hin und her, wie 2 perfekte Teeniegirls aus dem Bilderbuch, es ist als wäre keine Zeit vergangen und es tat einfach gut wieder richtig girly sein zu können bei den ganzen Kerlen die mein Leben beherrschten. Ich hätte eigentlich auch gedacht dass ich mich nun sofort auf die Suche nach Yuri machen würde, aber der konnte nun auch warten, ich will einen Abend mal nur machen was mir Spaß macht und ganz ehrlich, Yuri würde mir eh wieder nur Kopfschmerzen machen. "Oh mein Gott!" Macht Kevin uns in einer hohen Tonlage nach und hüpft dabei gespielt aufgedreht auf der Stelle. Wir werfen ihm nur einen bösen Blick zu "Also Mädels, ihr könnt hier gerne noch Draußen rumquieken aber ich hol mir jetzt was zu trinken." Sagt er nun und befindet sich schon auf dem Weg ins Haus, wir schauen uns kurz an und wissen beide dass wir uns heute Abend maßlos betrinken werden. Wie in alten Zeiten eben.

You Can't Always Get What You WantWhere stories live. Discover now