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〖1〗↯ VII ↠ Der Beta & die Jägerin ↯

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Die junge Blondine war schon seit geraumer Zeit wieder aufgewacht

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Die junge Blondine war schon seit geraumer Zeit wieder aufgewacht. Zuerst hatte sie sich an den Kopf gefasst, da sie starke Kopfschmerzen hatte und sich ebenfalls schummrig fühlte. Durch das leichte Fühlen bemerkte sie die Platzwunde und das Blut, welches an ihren Haaren klebte. Jedoch gab es keine Gelegenheit, sich die Wunde mal genauer anzuschauen, da sie in einer kargen Zelle festsaß, welche nur mit einem Bett und einer Toilette ausgestattet war. An drei Seiten der Zelle gab es nur Gitterstäbe und die verschlossene Tür gegenüber der Wand.

Seit einer Weile nun saß Levana im Schneidersitz auf dem Bett und ihr Rücken berührte die kühle Wand. Den oberen Teil ihrer Rüstung hatte sie sich ausgezogen, um etwas mehr Freiheit zu haben. Schließlich würde sie hier sicherlich eine ganze Weile sitzen. Aber sie würde die erst beste Gelegenheit benutzen, um zu fliehen. Bis diese Gelegenheit jedoch kam, beschäftigte sich die 18-jährige anderweitig. Sie hatte ein aus Leder gebundenes Buch in der Hand und füllte mit Wörtern und Zeichnungen weitere Seiten. Dieses Buch war eine Art Tagebuch. Es war etwas, wodurch die Jägerin alles rauslassen konnte, dabei aber auch nicht zu viel oder zu ausführlich alles erwähnte.

Schließlich vernahm Levana, neben dem ständigen Keuchen und Kratzen einige Zellen weiter entfernt, Schritte, die sich dem Zellentrakt näherten. Die Blondine saß in einer Zelle fest, welche einen guten Blick auf die Treppe bot, aber sie hatte nicht das Bedürfnis aufzuschauen. Stattdessen lugte sie ab und zu von ihrem Buch auf und zwar genau ihr gegenüber außerhalb der Zelle. Denn dort stand ein Tisch, auf dem sich all ihre Waffen befanden. Sie hatten sogar die kleinen Messer und jegliche Munition entdeckt und dort rauf gelegt. Leider kam sie an nichts davon heran.

„Ich habe gehört, dass die Waffen eines Jägers perfekt auf ihn zugeschnitten sind und einen Teil seiner Persönlichkeit wiederspiegeln.“ Die Worte der Person richteten sich direkt an die Blondine, welche er ertappt hatte, wie sie zu ihren Waffen sah. Nun hob diese ihren Blick, welcher kurz darauf den von dem Beta streifte. Die Schritte hatten also zu ihm gehört. War jedenfalls besser als der König oder ihre Schwester. Seine haselnussbraunen Augen glitten nun zu den Waffen neben ihm herab und er streckte seine Hand aus, um besonders die Pistole in Augenschein zu nehmen.

„Davon würde ich dir abraten“, meinte die Blondine und fügte nun einen weiteren Strich zu ihrer Zeichnung hinzu. Momentan war sie daran, die Besprechung der Hexen etwas deutlicher darzustellen. Eine Zeichnung von Bellamy hatte neben einem Text auf der anderen Seite seinen Platz gefunden. Bellamy und Elrik waren die einzigen Personen, die sie bis jetzt in ihr Buch aufgenommen hatte, doch jetzt würden sicherlich vier weitere dazukommen. Daneben würde eine Art Steckbrief kommen. Bei den Worten von Levana hielt der Beta nun mit seiner Hand inne und bedachte sie mit einem fragenden Blick.

„Wieso? Diese Waffen sind schließlich nicht vergiftet oder so“, sagte er nun und Levana zuckte kurz mit den Schultern. Nun blätterte sie auf die nächste Seite ihres Buches und fing an, den Beta zu zeichnen. Seine markanten Gesichtszüge, seine haselnussbraunen Augen, die braunen leicht verwuschelten Haare, eins seiner Karohemden und nicht zu vergessen seine Muttermale. Es war zwar nur ein Portrait bis zu seiner Brust, doch die Blondine versuchte mit Präzision jedes Detail einzufangen. Wenn sie das erst einmal gemacht hatte, dann würde sie das Gesicht nicht mehr vergessen und würde ihren Feind dadurch immer erkennen.

Dadurch blickte das Mädchen immer wieder hoch und ertappte den Beta dabei, wie seine Finger nun schließlich die Pistole berührten. Kurz darauf gab es ein zischendes Geräusch, woraufhin der Junge mit schmerz verzerrtem Gesicht seine Hand wegzog und seine Finger rieb. Er hatte es trotz der Warnung ausprobiert. Entweder war er dumm oder einfach nur neugierig.

