(12) Leichtes Opfer

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Levi

Die Mädels waren gegen fünf zurück. Abbi trug noch immer Shorts und Tank Top, aber Poppy sah verändert aus. Sie hatte ihr Langarmshirt gegen ein sommerliches Kleid mit einer dünnen Strickjacke eingetauscht. Levi starrte sie fassungslos an.

"Was ist nur los mit dir? Es sind 37 Grad draußen und du läufst immer noch herum als würde es gleich anfangen zu schneien."

Sie ignorierte ihn gekonnt und ging an ihm vorbei die Treppe hoch. Abbi jedoch kam direkt auf ihn zu und stieß mit ihrem Finger in seine Brust.

"Das geht sich nichts an. Lass sie verdammt noch mal in Ruhe", zischte sie als Poppy außer Hörweite war.

"Würde ich ja gerne, aber wie du selbst bezeugt hast, habe ich sie vor ein paar Tagen geheiratet. Jetzt ist es meine Pflicht, darüber zu wachen, dass sie kein verwirrter Psycho ist, den man besser einweisen lassen sollte, um die Allgemeinheit zu schützen."

"Arschloch", fauchte sie. "Es geht ihr gut und das weißt du genau. Ich kann mir nur nicht erklären, warum sie sich mit einem Idioten wie dir abgibt."

"Sind wir wieder bei den Beleidigungen angekommen? Langweiligt dich das nicht langsam?"

"Hast du nicht langsam das Bedürfnis, einfach mal den Mund zu halten?"

"Nö."

"Mir geht's ähnlich."

Damit folgte sie Poppy in die obere Etage. Levi sah sie nicht wieder, bis Parker am frühen Abend kam.
Rose hatte den ganzen späten Nachmittag geschrien und dem Weinen ach zu urteilen, war sie zutiefst unzufrieden mit allem und jedem. Levi hatte sich schließlich Kopfhörer aufgesetzt um das Geplärre in den Hintergrund zu verdrängen.

Endlich schien es, als hätten die Mädels den kleinen Teufel beruhigt, als die Türklingel den erwarteten Besuch ankündigte. Rose fing augenblicklich wieder an zu schreien.

Als Levi seinen Raum verließ, hörte er ein weiteres gedämpftes Weinen.

"Ich kann nicht mehr", wimmerte Poppy und in Levi flammte die leisteste Spur Mitleid auf. Sie hatte sich den ganzen Nachmittag im Rose gekümmert. Die Kleine hatte jedoch seit Poppys Rückkehr eine Verwandlung von einem kleinen süßen Baby in einen wahrhaftigen Alptraum vollzogen.

Levi folgte dem leisen Weinen von Rose und Poppy bis er an der Schwelle zu Roses Zimmer stand.

"Oh je", seufzte Abbi, sichtlich unentschlossen was sie tun, oder wen sie zuerst trösten sollte. Levi ging an ihr vorbei und nahm Rose auf den Arm. Sanft schwang er sie hin und her bis ihr Jammern binnen weniger Sekunden verstummte.

"Du bist ein Babyflüsterer. Wer hätte das für möglich gehalten?", flüsterte Abbi.

Levi spürte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. "In der Tat. Würde es dir etwas ausmachen, Parker reinzulassen?"

"Bin schon weg." Abbi stand ruckartig auf und verließ das Kinderzimmer so schnell sie konnte.

"Feigling", flüsterte Levi schmunzelnd.

"Ich b-bin kein Feigling", stieß Poppy zwischen zwei Schluchzern hervor.
Er stöhnte innerlich auf. Natürlich war sie kein Feigling.

"Ich hab nicht dich gemeint. Es ist vollkommen in Ordnung, fertig zu sein, Poppy. Rose hat das Recht zu weinen und das gleiche gilt für dich. Niemand hat gesagt, dass es einfach wäre, ein Baby großzuziehen."

"Es sagt einem aber auch niemand, wie schwer es wirklich ist."

Levi konnte das aufsteigende Glucksen nicht verhindern. "Wenn das raus käme, würde niemand mehr Kinder haben wollen. Die Menschheit stünde vor dem Aussterben."

Married to a firefly - German Edition •abgeschlossen•Where stories live. Discover now