36. Kapitel

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Amara

*wenige Minuten zuvor*

Frustriert scharre ich mit meinen Füßen durch den Staub.

Ich sitze vor dem See, durch den Mason mich bei unserem ersten Date zu seiner geheimen Höhle gebracht hatte. Der See, an dem wir noch vor wenigen Stunden zusammen waren. Glücklich, lachend.

Mit dem Handrücken wische ich mir eine herunterlaufende Träne von der Wange. Er war so kalt zu mir vorhin.

Weil er spürt, dass du ihm etwas verheimlichst. Du hast ihn verletzt!, weist meine innere Stimme mich zurecht

Aber ich habe doch gar keine amdere Wahl. Er darf es nicht erfahren, sonst kann ich ihn nicht beschützen!

Ein letztes Mal tief durchatmen, dann stehe ich auf und klopfe mir die Erde von der Kleidung.

Caden wartet bestimmt schon auf mich.

Auf meinem Weg zu unserem Treffpunkt komme ich mir heute irgendwie beobachtet vor. Doch ich schiebe es auf meinen Verfolgungswahn und gehe unbeirrt weiter.
Bald schon lichtet sich der Wald und ich habe freie Sicht auf Caden's Gestalt unter der großen Eiche. Er hält sich im Schatten, sodass ich ihn nicht erkannt hätte, wüsste ich nicht, dass er es ist.

Das ungute Gefühl in meiner Magengrube verschärft sich zunehmend, sodass ich die letzte Distanz zu meinem Verbündeten in Windeseile überbrücke.

Er begrüßt mich sofort mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck.

Ohne ein Wort falle ich ihm in die Arme und weine, wie so oft in letzter Zeit, leise in sein Shirt hinein.
"Er weiß, dass ich ihm etwas verheimliche!"

Caden streicht mir beruhigend über den Kopf.
"Pssht, Amara. Beruhige dich. Du brauchst jetzt einen klaren Kopf, okay?"

Etwas an seiner Stimmlage zwingt mich dazu, aufzusehen.
Seine Miene ist gequält und ich spüre bereits, dass er heute keine guten Nachrichten für mich hat.

"Wo warst du den ganzen Tag? Ich habe dich gesucht! Verdammte Scheisse, Amara...", flucht er auf einmal drauf los.

"Was ist los? Ist etwas passiert?", will ich direkt von ihm wissen.

Er mahlt unwohl mit dem Kiefer.
"Es ist soweit."

"Was?! Wann? Woher weißt du das?", stelle ich ihn eine Frage nach der anderen.

"Ich konmte mich vorhin in eine Unterhaltung zwischen Bryce und Ronda über ihren Mind-Link einklinken. Da haben sie besprochen, wie sie sich am besten wegschleichen können, um sich mit ihnen zu treffen."

Die Wut darüber, dass Mason's eigene Schwester und ihr Freund Bryce meinen Mate verraten haben, brodelt wieder in mir hoch. Ich kann es einfach nicht verstehen, egal wie oft ich auch darüber nachdenke.

Als Caden mir vor einigen Wochen zum ersten Mal von seiner Vermutung berichtet hatte, glaubte ich ihm noch kein Wort. Aber als wir die zwei dann weiter beobachteten, wurden die Dinge leider zunehmend klarer.

Letztendlich haben uns auch besonders die Fähigkeiten meines ehemaligen Rudel-Bruders sehr dabei weitergeholfen. Ich bin froh, dass er mir von seinen Talenten erzählt hat. Normalerweise hält er diese nämlich zu seinem eigenen Schutz geheim. Aber weil es ihm als einzige Möglichkeit erschien, um mich von der Wahrheit seiner Aussagen zu überzeugen, hat er sie mir glücklicherweise offenbart.

"Als ich ihm später gefolgt bin, dachte ich zuerst, sie hätten wie sonst immer nur einen Boten geschickt. Aber als ich ankam, stand dort eine ganze Armee."

Meine Augen weiten sich vor Schreck.
"Wann werden sie angreifen?"

Caden's Blick jagt mir einen kalten Schauer den Rücken runter.
"Ich bin überrascht, dass sie es nicht schon längst getan haben."

Panik schnürt mir die Kehle zu.
"Ich muss sofort zu Mason!", keuche ich und will losstürmen.

Doch Caden hält mich am Handgelenk zurück.
"Ich habe selbst schon nach ihm gesucht. Er ist seit eurem Streit nicht mehr ins Tal zurückgekehrt", fixiert er mich eindringlich.

Tränen fließen mir ungehalten die Wangen herab.
"Sie dürfen ihn nicht finden."

Wie aufs Stichwort vernehme ich plötzlich ein markerschütterndes Knurren aus dem Schatten. Mich in die Richtung des Geräusches wendend, sehe ich den riesigen Wolf von meinem Mate auf uns zu wüten. Instinktiv will ich zu ihm, doch Cadens Worte an meinem Ohr lassen mir das Blut in den Adern gefrieren.

"Dafür ist es jetzt zu spät", sagt er mit eisiger Stimme und nickt in Richtung Wald.

In dem Moment, in welchem ich den Krieger mit der Waffe im Gebüsch hocken sehe, ertönt auch schon ein ohrenbetäubender Knall. Ein Stich fährt mir durch die Brust.

"Mason, nein!", schreie ich und renne einfach los.

Mir ist jetzt egal, wer mich dabei sieht und ob das unseren ganzen Plan kaputt macht. Sie haben auf Mason geschossen!

Ich knie mich vor ihm nieder, doch er schließt nur kraftlos die Augen und hat anscheinend schon das Bewusstsein verloren. Mein Herz rast und brennt.
Dicke Tränen kullern in sein Fell, über welches ich sanft streiche. In verzweifelter Hoffnung darauf, dass sich dadurch irgendetwas in ihm regt.

Bitte Mason, du darfst nicht sterben!

Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Halsgrube und ziehe dabei seinen wohligen Duft ein.

Von hinten wird mir eine Hand auf die Schulter gelegt.
"Steh' auf, Amara. Das war ein Betäubungspfeil, er ist nicht tot."

Ein Stein fällt mir vom Herzen.

Erwartungsvoll sehe ich zu Caden hoch. Aber sein Blick richtet sich auf etwas an der Waldgrenze und als ich ihm folge, sehe ich auch, was dieses etwas ist.

Der Wächterrat und seine Armee.

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Ich hoffe, ihr versteht die Absichten von Amara & Caden jetzt schon etwas besser?

Im nächsten Teil werden sich noch weitere Unklarheiten auflösen. 😊

Und wir lernen endlich den bösen Wächterrat kennen... Was wohl passieren wird? Kann die Sache überhaupt friedlich gelöst werden oder läuft alles auf einen Kampf hinaus? 😨

Schreibt mir eure Meinungen, bin gespannt! 😙♡

Amara & Mason ~ Alpha Der RudellosenWhere stories live. Discover now