Nachwort

23 2 0
                                    



Diese Geschichte zu schreiben, war eine relativ kurzfristige Entscheidung. Eigentlich war ich gerade am Plotten meiner Fantasy-Trilogie und hatte keine Energie nebenbei noch eine Geschichte anzufangen - und erst gar nicht eine historische, die viel Zeit an Quellensuche und Recherche erfordert.

Dennoch hat mich diese Idee nicht mehr losgelassen und ich habe mich entschlossen, Ingrids und Marias Geschichte zu Papier zu bringen. Ursprünglich hatte ich sogar drei Sichten geplant. Frank sollte noch dazu kommen, als Bruder des von Ingrid getöteten Polizisten. Wie ihr sehen könnt, habe ich die ursprüngliche Idee gekürzt. Aber vielleicht setze ich mich noch einmal daran und füge Franks Sicht und das eine oder andere Kapitel hinzu.

Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, das Geschwisterpaar in seinen Handlungen und Intentionen überzeugend darzustellen - falls nicht, weist mich bitte darauf hin. Ebenfalls möchte ich festhalten, dass ich die Taten der RAF auf keinen Fall rechtfertigen möchte. Was sie getan haben, ist Mord, es ist grausam und nicht zu entschuldigen.

Was mich dennoch dazu gebracht hat, eine Geschichte über diese schwierige Zeit zu schreiben, sind zwei Fragen. Es ist die Frage wie junge Menschen, die sich nicht anders als ich selbst kritisch mit ihrer Zeit und Gesellschaft auseinander gesetzt haben, zu Mördern werden. Und es ist die Frage, inwieweit eine Gesellschaft so einer Entwicklung entgegenwirken kann bzw. sie mit zu verschulden hat.

Noch kurz zu den historischen Hintergründen: Ingrid und Maria sind fiktive Personen, doch ich habe mich bemüht, sie in den historischen Kontext so gut es geht einzubinden und sie in ihrer Zeit authentisch wirken zu lassen. Auch Anh als Intention für Ingrid ist eine fiktive Persönlichkeit. Jedoch hat die Organisation terre des hommes tatsächlich Kinder aus dem Vietnam nach Deutschland eingeflogen und es lagen tatsächlich zu dieser Zeit Kinder in Krankenhäusern in Hamburg. Es hätte also durchaus so passieren können.

Einige vorkommenden und erwähnten Personen sind dagegen real wie Petra Schelm oder Ulrike Meinhof. Apropos Ulrike Meinhof. Da bis heute umstritten ist, ob sie am Anschlag auf das Springer-Verlagshaus beteiligt ist - auch wenn ich es für wahrscheinlich halte -, habe ich sie bei dem Anschlag zwar erwähnt, aber nicht direkt vorkommen lassen. Entscheidet selbst, ob sie in diesem Moment nur nicht mit im Auto saß oder überhaupt nicht an der Tat beteiligt war.

Es hat Spaß gemacht, diese Geschichte zu schreiben. Besonders, das ich sie in meinem Bundesland ansiedeln konnte, hat mir gefallen. Meine Heimatstadt kommt nicht vorbei, aber Lübeck ist eine wirklich wunderbare Stadt und in Eutin bin ich häufiger zu finden.

Das Schreiben war aber auch sehr herausfordernd. Viele Stunden habe ich damit verbracht, Informationen rauszusuchen und herauszufinden, ob 1972 tatsächlich vietnamesische Kinder in hamburgischen Krankenhäusern hätten sein können. Eine Hilfe war mir dabei Tanja Kinkels Roman Schlaf der Vernunft, der sich ebenfalls mit der RAF auseinandersetzt und mir zeigte, dass es möglich ist, sich mit solchem Stoff zu beschäftigen und noch eine schöne Geschichte dabei zu schreiben. Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Es ist viel umfassender als alles, was ich hätte schreiben können.

Übrigens. Die erwähnten Bücher Der Lübecker Christenprozeß 1943 und die Blücher-Biographie Tom Crepons gibt es wirklich. Sie stehen in meinem Bücherregal.

Wer weiß, vielleicht schreibe ich in einiger Zeit wieder eine Geschichte in diese Richtung. Eine Idee und einen Titel habe ich schon. Doch bis ich die Lügen der Gerechtigkeit umsetzen kann und genug an Hintergrundwissen angesammelt habe, wird es noch dauern.

Bis dahin wünsche ich euch alles Gute!

Liebe Grüße,

Limayeel


Wir werden immer zusammen gehenWhere stories live. Discover now