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Ich saß auf dem weichen Teppich in der Bibliothek und las mir ein Buch durch. Mitten in der Bibliothek war ein großer Teppich ausgelegt, der wahrscheinlich von der Fläche her größer als mein altes Zimmer war.

Es war verständlich, denn die Bibliothek war gigantisch. Ich las mir in den letzten Tagen die Detektiv-Reihe der Miss Marple durch.

Es waren fünf Tage vergangen, seitdem ich Lucas gesehen hatte. Die Erinnerungen waren mittlerweile nicht mehr allzu schmerzhaft.

Ich werde zwar noch mehr Zeit brauchen, um seinen Verrat komplett zu verkraften. Dennoch war es zwischenzeitlich besser als zu Beginn.

Seit wann war mein Bruder so kaltherzig geworden? Unzählige Tränen und frustrierende Schreie waren die letzten Tage in mein Kissen untergegangen.

Da ich mich von den negativen Ereignissen ablenken wollte, hatte ich mich seit vielen Tagen in Masons Bücherei zurückgezogen und mich hinter den unzähligen Büchern versteckt. Sie lenkten mich ab und machten die Zeit erträglicher. Es war als würde ich in eine zweite Welt flüchten. Eine Welt, in der ich einen Zufluchtsort hatte und der Realität entkommen konnte.

Ich hatte kein Verlangen mehr auf Sozialisierung oder nach Flucht. Jedes Mal wenn ich an meinen Bruder dachte, verschwand mein Heimweh. Er hat mich sehr getroffen mit seinen Worten. Außerdem hatte er sich mit Chloe verlobt. Während seine Schwester bei einem Entführer hilflos festsaß, hatte er sich mit Chloe verlobt. Hatte er kein einziges Mal an mich gedacht? Er war egoistisch und blind vor Liebe. Obwohl ich wütend und enttäuscht von meinem Bruder war, wollte ich nicht dass Chloe ihn benutzte. Sie wird ihn zerstören.

Wie lange waren die beiden wohl zusammen gewesen? Sie haben es sehr gut vor mir verheimlicht. Denn ich hatte keinen Verdacht geschöpft. Wussten unsere Eltern davon Bescheid?

Mason.

Ich war so wütend und verzweifelt, dass ich ihn seit fünf Tagen komplett mied. Unser letztes aufeinandertreffen war an jenem Tag gewesen, als wir zurück zur Villa gefahren sind. Die Fahrt war schweigsam verlaufen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Mason wild darauf war mit mir zu kommunizieren. Er mied mich ohnehin schon immer.

Sollte mir recht sein, da ich meine eigene Ruhe brauchte.

Ich legte mich auf den Teppich hin und rollte mich auf meine rechte Seite. Währenddessen hielt ich mir das Buch vors Gesicht und verschlang die Worte.

Ich war nie ein Fan von Büchern gewesen. Doch nun wo ich alleine mit Zugriff auf unzähligen Büchern fest saß und mich zurückziehen wollte, war das Lesen nicht mehr allzu langweilig.

Der weiche Teppich unter mir machte mich schläfrig und meine Augenlider fühlten sich immer schwerer an. Ab einem gewissen Zeitpunkt fielen meine Augen automatisch zu und das Buch glitt mir aus den Händen.

Ich wachte erst wieder am Abend auf und streckte mich gähnend. Anhand der großen Fenster in der viel zu hohen Decke, sah ich dass es bereits dunkel geworden war.

Aufgrund des ganzen Stress in den letzten Tagen hatte ich meinen Appetit verloren. Zuletzt habe ich heute Morgen um zehn Uhr eine Kleinigkeit gegessen.

Ich hatte zwar immer noch keinen Appetit, dennoch wollte ich etwas zu mir nehmen. Bevor ich umkippe oder Probleme mit meinem Kreislauf bekomme, sollte ich etwas essen. Auf weitere Probleme hatte ich nämlich keine Lust.

Mit eiligen Schritten und zwei Büchern in den Armen, hastete ich in die Küche. Als ich die Küche betrat, vernahm ich plötzlich schwere Schritte hinter mir. Es konnte niemand anderes als Mason sein. Ich beschleunigte meine Schritte, um schnellstmöglich wieder die Küche zu verlassen.

Married to the Mason KnightWhere stories live. Discover now