dreizehn

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MÜCKE

«Und was ist das jetzt genau, was ich da esse?», fragte ich, während ein weiterer Löffel des Essens in meinen Mund wanderte. Ich sass in einer hinteren Ecke des Pop-Up-Restaurants. Dezember war nur noch wenige Tage entfernt. Die Leute, die vor dem Restaurant herumliefen, waren bereits gestresst, als wäre morgen Heiligabend.

«Palak Paneer», antwortete Marlas Vater. Er half seiner Ehefrau dabei, die Dekorationen für die Adventszeit aufzuhängen. Irgendwie war es merkwürdig, dem Laden dabei zuzuschauen, wie er sich in ein Winterwunderland verwandelte. Aber wie's aussah, hatten sich Leute beschwert, dass das Pop-Up-Restaurant des Caterings der Tellys sich nicht an der Adventsdekoration des Einkaufszentrums beteiligte.

Marla setzte mich mir gegenüber an den Tisch. Sie hatte selbst einen Teller mit köstlich aussehendem Essen vor sich stehen. Als ich neugierig auf den Teller lugte, zog Marla kritisch eine Augenbraue hoch. «Denk gar nicht erst dran», warnte sie mich, «Es ist dir eh viel zu scharf.»

Lachend schüttelte ich den Kopf, ehe ich einen weiteren Bissen meines eigenen Essens ass. «Es schmeckt übrigens fantastisch, Herr Telly!», rief ich Marlas Vater von meinem Platz aus zu.

Mein Gegenüber hatte ihre langen Haare zu zwei Zöpfen geflochten, während auf ihrem Kopf eine schwarze Beanie thronte. Die lilafarbene Seite ihrer Haare war etwas mehr pink als lila. Aber ich war mir nicht sicher, ob die Weihnachtsbeleuchtung dafür sorgte, dass es so aussah.

«Hab ich was im Gesicht?», fragte Marla natürlich prompt zwischen zwei Bissen. Meine Blicke schienen ihr nicht entgangen zu sein.

Hastig schluckte ich das, was ich gerade noch gekauft hatte, hinunter. «Hast du irgendwas an deinen Haaren verändert?», fragte ich und griff nach der Glasflasche mit meiner Cola, «Irgendwas sieht anders aus.»

Ertappt verdrehte Marla die Augen, «Eventuell hab ich mein Lila falsch zusammengemischt und jetzt ist es halt mehr pink. Peinlich, dass mir so was nach all den Jahren passiert. Ich hatte gehofft, dir fällt das nicht auf.»

«Sieht trotzdem gut aus», versuchte ich Marla zuzwinkernd zu beruhigen.

Doch sie sah mich nur ungläubig an, ehe sie sich eine grosse Portion ihres Essens in den Mund schaufelte. Marla unterbrach jedoch den Blickkontakt zu mir für keine Sekunde. «Ich hasse es», seufzte Marla, «Aber meinen Haaren zuliebe, knall ich jetzt nicht sofort neue Farbe darüber.»

Ich wollt etwas sagen, aber Marla war noch nicht ganz fertig mit ihrem Input über Haarfarbe: «Deine hätten übrigens auch mal wieder einen Neuanstrich notwendig.»

«Ich weiss», seufzte ich, «Sonst macht das Danica. Aber da sie sich immer noch schonen soll, liegt das momentan auf Eis.»

«Wir können nachher schon zu mir fahren und ich verpass deinem Rotschopf ein wenig neuen Pepp», schlug Marla begeistert vor. Doch ich winkte ab. «Wollen wir uns nicht eigentlich dem widmen, weswegen wir hier sind?»

«Right», Marla kniff sich mit der freien Hand in den Nasenrücken, «Biskuits backen und Wichteln. Du verrätst mir nicht, wen du beim wichteln gezogen hast?»

«Das hättest du gerne», schüttelte ich lachend den Kopf. Denn wenn Marla wüsste, dass ich sie gezogen hatte, würde sie definitiv wissen wollen, was ich ihr schenken würde. Es nervte mich nämlich immer noch, dass sie irgendwie es geschafft hatte, vorab herauszufinden, was ich ihr zu ihrem zweiundzwanzigstens Geburtstag Ende November schenken würde. Aber da war ich wiederum selbst schuld, wenn ich meine Häkelarbeit eines Cardigans in den Farben der Ace Pride-Flagge offen rumliegen liess.

«Wir brauchen übrigens jemanden, der uns beim Aufbau und der Vorbereitung des Teiges hilft», holte mich Marla ins Hier und Jetzt zurück, «Gustav kann erst später kommen, weil er an dem Tag was für seine Semesterprüfung machen muss.»

in case I fall for youWhere stories live. Discover now