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Tag 55 v.N.

"Kane", murmelte ich immer noch völlig benommen vom Ausdruck seiner dunklen Augen.

Jetzt lächelte er leicht, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht.

Verwirrt neigte ich den Kopf. "Was ist los?"

Fast enttäuscht nahm ich war, wie er einen Schritt zurückwich und die Hände von meinen Wangen gleiten ließ.

"Wir sollten das nicht tun." Kane sah aus, als würde er sich schlecht fühlen.

Dann nickte er sich selbst zu, als wolle er seine Worte bestärken.

Verwirrt beobachtete ich, wie er sich in meinem Zimmer umsah, meine Sachen betrachtete.

Für einen Augenblick hing sein Blick an meinem zerwühltem Bett und seine Augenlider flackerten.

War das etwa Sehnsucht in seinen Augen?

Dann war der Ausdruck auch schon wieder fort und Kanes Augen bekamen einen eisigen Schimmern.

"Ist dir etwas seltsames ausgefallen?"

Seine Stimme nahm den Tonfall an, den ich schon so oft bei einem Light gehört hatte. Diesen wiederwärtigen, fast bösartigen, arroganten Ton, der so viel hieß wie 'ich habe alle Macht über dich und du kannst nichts dagegen tun'.

Abrupt richtete ich mich zu meiner vollen Größe auf, straffte die Schultern und riss mein Kinn abwehrend nach oben.

Wenn er meinte, sich so benehmen zu müssen, würde ich mich auch ihm gegenüber so benehmen, wie ich es früher immer gegenüber Light getan hatte.

"Wenn ich etwas seltsames gemerkt haben soll, so muss ich mich entschuldigen, dass ich nicht imstande bin, alles mitzubekommen." Meine Stimme war vollkommen ausdruckslos geworden, ebenso mein Gesichtsausdruck.

Ich bemerkte Kane leichtes Stirnrunzeln. Ich bemerkte ebenso den kurzen verletzten Gesichtsausdruck. Aber ich ignorierte es. Ich ignorierte das erneute Flackern seiner Augen, als er zu meinem Bett sah. Ich ignorierte seine zunehmende Irritation, die immer weiter anstieg, je länger er mich befragte, ob mir nicht doch irgendwas aufgefallen sei.

Ich gab immer nur dieselbe Antwort und sah stur noch vorne.

Meine Hände waren hinter meinem Rücken zu Fäusten geballt.

Genau das war der Grund, warum ich niemals einem Light hatte gehören wollen.

Ich hatte mich schon gewundert, dass Kane so außergewöhnlich nett war, aber das war jetzt wohl vorbei.

"Lyon." Frustriert schlug Kane mit beiden Händen auf die Tischplatte des im Wohnteil des Zimmers stehendes Tischs.

"Hoheit", erwiderte ich kühl.

Eiskalte Leere breitete sich immer weiter in mir aus.

Fast konnte ich ein Zittern nicht unterdrücken.

Kane fuhr wütend zu mir herum. "Hör auf damit!" Wütend zeigte er mit einem Zeigefinger auf mich. "Glaubst du etwa, ich merke nicht, dass etwas mit dir nicht stimmt?! Du verheimlichst etwas! Viele kannst du vielleicht täuschen, aber mich nicht! Mich nicht!"

Da bemerkte ich das verräterische Funkeln in seinen Augen.

Das Zittern wurde stärker und mit einem Mal konnten mich die Fesseln, die ich mir schon vor langer Zeit auferlegt hatte, nicht mehr halten.

Gnadenlos und unaufhaltsam wurde meine Kontrolle immer schwächer und mein Zittern immer stärker, bis Kane es bemerkte.

Er stand nur da. Stumm. Blinzelte nur einmal. Zweimal, dreimal. Viermal.

Dann seufzte er und kam auf mich zu.

Ich wollte mich an die mir vorgeschrieben Regeln halten. Wirklich. Aber dann sah ich den wütenden Ausdruck in seinen Augen und wich zurück.

Er griff nach mir, ich zuckte weg.

Ein Gefühl, das mir fast fremd war, aber doch so gewohnt, dass ich es schmecken konnte, überfiel mich. Angst. Todesangst.

Die Wut in seinen Augen erinnerte mich an einen Light auf dem Marktplatz, den ich einmal gesehen hatte. Er hatte auf ein kleines Mädchen eingeprügelt, während sich kein Dark traute einzugreifen und es keinen Light interessierte.

Die Augen des Light waren voller Hass gewesen, voller Wut. Auf sich selbst. Auf alle anderen. Toxisch für alle Dark um ihn herum.

Damals war ich weggerannt, so schnell ich konnte.

Heute wollte ich es wieder tun.

Dark and LightWhere stories live. Discover now