(5) Ich mache es

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Levi

Levi hörte Schritte auf dem Flur vor Roses Zimmer und fragte sich, von wem sie stammten. Es war mitten Tag und seine Eltern behaupteten seit dem Frühstück beschäftigt zu sein.

Scheinbar hegten sie noch immer einen Groll gegen ihn, weil er Christy zur Beerdigung mitgebracht und bei der ersten sich bietenden Gelegenheit mit ihr verschwunden war. Sie hatten einen besonderen Abend in gegenseitiger Gesellschaft verbracht. Und es tat ihm nicht leid.

Egal wie sehr er sich bemühte, sich abzulenken, es gelang ihm nicht. Schlussendlich siegte seine Neugierde. Wer war hier hoch gekommen?

Als er die Tür zum Kinderzimmer leise aufstieß, entdeckte er Roses Schwester mit dem Säugling auf ihrer Brust im Schaukelstuhl. Beide schliefen tief und fest.

Levi griff nach einer Decke und breitete sie über den beiden Mädels aus, da er aus Erfahrung wusste, wie kühl einem der Raum nach einem Schläfchen mit Rose vorkam.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Roses nächstes Fläschchen in ein paar Minuten anstand. Sie würde also höchstwahrscheinlich wach werden und vor Hunger anfangen zu schreien. Levi ging in das angrenzende Bad, in dem das ganze Babyzeug verstaut war, und bereitete Roses Mahlzeit vor. Als er den Sauger auf die Flasche schraubte, betrat Dakota das Bad.

"Was machst du?"

"Ich mache ihre Flasche fertig. Laut Zeitplan wird sie sie hungrig sein, wenn sie wach wird."

"Mir war nicht bewusst, dass du ihren Zeitplan verinnerlicht hast. Bist du sicher, dass du nicht ihr Vater bist? Du kannst es mir verraten. Ich kann ein Geheimnis für mich behalten."

Levi biss entnervt die Zähne zusammen. Diese Unterhaltung hatte er bereits mehrfach mit Dakota geführt. Und das wollte was heißen, wenn man bedachte, dass Rose erst seit drei Wochen bei ihnen wohnte.

"Du weißt, dass das nicht der Fall ist."

"Könnte aber sein."

"Es reicht." Levi stellte die Flasche in eine kleine Tasche zum Warmhalten und ging zurück ins Kinderzimmer, wo er die Tasche neben den Schaukelstuhl stellte.

Danach verließ er den Raum. Er konnte darauf verzichten, im Kinderzimmer zu sein, wenn Rose und ihre Schwester wach wurden. Was sollte man auch zu jemandem sagen, der gerade beide Eltern verloren hatte? Er wusste es nicht und wollte es auch nicht herausfinden.

Genau genommen kannte er sie nicht Mal gut genug, um ihr auf der Beerdigung sein Beileid auszusprechen. Also hatte er es gelassen.

Levi sprang auf sein Bett, streckte sich aus und verschränkte die Arme unter seinem Kopf. Seine Gedanken wanderten zurück zum letzten Schuljahr. Er versuchte sich daran zu erinnern, ob er irgendwelche Kurse gemeinsam mit Roses Schwester besucht hatte, aber ihm fiel kein einziger ein. Nicht Mal ein Bild von ihr in der Cafeteria sitzend konnte er herauf beschwören. Vielleicht hatten sie unterschiedliche Mittagspausen gehabt. Wer wusste das schon? Und wen kümmerte es eigentlich?

Augenscheinlich war sie ein Niemand und kein bisschen beliebt. Und auch nicht sonderlich hübsch, so viel er gesehen hatte. Sie war zurecht gemacht als hätte sie ein Vorstellungsgespräch und nicht als würde sie Zeit mit ihrer kleinen Schwester verbringen. Allein der Anblick ihrer riesigen Brille hatte in ihm eine Gänsehaut ausgelöst. Aber nicht die gute Art.

Levi entschied, dass er genug Zeit damit verschwendet hatte, über dieses unsägliche Mädchen nachzudenken und startete seine XBox. Den restlichen Tag würde er damit verbringen, das neue Call of Duty Spiel zu spielen, auf dessen Verkaufsstart er so lange gewartet hatte.

Married to a firefly - German Edition •abgeschlossen•Where stories live. Discover now