Winter Wunderland

96 1 0
                                    

Zeitsprung von mehreren Monaten 

Mittlerweile bin ich komplett in Loanas Stadt hinüber gesiedelt und habe mein altes Leben vollkommen hinter mir gelassen. Meiner Mutter hat dies zwar überhaupt nicht in den Kram gepasst, doch ich wollte endlich die Freiheit genießen, die mir von Anfang an zugestanden hat. 

Bedeutet aber nicht, dass ich hier auf der faulen Haut sitze und mich vollkommen von den Strapazen der letzten Jahre erhole. Ich suche gemeinsam mit Loana nach einer größeren Wohnung und unterstütze sie auch im Haushalt, so gut ich es eben kann. Arbeiten im Haus sind nämlich überhaupt nicht mein Ding.

Jetzt allerdings sitze ich am Laptop, den ich aus meinem alten Leben mitgebracht habe und verbinde ihn mit dem WLAN. Nur noch hier und da einige Einstellungen vornehmen und das ganze ist fertig. In diesem Bereich bezeichne ich mich schon gerne als kleines Genie. Immerhin hätte meine Mutter ohne mich ihre Internetverbindung immer noch nicht eingerichtet. 

Ich halte plötzlich inne, weil die Ereignisse der letzten Zeit ohne Gnade auf mich niederprasseln. Es ist wirklich so viel passiert. Ich habe Loana kennen und lieben gelernt und bin ein ziemlich hohes Risiko dabei auch eingegangen. Man weiß nämlich nie, wer sich in den unendlichen Weiten des Internets so tummelt. 

Jetzt bin ich allerdings froh, alles auf eine Karte gesetzt zu haben, während ich auf Verbinden drücke. Die Verbindung wird aufgebaut und steht nach nur wenigen Sekunden. 

Loana kommt ins Zimmer. Mit einem Tablet in ihren Händen. Auf diesem befinden sich zwei Tassen mit dampfendem Inhalt, sowie Croissants. 

>>Für diese Jahreszeit ist es genau das richtige.<< Loanas Worte, nachdem sie das Tablet auf dem Tisch abgestellt hat. 

Irre ich mich, oder sind die Temperaturen in den letzten Tagen wirklich rapide gesunken. Jedenfalls scheint der Sommer endgültig vorbei zu sein, wenn ich mir das Wetter draußen so angucke. Heute begrüßt uns nämlich einer dieser Tage, wo man nicht einmal mit einem Hund spazieren gehen würde.

Graue Wolken bedecken den Himmel komplett und es sieht stark nach Regen aus. 

Die heiße Flüssigkeit duftet herrlich und als ich eine der Tassen vorsichtig an mich nehme, sehe ich, dass es sich dabei um heiße Schokolade handelt. Der Dampf steigt mir ins Gesicht und ich atme ihn ein. Lasse mich durch ihn in komplett neue Sphären führen. Loana reißt mich aber schnell aus diesen, als sie sich mir gegenüber setzt.

Wir greifen nun beide nach unseren Croissants.  Unsere Hände berühren sich dabei und die Luft im Zimmer verändert sich schlagartig. Es ist wieder diese Elektrizität, die sich langsam aufbaut. Nur, um sich irgendwann komplett zu entladen. 

Loana nimmt ihr Croissant an sich. Doch anstatt es zu ihrem Mund zu führen, führt sie es zu meinem und lässt mich davon abbeißen. Ich verstehe, wo der Hase läuft und tue das Gleiche auch bei ihr. 

Nach nur wenigen Bissen spüre ich die Füllung, welche absolut köstlich ist. Es ist nämlich Vanille, welche die Spannung zwischen uns erst einmal in den Hintergrund schiebt.

Wir füttern uns nun gegenseitig und ich bemerke, dass ein Klecks der Füllung auf Loanas Lippen gelandet ist. Unter anderen Umständen würde ich ihr sagen, dass sie was im Gesicht kleben hat, doch nicht,  nachdem ich die Veränderung der Luft so deutlich auf meiner Haut fühlen kann. 

Ich stehe auf, umkreise den Tisch und überwinde so die wenigen Meter, die mich von Loana trennen.

Stehe ihr nun gegenüber und gehe dann in die Knie, um mit ihr auf gleicher Höhe zu sein. Lecke mir über meine Lippen und wage mich nach vorne. Stück für Stück. Alles um mich herum scheint still zu stehen, oder ich bin so sehr in meinem Tun gefangen, dass ich nichts anderes mehr wahrnehme. 

365 Tage devotWhere stories live. Discover now