20. Mut oder Hoffnung

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Die Begeisterung, die Niall an den Tag legte, was die Umleitung des Blitzes anging, war so ansteckend, dass sich sogar Liam und Zayn daran beteiligen wollten.

Alle waren in vollem Eifer dabei, Harry zurück nach Hause zu bringen. Sie saßen auf der Wiese und sahen sich den Plan von Niall mehrmals an, bis ihn alle auswendig kannten.

„Was nimmst du denn als Blitzableiter?", wollte Zayn irgendwann wissen und sah Niall interessiert an. „Ich dachte nicht an Draht, sondern an Kabel. Wir können mal bei einem Schrotthändler nachfragen, ob man dort vielleicht gute Kabel günstig bekommen kann."

„Das können wir doch machen, oder Zayn?", fragte Liam und sah ihn freundlich an.
„Ich denke, das sollten wir alle gemeinsam machen. Es gibt hier einen Schrottplatz außerhalb der Stadt. Wenn niemand von euch ein Auto hat, müssen wir mit dem Zug hinfahren. Kann mal jemand nachsehen, wie weit das ist?", fragte Niall und alle, außer Harry zückten ihr Smartphones.

„Wieso macht das jetzt jeder? Reicht es nicht, wenn einer nachsieht?", fragte Harry verwirrt und sah ihnen beim Googeln zu.

„Ja, da hast du recht, aber manchmal zeigt Google unterschiedliche...", fing Zayn an und unterbrach sich dann, „...du weißt ja nicht, was Google ist..."

„Nein weiß ich nicht und es wäre sehr nett von dir, wenn du mich nicht ansehen würdest, als wäre das eine Wissenslücke", sagte Harry und wirkte ein wenig geknickt. Louis sah ihn von der Seite her an und ließ das Handy betroffen sinken. „Das hat Zayn nicht böse gemeint. Soll ich dir erklären, was Google ist?"

„Nein, schon gut, ich will es gar nicht wissen", murrte Harry, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zum Wasser hin.

Natürlich fühlte er sich im Gegensatz zu ihnen in vielen Bereichen sicherlich richtig dumm und hasste es, wenn sie etwas sagten, das er nicht verstehen konnte. Aber man konnte ihm ja nicht jede Kleinigkeit erklären und solche Begriffe wie „Etwas googeln" waren halt mittlerweile schon Gang und Gebe.

„Also wir können die Bahn nehmen, fahren bis nach Cambridge Nord und müssen von dort aus noch eine halbe Stunde laufen, bis wir den Schrottplatz erreichen", sagte Niall, der am Schnellsten den Weg herausgefunden hatte. „Vielleicht sollten wir einen Bollerwagen mitnehmen, um das Material zu transportieren. Wir brauchen schon 'ne ganze Menge Kabel, das werden wir nicht tragen können. Wenn ich die Entfernung von dem Baum zum Flugzeug richtig berechnet habe, dann brauchen wir 900meter Kabel."

„Das ist ja fast ein Kilometer. So viel Kabel bekommen wir nie im Leben", stellte Harry erschrocken fest und schüttelte den Kopf. „Das kostet doch viel zu viel Geld. Wie wollen wir das bezahlen?"

Das war eine berechtigte Frage. Metall war teuer und gute Kabel auch und von der Masse, die sie brauchten, wollte Louis den Preis eigentlich gar nicht wissen. Die Vorstellung machte ihn etwas mutlos und er biss sich unsicher auf die Lippe. Sie waren alle Studenten und hatten wenig Geld. Zu wenig, um 900 Meter Kabel bezahlen zu können. Diese Erkenntnis hatten die anderen Jungs auch. Alle ließen mutlos die Handys sinken und sahen einander ratlos an.

„Hab ich jetzt eure Idee kaputt gemacht?", fragte er überrascht und Niall nickte langsam. „Ich glaube zumindest, dass wir gerade alle einsehen mussten, dass es so wohl doch nicht gehen wird..."

Louis sah zu Harry hin, der rasch blinzelte und die Lippen zusammenkniff. Er sah aus, als bereute er, was er gesagt hatte, und stünde kurz davor in Tränen auszubrechen.

„Harry, das bedeutet aber nicht, dass...", fing Louis an und streckte den Arm nach ihm aus, doch Harry schlug ihn weg.

„Was bedeutet es nicht? Ich hab doch in euren Gesichtern gesehen, dass der Plan nicht mehr funktioniert. Ich werde nie wieder nach Hause kommen." Er stand auf, strauchelte und ging mit schnellen Schritten davon. Die Jungs sahen ihm ratlos nach und Niall klappte seufzend den Laptop wieder zu. „Das war wohl nichts...was machen wir jetzt?" Auch Louis stand auf und wandte sich an seine Freunde: „Ihr überlegt euch eine Alternative, die mit weniger als 900 Metern Draht auskommt und ich versuche, ihn zu beruhigen."

Airspeed OxfordWhere stories live. Discover now