19. Kapitel - Teil 1

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Amara

Ich sitze auf einem unendlich weichen Sofa. Eingekuschelt im gemütlichen Waldhäuschen von Ronda und Bryce, umgeben von unglaublich freundlichen Leuten und halte eine Tasse mit warmen Kamillentee in den Händen. Trotzdem könnte ich mich nicht unwohler fühlen.

Nach langer Diskussion habe ich irgendwann nachgegeben und mich von Caden zum Haus von Masons großer Schwester bringen lassen. Wenigstens muss ich ihn so nicht sehen und ihre komplett unterschiedlichen Gesichtszüge erinnern mich auch nicht an ihn. Hätte er verlangt, dass ich heute such noch bei ihm schlafe, wäre das Ganze sicherlich in Mord und Totschlag geendet.

Inzwischen habe ich mich etwas beruhigt und meine Atmung wieder unter Kontrolle. Die fiese Stimme in meinem Kopf kann ich weitgehend ignorieren. Das liegt wohl hauptsächlich an Caden und Bryce, die seit unserem Ankommen hier in eine lautstarke Diskussion darüber verfallen sind, wer von ihnen eher den Titel des Betas verdient hätte. Dabei sind sie doch Rogues! Die Unterhaltung kommt mir so absurd vor, dass ich gar nicht anders kann, als mich ihr nun schon seit gefühlten Stunden zu widmen.

"Du weißt ganz genau dass ich stärker bin, Bryce! Erst gestern habe ich dir beim Armdrücken die Schulter ausgekugelt", erinnerte Caden ihn ungnädig.

"Na und? Wenn du dich in Wolfsgestalt mit mir anlegen würdest, wäre ich dir haushoch überlegen!"

"Nur weil du ein bisschen größer bist? Es kommt auf die Strategie an, du Volldepp!"

"Wenn dir so viel an Strategie liegt, solltest du vielleicht lieber Gamma werden. Ich bin der geborene Beta."

Bryce sagt dies ganz beiläufig, was den amderen zu reizen scheint, denn eine Ader schwillt auf seiner Stirn an und seine Augen funkeln plötzlich gefährlich.

"Du gibst doch bei jedem Befehl so lange Widerworte, bis der Feind dir schon längst die Kehle durchgebissen hat!", brüllt Caden ihn an und stellt sich dabei bedrohlich vor ihm auf.

Daraufhin erhebt auch Bryce sich, der zuvor noch einen Arm um die Schulter seiner Freundin gelegt hatte.

"Wenigstens überlege ich bevor ich handele! Du hattest schon so viele Weiber in deinem Bett, es ist ein Wunder das du uns noch nicht irgendeine Seuche hier angeschleppt hast!"

Okay, was geht denn jetzt hier ab?

Die Situation scheint auszuarten und ich bin mittlerweile sichtlich angespannt. Meine Finger haben sich um die heiße Porzellantasse verkrampft und ich blicke hilfesuchen zu Ronda, welche immernoch auf der gleichen Stelle bei den Männern sitzt.

Sie fängt meinen Blick und zwinkert mir kurz zu, bevor sie dich erhent und zwischen die zwei Streithähne stellt.

Beiden eine Hand auf die Brust legend, sagt sie:
"

Wenn ihr euch prügeln wollt, dann macht das bitte draußen. Ich habe gestern erst euer Chaos beseitigt."

Gestern erst? Schlagen die sich etwa jeden Tag die Köpfe ein?

Für einige Momente idt es mucksmäuschen still und die beiden Männer scheinen still miteinander zu kommunizieren. Dann verändert sich ihre Miene unerwartet und Caden tritt einen Schritt zurück.

Damit ist die Lage wohl fürs erste wieder entspannt und ich lehne mich erschöpft zurück.

Kann dieser Tag überhaupt noch nervenaufreibender werden?

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Bryce sich zu seiner Mate runterbeugt und ihr einen Kuss auf die Wange drückt.

"Wir gehen was trinken, Schatz. Geh ruhig schlafen."

Mein Kopf schnellt zu ihnen zurück.

Die haben gerade noch gestritten und jetzt gehen sie gemeinsam saufen?

Ich frage langsam ehrlich, was für eine komische Bande das hier wohl ist. Aber mit diesem ganzen Machtgehabe kenne ich mich einfach nicht so gut aus. Ich hatte einfach nie Interesse daran. Viel eher veranscheue ich es, wenn sich jemand für besser hält, nur weil er einen höheren Rang hat als ein anderer. Ironischerweise bin ich selbst inzwischen im Rang aufgestiegen, denn mein Seelenverwandter ist ein Alpha. Was mich zur Luna macht.

Oder machen würde. Er ist ja ein Rudelloser.

Mal wieder packt die Neugier mich und ich kann keine Erklärung dafür finden, was ein ranghoher Wolf bei den Rogues zu suchen hat.

Welches schlinme Schicksal muss Mason widerfahren sein?

Zügig schüttele ich meinen Kopf um die Gedanken an ihn schleunigst daraus zu vertreiben. Da fällt mir auf, dass Caden sich mir genähert hat und mich wohl schon seit einiger Zeit unverhohlen mustert.

"Alles okay?", fragt er mich und bei seinem durchdringenden Blick überkommt mich eine unangenehme Gänsehaut.

Er hat nicht annähernd die gleiche Wirkung wie Mason auf mich, aber iegendwas an seinen Augen jagt mir einen Schrecken ein. Sie wirken so kalt, als hätte er scgon etliche blutige Schlachten durchstanden und ich bin mehr als froh, dass er mir anscheinend freundlich gesinnt ist.

Ich nicke.
"Alles gut. Danke", antworte ich knapp, weil ich meiner Stimme nicht ganz traue.

Auf einmal breitet sich ein Grinsen auf dem Gesicht des Mannes aus, dass mich so unvorhergesehen trifft, dass ich automatisch zurücklächele.

"Du passt wirklich gut zu ihm", verkündet er mir und dreht sich daraufhin in Richtung Tür, an der Bryce schon ungeduldig auf ihn wartet.

Mein Lächeln erlischt, aber das bemerkt keiner der Gehenden mehr.

Ronda fixiert mich allerdings bereits mit einem wissenden Ausdruck, der mir zeigt, dass sie es bemerkt hat.

Sobald die Tür ins Schloss fällt, lässt sie sich neben mir nieder und legt ihre Hände um meine, welche die bereits leere Teetasse immernoch nicht losgelassen haben.

Erwartungsvoll sieht sie mich an.

"Wir müssen reden, Amara."

Ich schlucke.

Ein Gespräch mit Masons Schwester.

Na, das kann ja was werden...


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Es wird doch länger als erwartet.

Habe es deswegen aufgeteilt, weil ich es heute nicht mehr ganz schaffe. Muss vielleicht noch paar Stellen überarbeiten. 🙄

Morgen geht es dann denke ich weiter! 🤗

Amara & Mason ~ Alpha Der RudellosenWhere stories live. Discover now