Teil 34

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Ich hob den Kelch vom Boden auf. Als ich mich wieder aufrichtete stand Lucifer vor mir. Der Lucifer den ich kannte. Der mir seit zwei Jahren auf die Nerven ging. "Du bist also zur Vernunft gekommen. Wurde aber auch Zeit.", murmelte er vorwurfsvoll. Ich zog eine Augenbraue hoch. "Entschuldige mir das ich mich gegen den Teufel gewandt habe, der mir meine Seele gestohlen hat, um meinen Bruder zu retten.", antwortete ich nicht weniger vorwurfsvoll. Er sah mich kurz ausdruckslos an bevor er anfing zu Grinsen. "Ich gebe zu, ich bin möglicherweise nicht ganz unschuldig an deinem gescheiterten Rebellionsversuch." Ich verdrehte nur die Augen. "Ihr beide seid ja so süß.", murmelte Lilith sarkastisch. Lucifer wandte sich zu ihr, sein Grinsen wurde diabolisch. "Was sagt du, Liebes, wollen wir sie nicht endlich zum Schweigen bringen?" Ich musste unwillkürlich lächeln. "Mit dem größten Vergnügen.", zischte ich und hob das Messer auf, welches neben dem Kelch lag. Ich reichte Lucifer den Kelch und schnitt mir in die Hand. Mein Blut füllte den Kelch bis zur Hälfte, bevor Lucifer ihn wegzog. Übertrieben feierlich hielt er den Kelch in die Höhe." Sehet da, der Kelch der uns alle befreiet! Der Kelch der Vergeltung, der Kelch deines Unterganges!", rief er dramatisch. Ich verdrehte die Augen und nahm ihm den Kelch ab. "Kannst du nicht einmal Ernst bleiben?", fragte ich genervt. Lucifer grinste mich schelmisch an. "Das Leben ist zu kurz um Ernst zu sein. Das solltest du doch am besten wissen.", säuselte er provokant. Ich funkelte ihn warnend an. "Lass es mich nicht bereuen dir doch zu helfen." Er hob beschwichtigend die Hände und zeigte einladend auf Lilith, die uns hasserfüllt anfunkelte. "Beende es!", flüsterte er erwartungsvoll. Ich nickte nur, holte den letzten Rest der Mixtur aus Weihwasser und heiligem Öl aus meiner Tasche und vermischte es mit meinem Blut. Dann stellte ich mich direkt Lilith gegenüber, den Kelch vor mir in beiden Händen und begann die Worte zu murmeln, die mir in den letzten Tagen ununterbrochen im Kopf herumgeschwebt waren. Die Worte die Lilith ein für allemal vernichten würden. "In nomine diaboli, et quod Dominus ab inferis, in tenebris est princeps, magister in obumbratio, Et praecepta, ad copias oriri a tenebris. Ego repleti magicae nigrae et inde apud me confirmatae, portare sicco voluntatem Domini super omni Malo." "Du weißt nicht was du tust! Dieses Ritual ist schwärzeste Magie, sie hat ihren Preis. Du wirst nie wieder die selbe sein. Dieses Ritual befleckt deine Seele, und das kann man nie wieder rückgängig machen!", rief Lilith eindringlich. In ihrer Stimme schwang Panik mit. Ich erwiderte ihren Blick nur kalt. "Das sollte kein Problem sein, so lange werde ich meine Seele eh nicht mehr haben.", konterte ich kühl. Lilith kniff die Augen zusammen. "Du machst einen Fehler.", wiederholte sie erneut. "Es war ein Fehler dir zu vertrauen. Jetzt mach ich das Richtige. Ad quos eieci te omne inconnexum sicut nullum dissipatur in aeternum. Ad quos eieci te et capti sunt: ​​et pro omnibus simul. Non revertemur ad vos, ut salva fias: inducam afflictionem super locum mundum aut quis alius orbis terrarum. Ad quos eieci te magister militum in tenebris, et videre lucem aeternitatis nunquam iterum." Lilith stieß einen markerschütternden Schrei aus während sie auf die Knie sank und sich langsam auflöste. Es