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〖1〗↯ VIII ↠ Das neue Gefängnis ↯

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Bevor die Blondine überhaupt die Zelle verlassen hatte, wurde sie direkt in ein neues gesteckt

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Bevor die Blondine überhaupt die Zelle verlassen hatte, wurde sie direkt in ein neues gesteckt. Ein Gefängnis, welches sich durch ein Armband um ihr Handgelenk manifestierte. Das kalte Metall dieser Art Handschelle schmiegte sich eng an ihre Haut. Noch war der Jägerin nicht klar, was dieses Armband mit ihr anstellen würde, doch es war sicherlich nichts Gutes. Egal wie unschuldig dieser Beta auch aussehen mochte, Levana sah eindeutig die Bestie, welche in ihm schlummerte. Durch diese Tat bewies er nur, dass er auch anders konnte.

„Anscheinend bist du nicht in der Lage zu vertrauen“, meinte die 18-jährige und lehnte weiterhin entspannt an den Gitterstäben. Momentan hatte sie noch nicht das Bedürfnis, die Zelle zu verlassen. Als der Beta bemerkte, dass Levana keinerlei Anstalten machte, aus der Zelle zu kommen, seufzte er und lehnte sich ebenfalls an die Gitterstäbe.

„Ich bin durchaus in der Lage zu vertrauen. Vertrauen, welches ich auch zu dir aufbauen möchte, jedoch weiß ich genau, dass du verschwinden würdest, wenn ich keine Absicherung habe. Wir brauchen wirklich dringend deine Hilfe.“ Darian blickte der Jägerin weiterhin in ihre Augen, welche ihn regelrecht in eine Art Bann zogen. Erst als sie auf ihre Hände blickte, konnte er sich davon losreißen. Diese verschiedenfarbigen Augen fand er durchaus faszinierend.

„Und lasst mich raten, diese Hilfe muss ich so oder so leisten?“, fragte Levana und hob ihren rechten Arm, an dem Darian dieses Armband angelegt hatte. Erst hatte sie sich durch die zwei Jahre wie eine Marionette bei den Hexen gefühlt und jetzt sollte sie eine der Wesen werden. Ganz sicherlich nicht. Das eine half wenigstens den Menschen.

„Ich will das wirklich nicht, Levana. Deshalb will ich dir alles zeigen und erzählen, wie wir Fortschritt bringen wollen“, sprach er sanft aus. Seine Stimme hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf die