Your scent (Minsung) Part 1

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Jisungs Pov: 

„Jetzt warte doch mal, Jisung. Du weißt genau, dass du nicht einfach abhauen kannst."

Mit großen flehenden Augen drehte ich mich nun zu meinem kleinen Bruder um, der mir zu unserer Hütte gefolgt war.

„Innie! Komm schon. Ich will nicht noch länger hier im Dorf versauern. Du weißt genau, dass ich verkümmere wie eine Blume ohne Wasser, wenn ich weiterhin eingesperrt bin", jammerte ich theatralisch und setzte mich schmollend auf mein Bett. Mein Bruder seufzte und ließ sich neben mich fallen, sodass das Holzgestell unter dem doppelten Gewicht leicht ächzte.

Ich wusste, ich hatte meinen Bruder fast soweit. Jetzt durfte ich nur nicht nachgeben.

„Ich weiß was du meinst, Jisung. Aber du kannst nicht einfach ein paar Tage spurlos verschwinden. Selbst dann nicht, wenn Vater gerade nicht da ist."

„Im Gegenteil. Es ist der beste Zeitpunkt", hielt ich verbissen dagegen und wollte nicht schon wieder einlenken. Ich tat dies viel zu häufig, aber diesmal nicht. Ganz sicher nicht.

Ich wollte endlich durch den Wald rennen, mich richtig auspowern und alle Gerüche und Eindrücke aufnehmen. Ich sehnte mich danach, mich zu verwandeln und wieder auf vier Pfoten zu stehen. Ich wollte mein Fell in der Blumenwiese wälzen und abends den Mond anheulen. Alles sollte mir gehören. Ich wollte die Freiheit genießen.

„Verdammt, Ji, du bist der Erstgeborene. Vater köpft dich, wenn er davon erfährt. Außerdem kannst du als Omega nicht eben mal allein durch die Wälder streifen. Das ist gefährlich, du brauchst Schutz."

Ich knurrte leise und ich spürte, wie meine Krallen langsam hervortreten wollten, weil ich diese Diskussion so sehr hasste. Sah ich wirklich schutzbedürftig aus? Ich war keine zehn Jahre mehr und selbst in diesem Alter hätte ich besser selbst auf mich achtgeben können, als manch anderer Erwachsener.

„Ich kann sehr gut auf mich aufpassen, Jeongin. Außerdem wird Vater noch ganze zwei Wochen weg sein. Keiner muss davon erfahren, dass ich einige Tage nicht da bin. Sag ihnen ich wäre krank." Klar, das war eine plumpe Ausrede und natürlich war es schwer, den Geruch eines abwesenden Wolfes zu kompensieren, aber solange ich vermeintlich nicht aus der Hütte ging, würde die Tarnung wohl standhalten.

Und diesmal würde ich nicht aufgeben, egal welche Argumente Jeongin hervorbrachte.

„Jisung, ich will dich ja unterstützen, aber du weißt, wie streng Vater ist. Er hat es dir verboten. Ich kann nicht gegen ihn sprechen. Er ist der Alpha."

Ich ließ ein leises Grollen aus meiner Kehle entrinnen und drehte den Kopf zur Seite. Diese ganze Unterhaltung verschwendete meine kostbare Zeit und verärgerte mich zusätzlich.

Mein Bruder musste mich nicht daran erinnern, dass mein Vater mir strengstens untersagt hatte, allein die schützenden Wälle unseres Dorfes zu verlassen, geschwiege denn, den umliegenden Wald zu erkunden. Er hatte mich von Kindheit an besonders im Auge behalten. Nie durfte ich etwas allein tun. Er war zu mir strenger als zu meinem jüngeren Bruder. Und das nur, weil ich nicht der ersehnte Alpha war, der seine Blutlinie fortsetzen konnte. Ich war der schwarze Fleck auf der weißen Weste, weil ich ein schwacher Omega war und nicht dazu taugte, ein Rudel anzuführen. Ich war die Enttäuschung in seinem Leben und das ließ er mich deutlich spüren.

Für einen Omega ziemte es sich natürlich nicht, in der Wildnis herumzustreunen, selbst zu jagen oder sich außerhalb des schützenden Rudels aufzuhalten. Viel zu groß war das Risiko, dass man auf andere Wölfe, vielleicht sogar rudellose Streuner traf und diese einen schutzlosen Omega natürlich sofort töten oder für sich beanspruchen würden.

The Oddinary Kids StorysWhere stories live. Discover now