My heart is on the Sea (Minsung) Part 1

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Triggerwarnungen für diese Story: psychische und physische Gewalt, Andeutungen von sexueller Gewalt, Blut, Tod 

expliziter sexueller Content

Für diese Story gilt ein geändertes Gesellschaftskonzept: Hier ist es grundsätzlich normal, dass auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten und Kinder bekommen können. 


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//Tortuga, Port Vincent, um 1620//

Mehr als 120 Jahre nach der Landung von Christoph Kolumbus in Amerika haben sich englische, französische und spanische Siedler in der „neuen" Welt heimisch niedergelassen und sich ein Leben aufgebaut. Zwischen ihre Nationen herrscht jedoch Uneinigkeit über die kontinentale Vorherrschaft und die Aufteilung der sogenannten Kolonien. Vor allem Engländer, Franzosen, Spanier und Portugiesen streiten um die Rohstoffe des Doppelkontinents und beuten ihn nach ihren Regeln und mithilfe von Sklaverei aus. Diese Zeit wird auch bekannt, als die Blütezeit des Handels und der Piraterie. Schiffe bringen Silber, Gold, Edelsteine, Tabak und Südfrüchte zurück in ihre Heimat und bieten gleichzeitig ihren Landsleuten die Möglichkeit den neuen Kontinent zu erforschen. Doch selten war die Realität so glorreich und angenehm, wie die Erzählungen es uns noch heute glauben machen wollen. 


Jisungs Pov:

„Jisung!! Verdammt, JISUNG! Komm her!"

Mit einem miserablen Gefühl legte ich das gerade so sorgfältig gefaltete Hemd in die kleine Truhe, die so gut wie all meine Kleidungsstücke beinhaltete. Sie war wirklich nicht groß. Aber ich besaß auch nicht viel. Meine Familie war alles andere als reich. Besser gesagt ging es uns finanziell schon eine Weile sehr schlecht.

Und so ungern ich es mir selbst eingestehen wollte, so musste ich zugeben, dass dies wohl zum großen Teil die Schuld meines Vaters war.

„JISUNG! Komm jetzt sofort her!" Ich zuckte zusammen und erhob mich, als mein Vater erneut seine Stimme erhob. Schon an seinem aggressiven Tonfall und der leicht instabilen Intonation konnte ich hören, dass er getrunken hatte. Ich beeilte mich lieber, um in das Nebenzimmer zu gelangen, das für uns sowohl Küche als auch Wohnraum war.

„Ja, Vater?", fragte ich so ruhig wie möglich und sah zu dem Hünen von einem Mann, der an dem schlichten hölzernen Tisch saß und sich gerade ein Glas von bernsteinfarbener Flüssigkeit einschenkte. Ich war mir sicher, dass er wieder Whisky trank, da der torfige Geruch selbst zu mir herüberwehte. 

Meine Mutter stand am Herd, bereitete aus den wenigen Zutaten, die ihr zur Verfügung standen, eine dünne Suppe zu. Doch schon wieder schreckte ich zusammen und blickte zu meinem Vater, der seine Faust auf den Tisch donnerte.

„Was bist du nur für eine Enttäuschung, Sohn..." Er betonte das letzte Wort, als sei es eine Beleidigung für ihn und ich senkte den Kopf. Ich wusste was nun kam. Natürlich wusste ich es.

„Was glaubst du, bei wie vielen wohlhabenden Familien ich heute wieder vorgesprochen habe? Was denkst du, was sie mir immer wieder gesagt haben?" 

Es war eine Fangfrage. So wie immer.

Seit mein Vater dank seiner Trinkerei nicht nur in finanziellen Nöten war, sondern auch meine Mutter und mich mit seiner schlechten Laune tyrannisierte, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, das Einzige zu tun, was sein vernebeltes Gehirn ihm als Ausweg aus seiner Situation wies. Und nein, es war kein ehrbarer Weg. Er versuchte nicht selbst etwas zu ändern, indem er sich beispielsweise vom Alkohol abwandte und sich eine richtige Arbeit suchte, die Geld einbrachte.

The Oddinary Kids StorysWhere stories live. Discover now