27. Zeitreisen sind kompliziert

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Obwohl sie in der Bahn ziemlich schief angeschaut wurden, immerhin hatten sie den langen Blitzableiter dabei, der ziemlich sperrig war, ignorierten sie die Blicke. Es galt jetzt einfach nur, Harry wieder nach Hause zu bringen.

„Bist du nervös?", fragte Louis leise und legte Harry die Hand aufs Knie. Er zuckte mit den Schultern, ohne den Blick vom Himmel abzuwenden.

„Ich weiß nicht. Ich würde eher sagen, dass ich Angst habe. Angst, dass es wieder nicht klappt. Beim letzten Mal war es irgendwie klar, aber heute denke ich, dass wir einen guten Plan haben. Und es ist die einzige Möglichkeit, die wir haben. Das macht es noch schlimmer, wenn es nicht klappt. Ich habe das Gefühl, dass das heute eine einmalige Chance ist." Harrys Blick war sorgenvoll und Louis konnte nicht anders, als zu lächeln.

„Sieh doch mal aus dem Fenster", sagte er und deutete mit dem Finger auf die dunklen Wolken in der Ferne. „Was siehst du da?"

„Ein aufkommendes Gewitter", murmelte Harry und Louis nickte. „Ganz genau. Das ist das, worauf wir seit zwei Wochen warten und ich bin mir sicher, dass es funktioniert. Es muss einfach."

„Danke, dass du das so siehst", murmelte Harry und senkte den Blick. „Für mich steht heute alles auf dem Spiel."

Die Bahn fuhr in Whittlesford Parkway in den Bahnhof ein und die Jungs brauchten recht lange, um den Blitzableiter aus dem Waggon zu bekommen, sodass sie beinahe eine Verspätung des Zuges riskierten. Ein Schaffner kam ihnen zu Hilfe, um das zu verhindern, und legte ihnen nahe, das nächste Mal einfach ein Auto für die Reise zu nehmen.

„Ja, das machen wir, Sir. Vielen Dank", sagte Niall freundlich und lächelte. Louis hoffte, dass es kein zweites Mal geben würde. Es war einfach unglaublich aufwändig.

„Wohin müssen wir jetzt?", fragte Liam und sah sich ratlos auf dem Bahnhofsvorplatz um.

„Na zum Bus natürlich, oder denkst du, wir laufen die ganze Strecke bis zum Museum?", fragte Zayn, verdrehte die Augen und deutete auf die Bushaltestelle. „Im Ernst? Wir bringen doch mit dem Blitzableiter dort sicherlich auch wieder alles durcheinander", seufzte Liam und deutete auf das lange Drahtgestell.

„Nun, du kannst mit dem Ding auch zu Fuß gehen, aber wenn du unterwegs gegrillt wirst, sag nicht, wir hätten dich nicht gewarnt", meinte Niall und gluckste. Das hielt Liam dann doch davon ab, den Weg zu Fuß zurückzulegen, und die fünf quetschten sich in den Bus, der zum Glück heute kaum besetzt war.

„Ich hoffe, du hast daran gedacht, deine Uniform mitzunehmen", sagte Niall ernst zu Louis, als sie im Bus saßen und ruckelnd über die Landstraße nach Duxford fuhren.

„Ja, ich hab sie dabei, schließlich muss ich ja auch den Kollegen ablösen, damit wir heute Nacht alleine im Museum sind", sagte Louis und deutete auf seinen Rucksack, den er sich zwischen die Knie geklemmt hatte.

„Gut, ich denke außerdem, dass wir auf jeden Fall dafür sorgen sollten, dass alles so ist, wie beim letzten Mal, in der Nacht, in der Harry ankam." Niall sah ihn vielsagend und Louis hob die Augenbrauen. Er hatte da so eine Ahnung, worauf Niall hinauswollte.

„Willst du damit sagen...", fing Louis an und Niall nickte: „Ja, du wirst mit ins Flugzeug steigen und Liam, Zayn und ich verschwinden, sobald wir die Drähte und Kabel angebracht haben."

Das würde Louis sicherlich nicht zulassen. Glaubte Niall im Ernst, dass er sich in eine Zeitmaschine setzte, wenn sie genutzt wurde? Was, wenn nicht nur Harry, sondern auch er selbst zurück ins Jahr 1940 gelangten? Oder nur er und Harry blieb in der heutigen Zeit? Woher sollte die Maschine wissen, wen sie zu transportieren hatte?

Harry hatte ihr Gespräch verfolgt und wandte den Blick vom Fenster ab: „Louis kann nicht ins Flugzeug. Was, wenn er auch verschwindet? Ohne dich käme er nie zurück, Niall."

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