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Tag 70 v.N.

Windend versuchte ich den Reißverschluss hinten am Rücken zu erwischen.

"Verdammt!" Schon wieder aus den Fingern gerutscht.

"Brauchst du Hilfe?"

Erschrocken sah ich auf. Kane stand in der jetzt offenen Tür und beobachtete mich amüsiert.

"Nein."

Das war zwar gelogen, aber er ging mir auf die Nerven.

Der Lightprinz schien sich allerdings nichts dabei zu denken und trat hinter mich.

"Ich brauche keine-" Und schon war der Reißverschluss oben. "-Hilfe."

"Aber so geht es schneller", hauchte er von hinten in mein Ohr.

Ein Schauer überlief mich.

"Was? Mache ich dir Angst?" Kane war nur etwa zwei, drei Zentimeter von mir entfernt.

"Nein." Das war nicht einmal wirklich gelogen. Schließlich machte er mir nicht so Angst, wie er es meinte. Er machte mich nur nervös.

Als ich mich umdrehte, entdeckte ich, dass er mich aus halbgeschlossenen Augen betrachtete.

"Was?" Verlegen zupfte ich an einer Strähne, die mir ins Gesicht hing.

Auf Kanes Lippen lag ein leichtes Lächeln, aber er antwortete nicht.

Und ich fragte kein zweites Mal.

Außerdem standen wir viel zu nah aneinander.

Oder nicht nahe genug.

Kurz darauf führte er mich schon den Flur entlang zu seinen Eltern.

"Wie sind sie eigentlich so?", wollte ich leise wissen.

Kane, dessen Hand in meinem Rücken lag und mich sanft fast schon stützte, zögerte. "Meine Eltern? Sie ... nun, zwischen Light gibt es so etwas wie eine Eltern-Kind-Beziehung eigentlich nicht. Sie sind sehr ... traditionell, würde ich sagen."

"Traditionell? Wieso muss ich dich dann heiraten? Ich dachte, Light verabscheuen Dark."

Ich spürte Kanes Zittern.

Aber er antwortete nicht mehr. Er redete eigentlich überhaupt nicht mehr.

Auch gut. So dringend brauchte ich jetzt auch keine Antwort.

Schließlich stand wir vor einer prunktvollen Tür und Kane nickte den Wachleuten zu, die prompt die Tür für uns öffneten.

Ich hatte Kanes Eltern erwartet. Vielleicht noch ein paar Diener. Ein Abendessen. Aber doch nicht das.

Es war ein Ballsaal - zumindest denke ich, dass man es so nannte.

Und er war voller gut gekleideter, hochnäsiger Leute, beschloss ich schon nach einem Blick.

Ein paar Blicke glitten an mir herunter. Herablassend. Abschätzend.

Einige brannten sich geradezu in meine Haut hinein. Aber ganz sicher nicht auf die gute Art und Weise.

Oh ja, ganz toll.

Dark and LightWhere stories live. Discover now