18.

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Ich sitze gerade auf dem Bett und schaue gedankenverloren aus dem Fenster. Der Regen prasselt gegen die Scheibe, während es draußen langsam dunkel wird. Immer wieder muss ich an das Telefonat mit Granni von vorhin denken. Es fühlt sich nicht richtig an, so wie ich sie angelogen habe, aber was soll ich machen? Sie würde sich nur Sorgen machen und sonst was anstellen vor Panik. Ich kann es einfach nicht riskieren, dass sie irgendwie vor Sorgen krank wird oder einen Anfall bekommt in ihrem Alter.

Sie hatte mir mal erzählt, dass sie vorhat auf eine Arte von Kur Reise mit ihrer Freundin zu gehen. Zu meinem Glück passt das nun perfekt, auch wenn ich ihr erzählt habe, dass ich die Zeit bei Mae verbringen würde. Für mich schien diese Aussage am besten zu sein. Schwierig wird es nur bei Mae. Was soll ich ihr denn sagen? Dass ich mich demnächst nicht mehr mit ihr treffen kann und auch nicht anrufen kann? Sie wird mich doch sicherlich ausfragen, warum....

Ich erwache auf einmal aus meinen Gedanken, als ich höre, wie die Dusche abgestellt wird.

Während ich mit Granni telefoniert habe, war Kyle in dem Bad, welches an diesem Zimmer geschlossen ist, duschen. Ich habe herausgefunden, dass dieses Haus nur zwei Schlafzimmer besitzt und ein Badezimmer, welches sich zwischen den beiden Schlafzimmern befindet. Das heißt also, dass man auf Klo jedes Mal beide Türen schließen und danach auch wieder öffnen muss.

Die Tür des Bads öffnet sich plötzlich und ein frisch geduschter Kyle steht im Türrahmen und sieht mich an. Natürlich erwärmt sich mal wieder meine Wangen und ich sinke meinen Blick an ihm runter.

Er ist zum Glück komplett bekleidet in einer grauen Jogginghose und einem schwarzen V-Neckshirt. Wobei, eigentlich müsste ich "zu meinem Bedauern" sagen, auch wenn er gerade bekleidet auch ziemlich.....gut aussieht, mit seinen nassen Haaren, die ihm wirr auf der Stirn liegen. Er sieht wirk-...

OK nein!

Ich schüttle hastig meinen Kopf und gebe mir innerlich einen Klatscher auf die Stirn, aufgrund meiner Gedanken. Heute Nachmittag hab ich mir noch geschworen, dass er nicht mehr mit mir spielen kann, sprich so eine Wirkung auf mich hat, wenn man das überhaupt so sagen kann. Er ist immer noch ein Arsch.

Egal ob er gut aussieht. Ich hasse ihn trotzdem.

Kyle hat scheinbar gemerkt, dass ich irgendwelche Selbstgespräche mit mir führe, da er mich komisch und verstört anguckt. Er schüttelt nur den Kopf und wendet sich von mir ab, um auf die andere Seite des Bettes zu kommen.

Peinlich berührt schaue ich runter auf meine Hände und merke wie sich die Matratze ein wenig sinkt. Abrupt schießt mein Kopf nach links und schaue Kyle mit großen Augen an.

"Wa-was hast du vor?"

"Wonach siehts denn aus?" Er steigt unter die und schaut dann zu mir fragend.

"Willst d-du etwa hier schlafen?"

"Ne, eigentlich wollte ich mich nur kurz hinlegen und gleich darauf wieder ins Wohnzimmer gehen." Genervt rollt er mit den Augen und legt sich richtig hin, um darauf erschöpft die Augen zu schließen.

"Aber wo soll ich dann schlafen?"

"Auf dem Boden."

Wow, danke auch. Was ein Gentleman. So nett hab ich ihn bis jetzt noch nicht erlebt.

Aber da ich ganz sicher nicht mit ihm ein Bett teilen werde, schlage ich die Decke zur Seite und steige trotzig aus dem Bett.

"Gut. Wenn ich auf dem Boden schlafen muss, dann darf ich diese Doppeldecke benutzen." Und mit diesem Entschluss reiße ich ihm die Decke vom Körper, in der er sich gerade noch gemütlich eingewickelt hatte, und lege sie auf den Boden.

"Ey! Gib die Decke wieder!"

"Nö."

"Doch sofort!"

"Nein. Dann schlaf du auf dem Boden."

"Warum sollte ich? Sehe ich so aus ob würde ich da unten hingehören?"

Empört atme ich laut aus und schaue ihn wütend an. Will er mir damit sagen, dass ich seinem Niveau nicht entspreche?!

"Für wen hälts du dich eigentlich?!"

"Ich denke mal für Kyle Adams." Er grinst mich frech an, worauf ich nur die Augen verdrehe. Am liebsten würde ich ihm dieses behinderte Grinsen aus seinem schönen Gesicht schlagen. Ich nehme mir ein Kissen zur Hand und werfe ihn damit ab, den er aber gekonnt abfängt.

"Du bist so ein arroganter Idiot! Mit dir kann ich doch kein Bett teilen?!"

"Siehst du, genau das meinte ich gestern Abend im Auto. Du bist zu unschuldig. Du traust dich nicht mal ein Bett mit mir zu teilen."

"Das stimmt nicht! Du bist scheiße, deswegen."

"Ach echt? Nicht, weil du denkst, dass es was bedeuten könnte und ich dir zu nahe komme?" Ich schaue ihn schämend an, da er richtig liegt. Allein die Vorstellung, dass er mir zu nahe kommt, macht mich panisch.

"Keine Sorge, Kleine. Ich würde dich eh nicht in der Nacht anfassen. Dafür müsstest du noch reifer sein."

Eine lange Zeit schaue ich ihn nur an und es verpasst mir einen Stich, so wie er über mich denkt. Bin ich wirklich so unreif? Nur weil ich nicht mit ihm in einem Bett schlafen möchte? Klar habe ich etwas Angst vor der Nähe, aber ist das nicht normal? Bedeutet das gleich, dass ich unreif bin?!

Er ist ein arroganter Arsch, mit dem ich nie freiwillig ein Bett teilen würde! Dann soll er eben so denken.

Ich wende etwas verletzt meinen Blick von ihm ab und nehme das Kissen, um mich auf den Boden zu legen. Kyle atmet einmal genervt aus und schaltet die Nachtischlampe aus.

Weiter über seine Worte nachdenkend, dass ich unreif bin und er mich deswegen nicht anfassen würde, schließe ich meine Augen und versuche einzuschlafen, was mir zuerst nicht gelingt. Doch irgendwann schaffe ich es doch noch in den tiefen Schlaf zu fallen, nachdem ich mich hundert Mal hin und her bewegt habe, um die richtige Position zu finden.

Ein wenig später, nicht ganz wissend ob es ein Traum ist, spüre ich auf einmal einen starken Arm unter meinem Rücken. Die Augen weiterhin geschlossen und im Halbschlaf, kommt es mir plötzlich so vor, ob würde ich schweben. Eine ganz kurze Zeitlang fühle ich mich schwerelos, bis ich was weiches unter mir fühle und der Arm daraufhin auch verschwindet. Kurz später spüre ich wie etwas auf mich draufgelegt wird und mich sofort eine wohlige Wärme einhüllt...

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