Amara & Mason ~ Alpha Der Rudellosen

4. Kapitel •

Amara

Mein Schädel dröhnt unangenehm, als ich mich schläfrig herum wälze, um eine bequemere Schlafposition zu finden.

Warte mal. Ich bin nicht mehr im Wald. Wo bin ich dann?

Ruckartig prasseln die Erinnerungen an den Vorfall auf der Lichtung auf mich ein und ich ahne bereits Schreckliches.Vorsichtig durch ein halb geöffnetes Auge lugend, bewahrheiten sich umgehend meine schlimmsten Befürchtungen.

Ich wurde gewolfnappt. Verdammt!

Da ich alleine zu sein scheine, was ich aufgrund einer Überprüfung mit meinen übernatürlichen Sinnen schnell herausfinde, bin ich so mutig, mich aufzurichten und meinen Blick durch den kleinen Raum, in welchem ich mich befinde, schweifen zu lassen. Es fällt mir zwar noch immer schwer, mich auf den Beinen zu halten, dennoch hilft mir ein Anflug von Adrenalin dabei, nicht erneut umzukippen. Ein Fortschritt.

Das winzige Zimmer wirkt kahl, beinahe leblos. Wände und Boden sind aus altem, bereits verblichenem Holz gefertigt und nur vereinzelte, wenige Möbelstücke stehen wahllos auf der Fläche verteilt herum. Ein winziger Schrank. Ein altmodischer Schreibtisch mit dazu passendem Stuhl. Alles scheinbar aus dem selben Holz gefertigt und sicherlich schon längst nicht mehr ausreichend funktionstüchtig. Tatsächlich wirkt es so, als würden das Mobiliar bald schon in sich zusammenbrechen. Umso mehr überrascht es mich, dass das Einzelbett, auf welchem ich liege, viel gemütlicher ist, als man es auf den ersten Blick vermuten würde.

In der Ecke gegenüber von mir entdecke ich dann aber doch noch etwas, dass die Umgebung zumindest ein klein wenig freundlicher macht. Einen Kamin, in welchem auch jetzt gerade ein Feuer brennt.

Deshalb ist es hier so schön warm, stelle ich fest und freue mich schon fast darüber, bevor eine Frage meine Gedanken durchkreuzt, bei der sich mir sofort die Nackenhaare aufstellen - selbst in meiner Tiergestalt. Wer hat dieses Feuer entfacht?

Noch bevor ich die Gelegenheit dazu bekomme, mich nach einer geeigneten Fluchtmöglichkeit umzusehen, höre ich laute Schritte, die sich über den knarzenden Fußboden in meine Richtung bewegen.

Ich begebe mich in Angriffsposition und warte, mit meinen zu Schlitzen verzogenen Augen auf die in diesem Moment entdeckte Tür gerichtet, angespannt darauf, was wohl als nächstes geschieht.

Der verrostete Knauf dreht sich herum und die Tür wird rücksichtslos aufgeschwungen, sodass sie mit einem lauten Knall geradewegs gegen die Wand saust und wahrscheinlich auf direktem Weg auf den Hereinkommenden zurückgeschleudert wäre, hätte dieser inzwischen nicht bereits mit seiner übermenschlichen Geschwindigkeit das kurze Strecke bis an meinen Bettrand zurückgelegt. Lediglich an den verschlammten Füßen meines Schuhlosen Gegenübers meine ich zu erkennen, dass es sich um eine männliche Person handeln muss. Ich traue mich nicht, in sein Gesicht zu sehen, aus Angst davor, dass er meine überspielte Furcht vor ihm sofort durchschauen würde. Sollte mein rasender Herzschlag mich bis dahin noch nicht verraten haben.

Ein drohendes Knurren entfährt meiner Kehle und ich erschrecke mich selbst davor, da es nicht beabsichtigt war.

Blöde ungewohnte Wolfsinstinkte, denke ich mir und hätte ich in diesem Moment eine menschliche Hand gehabt, hätte ich sie mir mit Sicherheit gegen die Stirn geklatscht. Mach ruhig weiter so, wenn du gleich sterben willst, Amara.

Wie zu meiner Bestätigung, knurrt mein Gegenüber zurück. Mit dem gewaltigen Unterschied, dass sein Knurren noch um einiges furchteinflößender ist, als mein eigenes.

Ich jaule auf und kauere mich auf der nachgiebigen Matratze vor ihm zusammen. Die Vorderpfoten lege ich dabei über meine Schnauze, um mein Gesicht zu verstecken und gleichzeitig meine Unterwürfigkeit zu demonstrieren. Ich weiß ja nicht allzu viel über die Sitten der Werwölfe, zumindest habe ich die meisten meiner Kenntnisse darüber schon seit Jahren erfolgreich verdrängt, aber ich bin mir dennoch im Klaren darüber, dass feindliches Anknurren wohl nicht gerade den wohlgesonnensten ersten Eindruck hinterlässt.