„Die Waffen eines Jägers sind geschützt. Wesen können sie weder berühren noch verwenden. Nur Hexen sind in der Lage dazu. Davor müsste Malia dich doch eigentlich gewarnt haben, Wölfchen.“ Nach dem sie das Portrait nun fertiggestellt und noch seinen Namen notiert hatte, klappte die Jägerin das Buch zu und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Beta. Der Junge hatte mit seinem Versuch seine Lektion gelernt und nahm ein wenig Abstand zu den Waffen ein, ehe er sich an die Wand lehnte.

„Deine Schwester hat das Jägerdasein abgelegt. Sie tötet nur noch, wenn sie es für ihr Leben braucht oder wenn es keinen anderen Weg gibt. Momentan ist es aber ziemlich ruhig“, sagte der braunhaarige Junge, welche nun seine Hände ineinander verschränkte und die Jägerin mit einem ruhigen Blick bedachte. Diese setzte sich nun an die Bettkante und ließ ihre Beine aus dem Bett hängen. Dadurch konnte man von der Seite ihre Tattoos beobachten.

„Ja und weißt du, warum es so ruhig ist?! Weil eure Jägerkiller dort draußen rumlaufen und dadurch nur noch sechs Jägerfamilien existieren! Und von meiner Familie ist auch nur noch ein Bruchteil übrig“, meinte die Blondine aufgebracht und stand nun auf. Mit ihrem üblichen kühlen Blick sah sie den Beta nun an.

„Welche Jägerkiller?“, fragte der Jungen nun nach und trat näher an die Zellentür heran. Seinem Blick, seiner Körperhaltung und seinem Ton nach zu urteilen, schien er wirklich nicht zu wissen, wovon die Jägerin sprach, was sie eindeutig stutzig werden ließ. Vielleicht liefen die Modifizierungen der Werwölfe ohne das Wissen des Königs ab.

„Die Werwölfe, welche dazu modifiziert wurden, um in der Lage zu sein, Jäger zu töten. Schließlich sind nur Reinblütige den Jägern deutlich überlegen, bis auf euren König und davon werden es ja auch immer weniger. Dank mir.“ Mit diesen Worten lehnte sie sich an die Zellentür und ließ ihre Arme außerhalb der Zelle baumeln. Das kühle Metall berührte sacht dabei ihre Haut, wodurch ihre warme Haut abgekühlt wurde. Nun sah der Beta deutlich das Mal auf der linken Hand der Jägerin.

„Diese Modifizierungen hat Kieran strikt verboten. Er ist zudem der stärkste Werwolf dieses Kontinents. Schlussendlich hätte er dich übermannt und geschlagen“, sagte der Beta und schien davon fest überzeugt zu sein, was die Jägerin etwas zum Schmunzeln brachte. Er glaubte tatsächlich daran. Auch er trat nun näher an die Zelle heran.

„Nein, Wölfchen. Er wäre die Nummer 25 geworden. Denn ich bin die einzige Jägerin, die Werwölfe und Vampire töten kann. Dadurch bin ich stärker, als du annimmst. Vielleicht analysierst du mal meine Waffen, dann wirst du sicherlich etwas über meine Persönlichkeit herausfinden“, antwortete die Blondine nun mit einem schelmischen Unterton.

Für einen Moment war der Werwolf verwirrt über die Wortwahl, welche die Jägerin angewandt hatte, als sie sich jedoch umdrehte und wieder auf das Bett zuging, wurde es ihm klar. Da sie nur ein Top trug, sah man ihre Schulterblätter. Auf beiden waren deutliche Tattoos abgezeichnet. Auf dem linken Schulterblatt war der Kopf eines Wolfes und darunter war eine römische Zahl, welche sich anscheinend durch Magie verändern konnte. Dort war die 24 (XXIV) abgebildet. Auf dem rechten Schulterblatt war genau dasselbe. Nur statt einem Wolf befand sich dort eine Fledermaus und es war auch keine 24, sondern eine 13 (XIII) zu sehen. Die Tattoos beschrieben die genaue Anzahl der Opfer, welche schon durch die Klinge der Jägerin gestorben waren. So eine hohe Zahl hatte der junge Beta noch nie in seinem Leben gesehen und dabei war er am Anfang des Krieges schon öfters Jägern begegnet, wo er ab und zu einen Blick erhaschen konnte. Auch Malia hatte dieses Tattoo, wenn auch unfreiwillig. Denn dieses Tattoo war ein Präsent neben dem Mal, was die Jäger durch den Fluch bekommen hatten.
Für einen Moment öffnete der Wolf seine Lippen, um sie darauf anzusprechen, jedoch schloss er diese schnell wieder. Denn die Worte, welche seine Lippen verlassen hatte, wären nicht nett gewesen. Diese Worte wären mit seiner Aufgabe nicht vereinbar gewesen. Er sollte sie überzeugen, dass sie gut waren. Obwohl er sie jetzt erst einmal nur etwas kennenlernen wollte. Deshalb wandte er sich nun den Waffen zu und betrachtete sie.

