7.

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Aber immerhin hab ich mir bislang doch immer gewünscht, dass mein Leben bisschen spannender wird.

Aber hatte ich das wirklich SO gemeint?

Nervös beiß ich mir auf die Unterlippe und spiele mit meinen Gedanken, während meine Finger wild auf meinen Beinen herumtippen. Was soll ich denn jetzt machen? Ich war noch nie in so einer Lage und habe wirklich keine Ahnung. Und die Polizei anzurufen traue ich mich irgendwie nicht und außerdem würden sie glaub ich nicht mal was unternehmen, da ich weder verletzt wurde, noch zu irgendetwas gezwungen werde. Eine tierische Angst macht sich in breit und mein Herz klopft mir bis zum Hals. Ich merke wie ich panisch anfange zu zittern und nervös werde. Wie immer, wenn ich nervös werde oder Angst habe, fangen auch noch die Bauchschmerzen an.

Wenn ich ab hier alleine gehen würde, müsste ich mir wieder irgendeine fremde Mitfahrgelegenheit finden und wenn ich mit ihm fahre, finde ich ja vielleicht Vorort was anderes. Bus oder Bahn? Und das Geld für den Fahrschein? Da kann mir bestimmt der Arrogante neben mir helfen. Meine Gedanken werden plötzlich von einem Zischen unterbrochen und mein Kopf dreht sich sofort in die Richtung.

Mal wieder durchfährt mich ein Schauer als ich den Anblick neben mir zu Gesicht bekomme. Er versucht mit der einen Hand seinen Pullover hochzuhalten und mit der anderen Hand die Wunde zu säubern.

"Ahh Fuck!"

Erschrocken schaue ich auf seine Hand, die gerade eine kleines Partikel zwischen den Fingern hält. Ist das etwa die Patrone? Und hat er sie-....Er hat sie gerade.....selber rausgeholt?!

Augenblick kommt mir die Übelkeit hoch und bin kurz davor zu würgen, schaffe es aber noch rechtzeitig zurück zu halten.

"Kannst du das bitte mal halten?"

Ich schaue ihn kurz verwirrt an als ich dann verstehe, dass er das Teil in seiner Hand meint, welches er eben aus seiner Haut herausgeholt hat.

Langsam und ängstlich traue ich mich in sein Gesicht zu sehen, um kurz darauf festzustellen, dass er mich angrinst. War das also nur ein Scherz?

"Keine Sorge, Kleine. Das war nur Spaß. Ich will ja nicht, dass du noch in Ohnmacht fällst und mir noch mehr Probleme bereitest."

Zwar war seine Stimme nicht besonders freundlich, sondern eher genervt, bin ich aber trotzdem erleichtert, dass es nur Spa-.... Warte mal. Meinte er gerade, das ICH IHM Probleme bereite?! Ich schaue ihn entgeistert an, doch er ist zu beschäftigt mit seiner Wunde, die er nicht mal richtig gesäubert hat und einfach verbindet.

Anstatt ihn für seinen Satz anzumotzen, nehme ich mir vor, einfach mal nett zu sein und ihm zu helfen.

"Warte mal. Lass mich das machen. Du hast die Wunde gar nicht vorher gesäubert." Ohne ihm nur einmal in die Augen zu schauen, bücke ich mich über die Mittelkonsole und greife nach seiner Hand, um sie von der Wunde wegzunehmen, damit ich drankomme. Ich merke wie überrascht er über mein plötzliches Vorhaben und sichtlich überfordert mit der Situation ist, weshalb ich mir meine Grinsen zu verkneifen versuche.

Langsam nehme ich das Verband von der Wunde ab und lege es auf die Mittelkonsole, um kurz darauf nach dem Desinfektionsmittel zu greifen. Ich tue davon ein wenig auf ein Wattepad und säubere die Stelle um seine Wunde. Dabei bin ich sehr konzentriert und spüre aus dem Augenwinkel ganz deutlich, wie sein Blick auf mir ruht.

Für Außenstehende mag es von draußen jetzt sehr falsch aussehen, so wie ich über der Mittelkonsole bücke und meinen Kopf nach unten auf seinen Bauch geneigt habe, stelle ich so gerade fest. Wie üblich schießt mir die Röte wortwörtlich ins Gesicht bei diesem Gedanke und stoppe kurz in meiner Bewegung. Ich nehme ein kurzes, tiefes und raues Lachen neben mir war und hebe meinen Kopf um in zwei blaue Augen zu blicken, die zum ersten Mal ein klein wenig funkeln.

Hat er etwa gecheckt woran ich gedacht habe?

Bitte nicht!

Mein Blick gleitet langsam an seinem Gesicht herunter und stoppt bei seinen Lippen, die ein leichtes Schmunzeln tragen. Sehr schwer nehme ich den Blick von ihnen ab und schau ihm wieder in die Augen, nur um festzustellen, dass sie im selben Moment auch von meinen Lippen zurück zu meinen Augen wandern und sein Schmunzeln auch nicht mehr da ist.

Erst jetzt merke ich wie nah sich unsere Gesichter gerade sind. Mein Bauch fängt an unglaublich doll zu kribbeln und Hitze lodert in meinem Körper auf. Auf einmal verschwindet die komplette Wärme aus seinen Augen und er räuspert sich, weswegen ich wieder aus meiner Starre erwache. Peinlich gerührt wende ich meinen Blick genau so wie er ab, um mich wieder auf seine Wunde zu konzentrieren.

Während er unwohl durch die Gegend schaut, greife ich nach dem Verband, um es zu einem Rechteck zu falten. Mir fällt sofort die bedrückte und etwas unangenehme Stimmung auf und traue mich gar nicht mehr ihn an zu sehen.

"Kannst du deinen Pullover bitte heben, damit ich besser an die Wunde drankomme?"

Er nickt nur ganz schlicht und hebt ihn ein klein wenig, aber hoch genug, um festzustellen, dass er einen sehr durchtrainierten und gebräunten Bauch hat. Diese Tatsache schenkt mir noch mehr Röte ins Gesicht und ich tue nervös mit zittrigen Händen das Verband auf die Wunde. Beim Verbandswickeln berührt immer wieder mal meine Hand seine warme Haut, was ihn ab und zu zucken und eine Gänsehaut auf seiner Haut ausbreiten lässt.

Aber das liegt ganz bestimmt nur daran, weil ich sicherlich kalte Hände habe, denke ich mir.

"Das wars. Bin Fertig."

"Danke."

ESCAPE  | ✔Where stories live. Discover now