schien als würde sie von innen heraus verbrennen. "Ich komme wieder. Es ist noch nicht vorbei.", wisperte sie noch, bevor sie sich vollends auflöste. "Das wiederum bezweifle ich. Es ist noch nie jemand aus dem Nichts wieder gekommen.", ertönte Lucifers Stimme hinter mir schadenfroh. Ich drehte mich zu ihm um. Er stand mit verschränkten Armen da und betrachtete triumphierend den Aschehaufen vor uns. Ich wollte gerade etwas sagen als mein Blick bei ihm vorbei wanderte und auf meinen Bruder fiel, dessen Körper leblos zwischen den Trümmern lag. Um ihm herum schienen Schatten aus dem Boden aufzusteigen die sich um ihn wandten. "Was passiert da?", rief ich panisch und wollte zu ihm rennen, wurde jedoch von Lucifer zurück gehalten. "Was soll das? Lass mich los!", befahl ich hysterisch, während ich zusehen musste wie die Schatten meinen Bruder bereits vollkommen bedeckten. "Das geht nicht. Du kannst nicht dagegen tun.", antwortete Lucifer ruhig. Ich funkelte ihn an. "Was heißt das? Was passiert da?", wiederholte ich. Lucifer ließ mich los und vergrub seine Hände in den Jackentaschen. "Er geht dort hin wo er hingehört.", murmelte er unterkühlt. "In den Tartaros?", fragte ich. Lucifer schwieg, doch sein Blick verriet alles. Mein Bruder würde nicht in den Tartaros gehen. Er würde nie wieder irgendwo hin gehen. "Er verschwindet, oder? Ins Nichts. So wie Lilith.", flüsterte ich leise. Lucifer nickte leicht. Ich atmete tief durch und sah hilflos dabei zu, wie die Schatten immer dichter wurden bis nichts mehr von meinem Bruder zu sehen war. "Auf Wiedersehen, Jason.", flüsterte ich eine Verabschiedung. Als sich die Schatten auflösten, war der Boden leer. Mein Bruder war fort. Schon wieder. Und diesmal würde er nie wieder zurück kommen. Ich sah Lucifer an. Er schien beinahe betroffen zu sein. "Es ist eine Schande das es so weit kommen musste.", murmelte er. Ich hob eine Augenbraue. "Jetzt sag nicht es würde dir etwas ausmachen das mein Bruder weg ist.", meinte ich überrascht. "Es macht mir immer was aus wenn ich eine meiner Seelen verliere. Vor allem wenn es so ein großzügiges Geschenk war wie dein Bruder.", meinte er zynisch. Ich schnaubte fassungslos. "Du kannst es einfach nicht lassen oder? Du musst jedes Mal ein unangebrachtes Kommentar bringen.", fuhr ich ihn an. Lucifer grinste nur. "Ich bin der Teufel, Einfühlungsvermögen zählt nicht zu meinen Stärken.", säuselte er hämisch. "Du bist das Allerletzte! Ich bereue es jetzt schon dir geholfen zu haben.", schimpfte ich. Lucifers Grinsen wurde breiter. "Aber du hast mir geholfen! Das heißt dann wohl das du mich nicht vollkommen hasst. Wer weiß, vielleicht magst du mich ja sogar. Das wäre vollkommen nachvollziehbar, bei meiner schillernden Persönlichkeit.", meinte er überheblich und lächelte süffisant. Ich lachte verächtlich." Das hättest du wohl gerne. Ich habe das hier auf keinen Fall für dich gemacht.", murmelte ich ungehalten. "Red es dir nur ein, wenn es dir dann besser geht. Aber vergiss nicht: Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.", konterte er hämisch. Ich öffnete den Mund um etwas zu erwidern, beließ es dann aber bei einem verächtlich Blick bevor ich meinen Rucksack schnappte und aus dem Gebäude stürmte. Als ich draußen stand blieb ich plötzlich stehen. Jetzt erst realisierte ich was gerade passiert war. Ich habe Lilith vernichtet. Es war vorbei.

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