Kapitel 8

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Heute, zwei Wochen nach der Auseinandersetzung mit Jan, soll ich nun mit Justin nach Boston fliegen und der Gedanke daran, immer noch Streit mit meinem Bruder zu haben, wenn ich für die nächsten Wochen, oder eher Monate, weg bin, macht mich traurig.
Wir reden nur noch das Nötigste miteinander und man merkt uns beiden an, dass einem der jeweilsandere fehlt, aber wir sind beide zu stur, um den ersten Schritt zu machen.
"Brauchst du noch was?" Ertönt plötzlich die Stimme meiner Mutter hinter mir, was mich aus meinen Gedanken reißt und leicht aufschrecken lässt.
"Nein, Mum. Aber Danke trotzdem." Meine ich und lächele, immer noch leicht betrübt, wegen der Gedanken, welche mich ununterbrochen quälen. Wieso kann ich nicht wenigstens einen Moment mal an etwas anderes denken?
Meine Mutter seufzt leise auf -ganz genau wissend was mir die ganze Zeit durch den Kopf spukt.
"Du solltest mit ihm reden." Mit diesen Worten versucht sie mich jetzt schon zum gefühlt hundertsten Mal dazu zu bekommen, mich mit Jan zu versöhnen und ich bin sicher, dass sie meinem Bruder schon mindestens genauso oft das Gleiche erzählt hat.
Ihre Worte lassen mich, wie jedes andere Mal auch, leise aufseufzen und, wie jedes andere Mal auch, antworte ich mit dem gleichen Satz. "Das sollte ich wohl..."
Und obwohl ich mir dem bewusst bin, tue ich es nicht.
"Dann halt nicht..." Murmelt Mum und geht kopfschüttelnd aus meinem Zimmer, worauf ich mich wieder meinem Koffer zuwende, welcher auf meinem Bett liegt. Es befinden sich darin schonmal die nötigsten Kleidungsstücke und die Mappe zu meiner Person, welche allerdings, wenn wir dann da sind, sofort vernichtet werden muss.
Den Schlüssel für unsere Wohnung oder unser Haus (wir wissen noch nicht um was es sich handelt) gibt Josh mir dann, wenn wir uns in einer Stunde nochmal in seinem Büro treffen und den Rest kaufen wir uns vor Ort, da wir nur so wenig Sachen, die uns mit unserer 'normalen' Personalität in Verbindung bringen können, mitnehmen sollen.
Ich schließe den Reißverschluss meines Koffers und hebe ihn von meinem Bett, um ihn schonmal in mein Auto bringen können. Danach möchte ich dann noch von meiner Familie verabschieden -zumindest von meinen Eltern.
Vielleicht sollte ich wirklich mal mit Jan reden...
Dieser Gedanke kommt mir für einen kurzen Moment, während ich im Fahrstuhl stehe und in die Garage fahre, aber ich verwerfe in direkt wieder. Mein Bruder ist schließlich selber Schuld.
Ich seufze auf und lege meine Sachen in den Kofferraum, worauf ich mich, nachdem ich das Auto wieder abgeschlossen habe, wieder auf den Weg nach oben mache.

An meinem Ziel angekommen, sehe ich Mum und Dad schon auf der Couch sitzen und ich gehe stark davon aus, dass sie sich nun von mir verabschieden wollen.
Leicht enttäuscht stelle ich fest, dass Jan nicht dabei ist, aber damit hatte ich schon gerechnet. Trotzdem ist es kein gutes Gefühl ihn einfach so hier zurück zu lassen.
Mich von meinen Gedanke ablenken wollend, gehe ich auf die beiden zu und ziehe sie gleichzeitig in eine Umarmung. Ich merke wie mir die Tränen kommen, aber ich schaffe es sich gerade eben noch sie zu unterdrücken -anders als Mum. Ihr laufen die Tränen in Sturzbächen die Wangen herunter und auch Dad hat eindeutig feuchte Augen.
"Pass auf dich auf, ja?" Meint meine Mutter und drückt mich noch fester an sich. "Das werde ich, Mum, das werde ich..."
Immer und immer wieder wiederhole ich diesen Satz, in der Hoffnung meine Eltern damit ein bisschen beruhigen zu können, aber ich weiß, dass das nichts bringen wird.
Nach gefühlten Stunden löse ich mich nun von meine Eltern und muss mir tatsächlich selber einmal über die Augen wischen. Warum das der Fall ist, weiß ich nicht so genau. Vermutlich ist es, weil mir selber bewusst ist, dass das ganze nicht ganz so ungefährlich ist, wie ich immer sage. Man weiß nie, was als nächstes passiert und wem man vertrauen kann und wem nicht.
Ich atme einmal tief durch, sage noch ein letztes 'Tschüss' und drehe mich dann um, um diese schmerzvolle Verabschiedung nicht länger in die Länge zu ziehen.
Schnell gehe ich noch einmal nach unten in mein Zimmer, wo ich plötzlich von hinten umarmt werde, was mich überrascht nach Luft schnappen lässt.
"Ich kann dich nicht einfach so weggehen lassen..." Murmelt mein großer Bruder in mein Ohr, worauf ich meine Augen schließe und mich einfach an ihn anlehne.
"Tut mir leid, dass ich dich die letzte Zeit so ignoriert habe. Ich hab wohl ein bisschen überreagiert." Ich kann förmlich spüren, wie viel Überwindung es ihn kostet, das zu sagen.
"Ich war aber auch nicht besonders nett zu dir." Sage ich leise und nehme Jans Hand, welche auf meinem Bauch liegt, in meine. "Frieden?" Möchte ich wissen und drehe mich zu Jan um, welcher seufzend nickt, dann aber doch noch etwas hinzufügt.
"Frieden... Aber wir wissen beide, dass das so nicht weiter gehen kann. Wir sind andauernd am streiten und auch wenn wir uns irgendwann wieder vertragen, ist das, so wie es jetzt gerade ist, kein Zustand in dem man gerne lebt."
Er macht eine kurze Pause bevor er weiter redet. "Ich werde mich etwas überlegen, okay?"
Ich nicke zustimmend und ziehe ihn dann in eine Umarmung.
Wie ich das vermisst habe...
"Na los, jetzt geh schon." Murmelt Jan nach kurzer Zeit. "Dein Job ruft. Josh und Justin warten bestimmt schon auf dich."
Ich lächele, drücke meinen Bruder noch ein letztes Mal an mich, bevor ich zu meinem Auto gehe und ins Büro fahre.

Das Kapitel ist zwar ein bisschen kürzer als sonst, aber immerhin  etwas nach so langer Wartezeit. Ich hatte nämlich eine ziemlich fiese Schreibblockade, bei der ich leider nicht über die 600 Wörter rüber gekommen bin...

Aber jetzt geht es ja weiter!😊
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel! Ich würde mich sehr über ein Feedback freuen (das selbstverständlich auch Kritik beinhalten darf, an der ich mich verbessern kann).

Schreibt mir gerne auch Wünsche und Ideen für den weiteren Verlauf dieser Geschichte. Ich habe sie nämlich bei weitem noch nicht zuende geplant und würde gerne eure Wünsche mit einbauen.😘

LG
Nele❤

The Boss UndercoverTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon