My heart is on the sea (Minsung) Part 2

2.7K 194 127
                                    

Triggerwarnungen für dieses Kapitel: psychische Gewalt, Andeutungen von physischer und sexueller Gewalt


Jisungs Pov:

Mein Alltag hatte sich kaum verändert. Ich arbeitete weiterhin fleißig in Heechuls Taverne und brachte meiner Familie das bisschen Geld nach Hause, das ich verdiente. Genauso akribisch vertrank mein Vater dieses Geld und hatte für mich nur Hohn und Schläge übrig. Es ging immer so weiter... ein endloser Kreislauf. Manchmal ertrug ich all das und schleppte mich dann nur noch erschöpft ins Bett und weinte dort stumm. An anderen Tagen flüchtete ich in die dunkle Nacht und irrte lieber durch die Straßen. Dort kam es mir teilweise sicherer vor, als in der kleinen windschiefen Hütte.

Manchmal dachte ich darüber nach, ob ich nicht einfach diesen verletzenden Worten nachgeben sollte: Zu dem werden, was mein Vater in mir sah. Aber jedes Mal wenn ein Gast mit mir flirtete oder auch ein übermütiger Passant mir etwas Anzügliches nachrief, ignorierte ich es. Fast schon sehnte ich mich nach den spielerischen Kommentaren der beiden blonden Seemänner, die mein trübes Gemüt stets erhellt hatten und ganz besonders verzehrte ich mich nach dem jungen Mann mit dunkelbraunen Augen, die förmlich in meine Seele gestarrt hatten.

-------

Und dann gute zwei Monate später, als die Erinnerung an sie schon langsam verblasste und ich wie so oft zwischen den Tischen umhereilte und die Gäste bediente, ertönte das vertraute Knarren der Tür.

Wie jedes Mal sah ich auf und plötzlich schlug mein Herz schneller, als ich in zwei braune Augen blickte, die mich intensiv musterten. Knapp dahinter folgten die beiden unverkennbaren blonden Haarschöpfe.

Rasch fing ich mich wieder und wies auf den freien Tisch in der Ecke und beeilte mich, noch zwei Stühle an die kleine Tafel zu bringen, als ich erkannte, dass es diesmal noch mehr Seemänner waren, die sie mitgebracht hatten. Insgesamt waren sie diesmal zu siebt und wirkten so vertraut und gut gelaunt wie bei ihrem ersten Aufenthalt. Der Mann mit den Sommersprossen warf mir sein keckes Lächeln zu.

Und auf einmal erschien es mir so, als wären sie nie weg gewesen. Als würden sie täglich von ihrem Schiff am Hafen hierherkommen und hätten keine einzige Gelegenheit versäumt. Sie brachten Leben und Farbe in die gemütliche Taverne und unterhielten sich angeregt miteinander während sie tranken.

Diesmal blieben sie auch wesentlich länger. Die Stimmung war an diesem Abend besonders ausgelassen und zu späterer Stunde brachte ich ihnen Rum und wechselte einige Worte mit dem kräftigen Dunkelhaarigen, der wie ich nun wusste Changbin genannt wurde. Er war erstaunlich liebenswert, auch wenn er so aussah als könne er jemandem ohne Probleme die Knochen brechen.

An diesem Abend war außergewöhnlich viel los in der Taverne. Die Gäste forderten all meine Aufmerksamkeit und so konnte ich leider weniger Zeit bei den jungen Seemännern verbringen, als ich es gern getan hätte.

„Jisung, am Tisch vorn bei der Tür hat jemand sein Glas Ale verschüttet. Könntest du es aufwischen?" Heechul deutete in die Richtung und schon griff ich nach einem der Wischtücher und eilte zu dem Gast, der bereits sehr betrunken wirkte. Auch seine Tischgenossen hatten dem Alkohol übermäßig gut zugesprochen und ich rümpfte kurz die Nase, als ich die Fahne des Mannes voll abbekam, als er sich lallend für die Hilfe bedankte.

„Voll nett von dir Süßer. Hey, auf meiner Hose ist auch etwas gelandet." Er lehnte sich selbstgefällig zurück und deutete an, ich solle seine Hose ebenso trocken tupfen, wie ich es gerade mit dem Tisch machte.

Doch ich tat so, als hätte ich diesen Kommentar überhört, schenkte ihm nur ein pikiertes Lächeln und erwiderte dann. „Ich kann ihnen gern noch einen Becher Wasser bringen. Damit sie später sicher zu ihrem Schiff zurückkommen." Dann drehte ich mich um und lief zielstrebig zurück zur Theke. Dort trocknete ich meine Hände gründlich ab, um die leicht klebrige Substanz des Biers von meinen Fingern zu wischen. Ich lehnte mich nochmal nach vorn und angelte nach einem Glas und füllte es mit Wasser, um es dem Mann zu bringen.

The Oddinary Kids StorysWhere stories live. Discover now