neunzehn

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MÜCKE

Die Matratze unter mir bewegte sich.

Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich meine Zimmertür hinter mir zugezogen hatte, als ich mitten in der Nacht mit einem Taxi nachhause gekommen bin. Mein Glück war, dass Marla und Birne in dieselbe Richtung mussten, sodass die Fahrt mit dem Taxi nicht allzu teuer gewesen war.

«Geh weg Laika», forderte ich den Hund auf, der sich ins Zimmer und damit zu mir ins Bett geschlichen haben musste. Doch es legten sich zwei Arme von hinten um meine Seiten. «Buh», hörte ich daraufhin die Stimme meiner Schwester in der Gegend meines Ohres.

«Lass das», brummte ich genervt, «Ich könnte nackt sein unter der Decke.»

Mit einem Grunzen rollte sich Danica von mir auf die Seite. «Du bist der Letzte, der nackt schlafen würde», versicherte sie mir, «Selbst bei vierzig Grad in der Nacht trägst du immer noch einen Pyjama.»

Ich biss mir auf die Zunge, damit ich nicht einen gehässigen Kommentar fallen liess. Darüber, dass ich die Zeit vermisste, in der es Danica noch schlecht ging und sie mich nicht nerven konnte. Aber solche Kommentare verdiente meine Schwester nicht.

Stattdessen tastete ich mit kleinen Augen nach meinem Handy auf dem Nachttischchen. Immerhin war ich in der Nacht nicht so kaputt gewesen und hatte es geschafft es aufzuladen. Das grelle Licht des Displays blendete, sodass ich meine Augen nur noch mehr zusammen drückte. Knapp konnte ich durch meine Wimpern erkennen, dass es erst halb neun war. Ich war erst vor vielleicht vier Stunden nachhause gekommen.

«Warum weckst du mich?», nuschelnd legte ich mein Handy zurück auf den Nachttisch. Ich drehte mich so, dass ich in Danicas Richtung sehen konnte. Meine Augen mochten zwar schlecht ohne Sehkorrektur sein, aber es reichte aus, damit ich immerhin genug von ihr ausmachen konnte.

«Weil wir alle sehr enttäuscht sind, dass du uns vergessen hast zu gratulieren», erklärte Danica, «Weisst du, wie viele Sorgen sich Papa gemacht hat, weil so lange nichts von dir kam.»

Leise schnalzte ich mit der Zunge. «Tut mir leid, okay?», irgendwie war es mir unangenehm zu erzählen, dass der Grund, warum ich mich erst einige Stunden nach Mitternacht gemeldet hatte, ein schlafender Birne war. Also sagte ich stattdessen: «Ich hatte einen schönen Abend und hab vielleicht einfach ein bisschen die Zeit vergessen.»

Ich mochte es nicht, wie Danica mich ansah. Deswegen versuchte ich ihr zu versichern, dass wirklich alles gut war und ich nichts von den Raketen mitbekommen habe.

«Und beim dich alleine einigeln konntest du nicht kurz uns schreiben? Oder anrufen?», Danica schien mir echt nicht glauben zu wollen.

Ein leiser Seufzer liess sich nicht mehr länger unterdrücken. «Ich war nicht alleine», gestand ich ihr, «Birne hat mir Gesellschaft geleistet.»

«Birne», wiederholte Danica in einem Ton, der sich nicht ganz leicht deuten liess, «Wie in Ich Versau Dir Den Museums Besuch Birne?»

Ich legte meinen Kopf schief. «Bist du etwa immer noch nachtragend deswegen?»

Danica hatte sich inzwischen das Seehund-Plüschtier geschnappt, welches Marla mir vor ein paar Jahren zum Wichtel-Weihnachten geschenkt hatte. Der weissgraue Seehund trug eine dunkelblaue Mütze, sowie ein Halstuch mit dem Logo von Sea Shepherd. Ihre Finger spielten daran herum. Der Blick meiner älteren Schwester war an die Decke gerichtet. Eine Weile lang sagte sie nichts.

«Ich möchte einfach nicht, dass du schon wieder verletzt wirst», flüsterte Danica schlussendlich nach einem Moment der Stille.

«Wegen dem Museumsbesuch?», fragte ich vorsichtig nach.

in case I fall for youWhere stories live. Discover now