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Tag 3 v.N.

Leise pustete ich mir auf die Handflächen.

Ich durfte jetzt nicht scheitern. Auf keinen Fall.

"Alles klar?" Thor beugte seinen Kopf neben meinen.

Ich nickte. "Ja."

Und das war es tatsächlich.

Innerlich hatte sich in mir eine beinahe tödliche Ruhe breitgemacht.

Ich würde entweder siegen oder sterben, um es mal ganz dramatisch auszudrücken.

Der Widerstand hatte entschieden, nichts für Kane zu tun.

Thor allerdings war da eine ganz andere Nummer.

Schon gestern Nacht hatte er mich geweckt und zu einem geknackten Auto geführt, das wir ein ganzes Stück abseits des riesigen Geländes geparkt hatte.

Mittweilerweile kauerten wir beide in der Nähe der Zäune.

Thor hatte mir von den Kameras und den anderen Sicherheitsvorkehrungen erzählt.

So einfach würden wir hier also nicht reinkommen.

"Wo glaubst du, ist Kane?" Ich wagte es nur ganz leise zu wispern, als zwischen den Bäumen ein paar Wachen auftauchten.

"Entweder in seinem Gemach oder im Kerker." Kaum hörbar ertönte die Stimme meines Komplizen.

"Wie machen wir es jetzt?"

Die Wachen kamen immer näher in unsere Richtung.

Wir hatten uns eine Stelle ausgesucht, an der der Zaun unten am Boden ein Loch hatte.

Unwillkürlich hatte ich mich fragen müssen, ob das nicht zu einfach sei.

Thor hatte darauf keine Antwort gewusst. Oder er wollte sie mir nicht geben.

Es war auch unwichtig.

Nachdem die Wachen endlich wieder in die andere Richung abgezogen waren, hob ich das Gitter des Zaun ein Stück ran.

Thor hatte darauf beharrt, als Erster zu gehen.

Kaum war er unten durch, wandte er sich wieder mir zu. "Es tut mir leid, Lyon, aber ich kann nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Warte einfach hier, ich hole Kane."

"Nei-" Er wandte sich einfach ab und schlich Richtung Wald.

Dieser Idiot.

Alleine kam ich unter dem Zaun nicht hindurch.

Eine Chance hatte ich eigentlich ansonsten aber nur durch den Vordereingang.

Mist.

Ich hob den Zaun noch einmal an.

Irgendwie würde es schon gehen.

Einige anstrengende Minuten und Kratzer später saß ich angestrengt schnaufend auf den Boden vor dem Zaun. Aber auf der richtigen Seite!

In geduckter Haltung schlich ich auf den Wald zu und zwischen den Bäumen hindurch, bis ich schließlich mit rasendem Herzen das Gebäude erreichte, in dem ich viel zu lange festgehalten wurde.

Mit angespanntem Muskeln wartete ich, bis die Wachen mein Sichtfeld verließen und huschte dann zum Seiteneingang, während ich mich gleichzeitig fragte, wo die ganzen Wachen abgeblieben waren.

Müssten es nicht viel mehr sein?

Endlich drinnen.

Möglichst darauf bedacht kein Geräusch in den stillen Fluren zu verursachen machte ich mich auf den Weg zu Kanes Gemächern.

Ich war mir irgendwie sicher, dass er dort war und nicht im Kerker.

Es war beunruhigend leer im Gebäude.

Kaum hatte ich den Bereich der Königsfamilie erreicht, änderte sich dies schlagartig.

An jeder Ecke standen Wachen. Jeder einzelne von ihnen war bewaffnet.

Ich hatte mir aus einer der unbewachten Putzkammer eine Dienstbotenuniform geholt.

Im nächsten Moment wurde ich am Ellenbogen gepackt. "Solltest du nicht längst dabei sein die Zimmer sauber zu machen?"

Ich senkte den Kopf und nickte stumm.

Die Wache schob mich durch den Flur bis vor eine Tür. "Hier ist ein Gefangener. Du redest und interagierst nicht mit ihm. So bald du fertig bist, klopfst du dreimal an die Tür."

Mir wurden Putzutensilien in die Hand gedrückt, dann öffnete sich die Tür und ich wurde hindurch geschoben.

Mit gesenktem Kopf trat ich in die Mitte des riesigen Raumes und stellte die Sachen auf dem Boden ab.

Da wurde ich schon wieder von hinten gepackt und etwas scharfes drückte sich gegen meine Kehle. "Warum schicken sie hier nur immer wieder jemanden rein, hm? Anscheinend wollen sie dich tot sehen."

Ich erkannte Kanes Stimme sofort. "Ich bin's, Lyon!"

Der Druck der Klinge erhöhte sich erst kurz, dann endlich, endlich konnte ich wieder Kanes Gesicht sehen.

Er sah vollkommen fertig aus, aber noch immer wunderschön.

Ungläubig starrte er mich an. "Lyon? Bist das wirklich du?"

Hektisch nickte ich. "Ja, hör zu Kane, wir müssen hier raus!"

Er starrte mich nur weiter an. "Ich dachte, du seist tot."

Schnell schüttelte ich den Kopf.

"Ich wollte sterben", murmelte er als nächstes.

Ich stand kurz davor, ihn zu schütteln. "Kane, Konzentration. Wie kommen wir hier raus?"

Mein Gemahl blinzelte. "Wir müssen springen." Dann deutete er auf die Fenster.

"Wie bekommen wir die Fenster auf?"

Nachdem wir auch das geklärt hatten, befand ich mich nur wenige Augenblicke später an einem zerbrochenen Fenster wieder und sprang.

Unten fing mich Kane sanft ab.

Jetzt mussten wir nur noch vom Gelände runter.

Mich vorsichtig umsehend führte ich Kane in den Wald, als plötzlich eine riesige Explosion, so schien es mir zumindest, ertönte.

Schnell zog ich den ehemaligen Kronprinzen weiter.

Es war eine Ablenkung, alles andere war mir egal.

Dark and LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt