Dirty Talk

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Meine Augen füllen sich äußerst schwer an. Ich kann sie kaum noch aufrechterhalten. Leere kommt hinzu. 

Die Welt würde sich doch eh weiterdrehen, wenn es mich nicht mehr gäbe. Loana wäre nicht verschwunden und hätte sicher mit einer anderen, viel besseren Sub ihren Spaß. 

Ich weiß, dass nun pure Verzweiflung aus mir spricht. Dennoch sind ihre Worte ernst zu nehmen. 

Vielleicht würde ein Glas Milch mein Gemüt besänftigen, welches komplett durcheinander ist? Nein, ich verwerfe diese Idee wieder. Wenn schon etwas Abhilfe verschaffen kann, dann Hochprozentiges. 

Ich stehe auf und muss mich erstmal an der nahegelegenen Wand stützen, weil meine Beine ihrer Arbeit nicht nachgehen wollen. Schwanke nun mehr, als das ich zur Küche gehe. Setze einen Fuß vor den anderen, was mich in dieser Situation ein wenig überfordert. 

Nach einiger Zeit bin ich am Ziel angekommen und sehe mich nun um. 

Ich weiß nämlich, dass Loana hier irgendwo Alkohol bunkert. Kann mich allerdings nicht mehr so gut daran erinnern, wo sich genau dieser Platz befindet. 

Durchsuche deswegen jetzt alle Schränke und finde absolut nichts an Inhalt, was mich tierisch ärgert. Eventuell werde ich ja im Wohnzimmer fündig?

Schweren Schrittes laufe ich nun zurück, oder bemühe mich jedenfalls, dies zu tun. Meine Gedanken sind nämlich bei Loana. Deswegen konzentriere ich mich weniger auf das Geschehen im Hier und Jetzt. Stolpere fast. 

Ich wäre jetzt so gerne in Loanas Armen. Würde mit ihr Alltägliches tun, oder auch Versautes. Aber leider ist es zurzeit nicht möglich. 

Als ich im Flur stehe, fällt mir plötzlich etwas auf, was ich vorher nicht bemerkt zu haben schien. Neben dem Telefon liegt nämlich ein Notizbuch mit schwarzem Cover. Was da wohl drin verzeichnet ist? Meine Neugier siegt schließlich über die Vernunft. Ich schnappe es mir und blättere darin fast wild herum. Lauter Nummern sind darin verzeichnet. Nach dem Alphabet geordnet. Unter anderem auch die von Sascha. Ob ich ihn vielleicht anrufen sollte? Eventuell ist dies ein Zeichen. 

Ich verwerfe den Gedanken allerdings wieder. Weiß nicht, was ich mit ihm besprechen soll und ein Schauer läuft mir über den Rücken, wenn ich allein seinen Namen höre. Nie wieder möchte ich ihm unter die Augen treten. Am besten auf Lebenszeit. Jedoch gehört er zu Loanas Freunden und ich möchte einer langjährigen Freundschaft absolut nicht im Wege stehen. Es ist echt ein Teufelskreis. 

Mit zittrigen Fingern greife ich dennoch jetzt nach dem Hörer. Ich habe mich dazu entschlossen, mir wenigstens anzuhören, was Sascha mir sagen wollte, als er anrief. Es tütet in der Leitung und ich starre die gegenüberliegende Wand an. Suche nach richtigen Worten, doch diese bleiben mir verwehrt.  Erst, als ich Saschas Stimme am anderen Ende der Leitung wahrnehme, kehre ich in die Realität zurück. Sie hört sich müde an. Hat Sascha etwa schon geschlafen, oder musste er bis in die Nacht arbeiten? Dank meinem verlorenen Zeitgefühl weiß ich nicht mal, wie spät oder früh es ist.

Sascha fragt mich, weswegen ich denn anrufe und er klingt nicht gerade begeistert dabei. Vollkommen verständlich. Ich bin schließlich nur eine Fremde, die mit Loana in diesem Club gewesen ist. 

Und die wegen ihm Schlimmes durchleben musste. Wieso kann mich meine innere Stimme nicht einmal in Ruhe lassen? Es nervt mich, dass sie immer im falschen Moment ihren Senf dazugeben muss. 

Ich erkundige mich, weswegen Sascha hier angerufen hat und die nächsten Sekunden verwandeln sich in einen wahrgewordenen Albtraum. Er erzählt mir nämlich, dass Loana auf dem Weg zu ihm war, weil sie mal wieder miteinander ausgehen wollten. Sie wurde in einen Unfall verwickelt, denn Sascha wurde vom Krankenhaus angerufen. Es besteht zwar keine Lebensgefahr, doch ihr Zustand ist sehr kritisch. 

365 Tage devotWhere stories live. Discover now