22.

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Ich schaue mich noch ein letztes Mal in "unserem" Zimmer um, um sicher zu gehen, dass ich nichts vergessen habe.

Nichts vergessen habe.

Ich muss selber lachen über meine eigenen Gedanken, schließlich gibt es ja nichts zu vergessen. Langsam verlasse ich das Zimmer mit der Tasche in Richtung Wohnzimmer, wo ich die Stimmen der anderen schon wahrnehme.

Kyle kommt aus der Ecke mit einem schwarzen kastenförmigen Koffer, der zwei Schlösse besitzt. Scheint was wichtiges drinnen zu sein, so vorsichtig er damit umgeht.

Währenddessen kommt ein grinsender Hunter auf ihn zu und drückt ihm unauffällig eine rote Packung in die Hand. Er flüstert Kyle etwas ins Ohr, woraufhin Kyle etwas brummt. Dabei entgeht mir nicht, wie kurz darauf Hunter mir grinsend zuzwinkert und Kyle darauf nur die Augen verdreht.

Muss ich das verstehen?

Ich ignoriere die beiden einfach und gehe zu Savannah, die lächeln auf mich zu kommt und mich fest in ihre Arme zieht.

"Es hat mich so gefreut dich kennenzulernen, Grace! Ich hoffe wir sehen uns bald wieder."

"Das hoffe ich auch wirklich sehr! Du bist so eine liebenswerte Person Sava und danke für alles! Für deine Klamotten, das Cocktailkleid und vor allem für dein Dasein!"

"Och nicht dafür. Das ist kein großes Ding. Du bist mir einfach viel zu sehr ans Herz gewachsen und das in so einer kurzen Zeit!"

"Ich werde dich echt vermissen. Bitte komm mal vorbei nach Seattle, wenn ich wieder dort zurück schaffe."

"Natürlich schaffst du das. Solange Kyle da ist, bin ich mir sicher, dass dir nichts passiert. Aber passt trotzdem auf euch auf."

"Ja machen wir."

Wir lächeln uns gegenseitig aufmunternd an, ehe ein Stich von Trauer über ihre Augen zieht.

"Und Grace......kannst du mir was versprechen?"

"Klar, was denn?" Sie zögert ein wenig und ihr Blick schweift nach rechts und fixiert einen Punkt hinter mir.

"Bitte pass auf Kyle auf. Er scheint immer sehr stark zu sein, aber ich weiß ganz genau, dass sein Inneres ganz anders aussieht."

Mein Herz fängt augenblicklich an laut zu klopfen bei ihren Worten und ich drehe meinen Kopf zu der besagten Person, der gerade dabei ist, unser Gepäck ins Auto zu verstauen.

"Ähhm...ja ich werde es versuchen." Meine Stimme ist nur ein leises Hauchen, doch trotzdem scheint es Sava zu gehört haben, denn sie lächelt mich nun breit an und drückt mich noch mal ganz fest.

"Danke, Grace."

"Kein Pro-"

"Seid ihr jetzt fertig? Wir müssen langsam los."

Wir schauen beide zu Kyle, der sich gerade eine schwarze Lederjacke überzieht und darauf Hunter brüderlich umarmt.

Savannah umarmt Kyle auch nochmal, während ich Hunter.

Wir marschieren zum Auto und setzen uns auf unsere Plätze. Kyle am Steuer und ich auf dem Beifahrerplatz, während wir noch ein letztes Mal zu Sava und Hunter winken und schließlich abdriften.

~~~~~~~

Die Autofahrt verläuft sehr still. Nur das Rauschen von draußen ist zu hören.

Wir fahren seit zwei Stunden und kaum zu glauben, aber es hat noch keiner von uns beiden irgendwas gesagt. Stumm lausche ich nur unserem gleichmäßigen Atem und wage es ab und zu rüber zu Kyle zu schauen.

Er aber schaut konzentriert auf die Straße und ab und zu auf sein Handy, um nach den Weg zu schauen.

Ich runzele meine Stirn als ich nochmal auf sein Handy schaue. Könnte man uns nicht orten, wenn er sein GPS anhat?

Ich blicke zu Kyle und ringe mit mir selber, ob ich ihn als erste ansprechen soll. Wie lange soll es denn sonst so gehen? Wir fahren bestimmt noch vier Stunden bis nach Las Vegas, und weitere vier Stunden ohne ein einziges Wort zu sagen halte ich sicher nicht mehr aus.

"Kyle?"

Keine Reaktion.

"Kyle? Können die uns nicht orten, wenn du dein GPS an hast?"

Wieder keine Reaktion. Ich schaue ihn noch paar Sekunden an, ehe ich es aufgebe und mich augenverdrehend wieder zurück lehne.

Der Vollidiot antwortet einfach mal wieder nicht, sondern setzt nur den Blinker um die Spur zu wechseln, was er seit zwei Stunden schon tut.

"Hunter hat mir eine neue SIM-Karte besorgt."

Mein Kopf schießt abrupt zu ihm. Wer hätte gedacht, dass er mir noch antwortet.

"Achso."

Wieder ist es still, was mich einfach nur ankotzt.

Warum muss er nur so ungesprächig sein.

"Hast du Hunger?"

Überrascht schaue ich zu ihm, als ich seine tiefe Stimme höre. Meine Augen weiten sich, als ich realisiere, dass ER gerade MICH von selbst was gefragt hat. Und dann auch noch, ob ich Hunger hab.

"Träum ich gerade, oder hast du gerade wirklich gefragt, ob ich Hunger habe?"

"Bild dir nichts drauf ein, Kleine. Hab nur gefragt, weil wir gleich anhalten werden, da ICH Hunger habe."

"Aha. Nehmen wir an, ich hätte jetzt Hunger und du nicht, dann würden wir also nicht anhalten?"

"Natürlich nicht. Was denkst du denn bitte? Das wäre Zeitverschwendung."

Ich schaue ihn ungläubig an und schüttle empört meinen Kopf, während ich ein kleines Zucken seiner Mundwinkel wahrnehme.

"Du bist so ein Egoist Kyle!"

"Wenn du meinst."

"Und ob ich das meine! Weißt du was, mir ist der Hunger vergangen. Außerdem lasse ich mir von deinem Geld, eines Egoisten, gar nichts kaufen."

"Wie du möchtest. Besser für mich. Muss nicht unnötig mein Geld ausgeben."

Mir bleibt mein Mund offen bei seinen Worten. Er hält es für unnötig, mir Essen zu kaufen?!

Kyle schaut mich kurz amüsiert an, als er meinen, an ihn gerichteten Todesblick bemerkt, und schmunzelt über meine Reaktion.

Beleidigt verschränke ich meine Arme und sinke in meinem Sitz, während wir an einer Raststätte ankommen.

Na dann soll er eben alleine was essen gehen, wenn ich ja so egal bin.

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