19. Milka Kuh

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Mit Harry ein Schwimmbad zu besuchen, war interessant und Louis ganz froh darüber, nicht allein gehen zu müssen. Zwar hatte es natürlich in den 40er Jahren auch schon Schwimmbäder gegeben, doch sowohl die Bademode, als auch die Umgangsformen untereinander hatten sich verändert. Louis befürchtete, Harry könnte vielleicht ein wenig überfordert sein. Vor allem das Schaulaufen am Pool und das Offensive Geflirte, könnte ein Problem werden.

Zayn schloss sich ihnen an und auch Liam war mit von der Partie, allerdings nur, weil sie sich zufällig auf dem Weg zum Schwimmbad getroffen hatten.

Wie die App bereits vorhergesagt hatte, war es heute richtig warm und das Freibad proppenvoll. Sie fanden trotzdem noch einen Platz unter einem Baum, breiteten ihre Handtücher aus. Harry hatte von Louis eine Badehose geliehen bekommen und sah sich nach Umkleidekabinen um. Ganz in der Nähe stand ein kleines Backsteinhäuschen und Harry verschwand kurz darin. Die Badehose passte ihm ganz gut, zeigte aber auch die vielen Hämatome, die ihn momentan aussehen ließen, wie eine Milka Kuh.

Auch Liam hatte die Flecken gesehen, schien das allerdings wesentlich weniger schlimm zu finden, denn er sagte: „Sieht doch schon wirklich gut aus. Dein Körper heilt, das ist super." Harry sah an sich herunter und musterte die Flecken, dann sagte er leise: „Es tut zumindest nicht mehr ganz so weh." Liam, der neben Zayn auf dem Badetuch sah, winkte Harry zu sich her und meinte: „Zeig mal die Kopfwunde, die ich genäht habe." Harry hockte sich neben ihn und Liam besah sich vorsichtig die Naht. „Ich denke, ich kann die Fäden bald ziehen, das heilt schon wirklich gut."

„Danke nochmal, Liam. Es war wirklich toll, dass du uns da unterstützt hast", sagte Louis dankbar. Liam lächelte ihn an und sein Blick huschte dann zu Zayn.

„Hab ich gerne gemacht." Sein Blick wurde weich und liebevoll.

„Mach mal nicht so ein großes Ding draus", winkte Zayn ab, stand auf und zog sich das Shirt über den Kopf. „Ich gehe ins Wasser."

„Ich komme mit", sagte Liam, sprang auf die Beine und gemeinsam gingen sie über die Wiese zum Schwimmbecken. Harry sah ihnen nach und strich dann vorsichtig über den Stoff der Badehose. „Das fühlt sich komisch an. So glatt. Woraus ist das gemacht?"

„Aus Nylon", antwortete Louis und als Harry ihn fragend ansah, sagte er: „Das ist eine Kunstfaser, die nicht so schnell reißt. Geh doch damit mal ins Wasser, das fühlt sich sicherlich anders an, als die Badehosen aus Baumwolle, die du kennst."

Harry hob den Blick von dem bunten Stoff der Badehose und sah zu Schwimmbecken hin. Er kaute auf seiner Lippe herum und musterte die vielen Leute, die sich dort tummelten. „Lieber nicht. Mir sind hier ein bisschen zu viele Menschen...", murmelte er und sah wieder weg.

Verständlich, dass er sich das nicht antun wollte. Harry kannte das Verhalten heutzutage nicht und war sicherlich überfordert mit zu viel Kontakt. Und vielleicht erinnerte ihn der Lärm auch ein bisschen an die Zeit an der Front.

Eine Gruppe junger Leute kam vorbei. Auch zwei Mädchen in Bikinis, die den Namen nicht verdient hatten, weil sie über deutlich zu wenig Stoff verfügten, waren dabei. Harry musterte sie und sagte. „Prostituierte sind hier auch erlaubt?"

Louis folgte seinem Blick und hoffte inständig, dass die Gruppe seinen Kommentar nicht gehört hatte. „Das sind keine...also das sind ganz normale Mädchen", sagte er rasch und Harry runzelte die Stirn. „Mit welchem Hintergedanken präsentieren sie sich derart freizügig?"

„Da fragst du eindeutig den Falschen. Ich denke, um den Jungs zu imponieren."

„Hey Leute!", rief jemand und Louis drehte sich um. Niall kam über die Wiese auf sie zu.

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