„Deine Primärwaffe ist das Schwert und die Pistole deine Sekundärwaffe. Obwohl du mit der Pistole ebenfalls in der Lage bist zu töten, schwächst du deine Gegner eher damit, um sie zum Beispiel zu verlangsamen. Im Kampf habe ich beobachtet, dass du vor einem Schuss immer auf ein Geräusch wartest. Wahrscheinlich wechselt sich die Kugel, denn du hast Catherine nur mit einer normalen Kugel getroffen und mich mit einer mit Wolfswurz benetzten. Daraus lässt sich schließen, dass du eine Jägerin bist, die ziemlich viel Wert auf den Nahkampf legt. Bestimmt, weil du denkst, dass nur Feiglinge aus der Distanz angreifen. Auch ist es dir wichtig, dass deine Opfer um ihr Leben kämpfen, damit sie wenigstens in ein wenig Ehre sterben. Du bist jemand, der nah am Geschehen sein muss und niemand, der vor Kämpfen wegläuft. Die Messer hast du nur als Absicherung dabei, falls es sehr schlecht läuft. Jedoch sehen sie noch unbenutzt und relativ neu aus, während das Schwert schon Gebrauchsspuren aufweist. Daraus lässt sich schließen, dass du noch nie richtig in der Klemme gesessen hast.“

Die Schlussfolgerungen, welche der Wolf gezogen hatte, waren gar nicht mal so schlecht. Dadurch zuckten die Mundwinkel der Blondine etwas nach oben. „Gar nicht so dumm, Wölfchen“, antwortete Levana nun darauf und drehte sich zu ihm um. Braun kreuzte Blau. Während ihr Blick wie immer kalt war, war der des Betas ruhig und sanft. Er schien keinerlei Angst vor der Jägerin zu haben, was sie sichtlich wunderte. Die meisten Leute zuckten unter ihrem Blick zusammen. Bei ihm schien das aber keinerlei Wirkung zu zeigen.
Während sie den Blickkontakt hielten, gingen die beiden aufeinander zu und Levana lehnte schließlich wieder an den Gitterstäben, wie wenige Minuten zuvor.

„Du hast aber eins vergessen. Ich habe Gefallen daran gefunden, euch zu töten oder wie ich es nenne, euch auszulöschen, da ihr nämlich immer danach zu Staub zerfallt. Denn ihr habt es nicht anders verdient, schließlich seid ihr Monster. Ihr habt den Menschen jegliche Freiheit genommen und schlachtet ohne Kompromisse jeden Jäger oder Hexe ab, die euch über den Weg laufen. Glaub mir, in meinem Kopf habe ich dich schon zehn Mal getötet. Schließlich kämpfe ich für eine freie Welt, die befreit ist von Gesindel wie euch“, raunte die Blondine und als der Beta für einen Moment aussah, als würde er zurückweichen wollen, schien die Jägerin zu glauben, dass sie ihm endlich Angst gemacht hatte.

Jedoch wich er nicht zurück. Stattdessen näherte er sich der Blondine gefährlich. Er blieb knapp vor den Gitterstäben trennen, welche nun das einzige waren, was Darian und Levana noch voneinander trennten. Der Junge entdeckte deutlich die unterschiedlichen Farbnuancen ihrer Augen. Während die von ihm aus betrachtete linke Iris in einem tiefen, dunklem Blau getaucht war, war die rechte Iris in einem deutlich helleren und kühleren Blauton gehalten. Ihre Augen hatten irgendwie einen besonderen Effekt auf dem Beta. Diese außergewöhnliche Konstellation machte sie für ihn besonders. Schon, als er sie das erste Mal gesehen hatte, wusste er genau, dass sie anders als alle anderen war und das bewies sich immer wieder aufs Neue. Trotz allem konnte er die bedrohliche Ausstrahlung, welche von ihr ausging, einfach nicht übersehen, weshalb er sich für den Anfang nicht von seiner Neugier übermannen ließ und auf Nummer sicher ging.

„Du denkst, dass wir alle Monster wären, doch das stimmt nicht. Jeder von uns ist auf seine Weise anders und besonders dieses Reich will sich verändern. Lass mich dir zeigen, dass das abscheuliche Bild, was du von uns Werwölfen hast, nicht der Wahrheit entspricht. Denn wir brauchen deine Talente“, raunte Darian nun und seine tiefe Stimme verursachte Levana für einen kurzen Moment Gänsehaut.

Seine Worte gingen aber an der Blondine spurlos vorbei. Dieses Bild würde sich nie ändern. Aber sie würde nur zu gerne sehen, wie er kläglich dabei scheiterte. Der Beta holte nun das Armband für sie hervor und legte es ihr so schnell an, dass die Jägerin nicht in der Lage war zu reagieren. Das andere band er sich selbst um, ehe er einen Schlüssel hervorholte und die Zelle öffnete.

„Ich sehe euer wahres Ich und das ist und bleibt eine Bestie“, meinte die Blondine nun und betrachtete das Armband. Es wirkte komisch auf sie. Für sie fühlte es sich so an, als wäre sie nun von einem Gefängnis ins nächste gewandert. So schnell würde sie anscheinend nicht von diesem Ort entkommen, aber versuchen konnte man es ja mal.

Into the Darkness 🗡 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt