Teil 31

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"Aber Lucifer sagte..." Ich wurde von Lilith unterbrochen die eine Hand hob. "Lucifer hat gelogen. Was hat er dir sonst noch alles erzählt? Das mein Versuch ihn zu stürzen zum Ende der Welt führen wird? Hat er dir von seinen alten Freunden den Reitern erzählt. Bitte, das ist Humbug. Als ob er sie nach Belieben rufen könnte, er hatte schon immer einen Gotteskomplex. Die vier Reiter kommen erst am Tag des letzten Gerichtes und dieser Tag liegt noch fern in der Zukunft. Glaub mir." Ich starrte sie einen Moment zweifelnd an. Was wenn sie die Wahrheit sagte, es würde Lucifer ähnlich sehen, wenn er mich belügen würde um zu erreichen das ich ihm helfe. Aber konnte ich Lilith wirklich mehr trauen als ihm? Wohl kaum. Als hätte sie meine Gedanken erraten, oder vielleicht konnte sie ja auch Gedankenlesen, machte Lilith einen weiteren Schritt auf mich zu. "Ich weiß du vertraust mir nicht, und das ist kaum weiter verwunderlich. Aber ich sehe keine Notwendigkeit dich hinters Licht zu führen. Ich möchte das du die ganze Wahrheit kennst, bevor du dich für eine Seite entscheidest." "Ich werde mich niemals für deine Seite entscheiden.", fuhr ich sie an. "Auch nicht wenn es deinen Bruder rettet?", fragte sie mit einem hinterlistigen Lächeln. Die Antwort traf mich wie ein Blitz und mir blieb kurz die Luft weg. "Meinen Bruder? Wie meinst du das?", flüsterte ich. Liliths Lächeln wurde breiter. "Lucifer holt doch die Seele deines Bruders aus dem Tartaros um sie gegen mich zu verwenden. Nur das diese damit endgültig vernichtet wird. Ich jedoch, habe ein Gegenangebot für dich." Sie schnipste und in ihrer Hand erschien ein kleiner Zettel den sie mir elegant entgegensstreckte. "Nimm ihn. Mit diesem Spruch, rettest du die Seele deines Bruders. Was sagst du dazu? " Meine Hand zitterte leicht als ich den Zettel entgegennahm. Es war ein Spruch, ebenfalls auf Latein, jedoch hatte ich diese Worte noch nie gesehen. Ich sah zu Lilith. "Wieso solltest du das tun? ", fragte ich sie misstrauisch. "Mein Groll gilt Lucifer, nicht dir. Außerdem steckt ein wenig Selbsterhaltungstrieb dahinter, ich werde nicht den Fehler machen dich zu unterschätzen, meine Teure." Ich sah zweifelnd die beiden Zettel in meinen Händen an. Der linke von Lucifer, um Lilith zu vernichten, der rechte von Lilith, um meinen Bruder zu retten. Meinen Bruder retten. Wie sehr habe ich mir in den letzten zwei Jahren, von Schuldgefühlen geplagt, gewünscht, ich könnte alles rückgängig machen. Das hier wäre meine Chance, aber was wenn Lilith lügt. Wenn dieser Spruch meinen Bruder gar nicht rettet, sondern alles nur schlimmer machte. Könnte ich die Konsequenzen verantworten? Doch wenn ich ihn nicht einsetze, könnte ich mit dem Wissen leben, das ich möglicherweise eine Chance hatte meine Fehler wieder gerade zu rücken, doch sie nicht genutzt habe? Lilith schien meinen innerliche Zwist zu erkennen. "Gewiss stehst du meinen Worten mit Skepsis gegenüber, das ist durchaus verständlich. Aber könntest du wirklich damit leben deinen Bruder zu vernichten? Vor allem nachdem du die Chance ihn zu retten in deiner Hand hältst. Könntest du das wirklich?" Sie sah mich eindringlich an. Sie hatte Recht. Könnte ich meinen Bruder wirklich vernichten. Vor allem jetzt? Lilith trat noch einen Schritt näher und stand nun direkt vor mir. "Manchmal ist es vernünftiger auf sein Herz zu hören, anstatt auf seinen Verstand. Seinem Gewissen Gehör zu schenken. Sich an seine Moral zu erinnern. Was sagt dir dein Herz, meine Teure?", flüsterte Lilith mir zu. Ich sah auf die beiden Sprüche. Kurzentschlossen knüllte ich Lucifers Spruch in meiner Hand zusammen. "Seit zwei Jahren wünsche ich mir einen Weg meinen Fehler wieder gut zu machen. Jetzt habe ich ihn gefunden.", flüsterte ich leise und sah entschlossen Lilith an. "Ich entscheide mich für meinen Bruder." Liliths Mundwinkel zuckten, als ob sie ein triumphierendes Lächeln zurück hielt. "Du hast dich richtig entschieden, Cara. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, sage den Spruch auf. Dein Bruder kommt frei und Lucifer wird geschwächt." Ich sah sie stirnrunzelnd an. "Und wenn er geschwächt ist, was dann?" Lilith lächelte diabolisch. "Dann werde ich ihn vernichten. Schnell, präzise und für immer."

