achtzehn

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BIRNE

Mittlerweile ist es irgendwann nach zwei Uhr nachts. Mücke und ich sitzen gemeinsam auf dem Sofa. Nachdem ich unsanft von Gustav geweckt wurde und er uns kuschelnd in der Badewanne erwischt hat, bin ich etwas hin und her gerissen.

Einerseits ist mir das ziemlich peinlich gewesen. Andererseits habe ich auch wirklich gut geschlafen.

Gustav wirft mir seither ab und zu Blicke zu, die ich nicht ganz deuten kann. Ob diese mehr Mücke oder mehr mir gelten, ist auch eher unklar. Während er mir verschiedene Getränke in die Hand drückt, wirkt er zwar bestimmt, aber ist eher schweigsam. Dieses Mal achte ich mehr darauf, wie ich auf den Alkohol reagiere, weshalb ich mittlerweile nur noch eine rötliche Flüssigkeit in meinem Becher hin und her schwenke, aber keinen Schluck mehr nehme.

Mein Pegel hat nun einen Status erreicht, indem ich über vieles nachdenke. Zum Beispiel scheue ich mich davor, Mücke auf meine Kuschelattacke anzusprechen. Zwar hatte ich noch nie wirklich Probleme mit Körperkontakt, der nichts bedeutet, aber dennoch bereitet mir dieser etwas Kopfschmerzen.

Allerdings schaffe ich es auch nicht länger als ein paar Minuten über ein und dasselbe nachzudenken. Ich würde meine Aufmerksamkeitsspanne aktuell als nicht wirklich ausgeprägt bezeichnen.

Hin und wieder überkommt mich eine Welle von Traurigkeit, der ich dieses Mal Ausdruck verleihe. «Oh man, schon wieder habe ich einen Neujahrskuss verpasst», schmolle ich leise.

Mücke grunzt belustigt. «Das fällt dir aber früh ein.»

Ich zucke etwas zu energisch mit den Schultern. «Weiß auch nicht. Du warst zwar da, aber...» Der Rest meines Satzes geht in den Weiten meines Gehirns verloren. Vielleicht ist es auch besser so. Das Letzte, was ich will, ist Mücke noch mehr in ein aktuelles Gefühlschaos mit reinzuziehen.

Kurz schweigt der Rotschopf, ehe er sich räuspert. «Wie gesagt, du bist jetzt ein bisschen spät dran.»

Mein Kopf schnellt zu meiner linken und ich hebe meine Brauen. «Warum? Hättest du mich geküsst?», frage ich süffisant und neugierig.

Er zuckt mit den Schultern und grinst keck. «Wir werden es nie erfahren.»

Ehrlich gesagt ist das nur fair. Jegliche andere Antwort würde mir an verschiedenen Ecken nicht gefallen.

Zum ersten Mal im neuen Jahr ziehe ich mein Handy hervor. Ich übergehe die ganzen Gruppen, in die Memes, Gifs und sonstiges gespamt werden und suche nach dem Chat mit Kilian.

Im Gegensatz zu den anderen wünscht er mir kein frohes Neues, sondern setzt mich darüber in Kenntnis, dass Becca und er noch einen Abstecher bei uns machen werden.

Gustav hatte sie auch eingeladen, aber die beiden haben sich dazu entschieden, gemeinsam mit der Familie zu essen und Mitternacht zu zweit zu verbringen. Ich kann es ihnen nicht verübeln. Auch wenn ich zu Beginn beleidigt gewesen bin, finde ich die Vorstellung selbst wirklich schön.

«Becca und Kilian wollen doch noch vorbeikommen», seufze ich und richte mich etwas auf.

«Du klingst nicht begeistert?», stellt Mücke fest.

Schulterzuckend stelle ich mein Getränk auf den Couchtisch vor uns und packe mein Handy weg. «Ich fühle mich gerade etwas merkwürdig», gebe ich zu. «Ich geh mal ein bisschen an die frische Luft. Du bleibst hier, oder?»

Der Rothaarige nickt. Die Chance, dass draußen jemand noch etwas zündet, ist ziemlich hoch, weshalb es mir persönlich auch lieber ist, wenn er drinnen bleibt.

Mein Hirn scheint einen Kurzschluss zu haben, denn meine nächsten Worte lauten: «Verspäteter Neujahrskuss!» Mit befeuchteten Lippen drücke ich ihm einen Kuss auf seine Wange, ehe ich wackelig aufspringe und auf den Balkon flüchte.

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