Ich stand vor meinem Pentagramm und starrte immer noch den Zettel in meiner Hand an. Lilith war mit den Worten, "Ich hoffe wenn das hier beginnt entscheidest du dich richtig.", verschwunden und hat mich mit meinen Zweifel alleine zurück gelassen. In diesem Moment ertönte ein lautes Grollen. Reflexartig knüllte ich den Zettel in meiner Hand zusammen und steckte ihn in meine Jackentasche bevor ich herum wirbelte. Lucifer war erschienen, hinter ihm waberte ein gräulicher undurchschaubarer Nebel. Ich runzelte die Stirn. "Ist das..." "Dein Bruder?" Lucifer fing an zu lachen. "Nein, natürlich nicht. Das ist eine Schleuse, so etwas wie ein Haupteingang für die Seele deines Bruders auf die Erde.", erklärte er. Ich nickte verwirrt. Im diesem Moment lichtet sich der Nebel und mein Herz blieb stehen. Da stand er. Er sah genauso aus wie ich ihn in Erinnerung hatte. Die perfekt gestylten Haare, die typische Lederjacke die er früher Non Stop zu jeder Jahreszeit getragen hatte und seine Augen, die meinen so ähnlich waren, und doch anders. Jedenfalls früher. Früher hatten sie immer ein schelmisches Funkeln gehabt, welches auch so anziehend auf alle gewirkt hatte. Doch dieses Funkeln war verschwunden. Genau genommen war alles Leben aus seinen Augen verschwunden. Sie starrten trüb und reglos vor sich her. Meine Hand zitterte leicht als ich einen Schritt auf ihn zu machte. "Jason?", fragte ich leise. Jason starrte mich nur mit leeren Blick an. "Er kann dich nicht hören, Liebes. Er ist nicht wirklich hier. Er ist tot.", sagte Lucifer kalt. Kein Anzeichen von Spott, Hohn oder dem üblichen Sarkasmus war in seiner Stimme erkennbar. Ich wollte mich zu ihm umdrehen, ihm meine Meinung sagen, doch ich stand einfach nur da und starrte wie paralysiert auf die leblosen Gestalt die früher einmal mein Bruder gewesen war. Was habe ich ihm nur angetan? Ungewollt griff ich in meine Jackentasche und umklammerte den Zettel den mir Lilith gegeben hat. Den Zettel mit der angeblichen Rettung für meinen Bruder. Konnte man aus dieser leblosen Gestalt wirklich wieder meinen Bruder machen? So wie er früher war? In diesem Moment ertönte eine kühle Stimme hinter uns. "Endlich sehen wir uns wieder, Liebster."

Deal with the DevilWhere stories live. Discover now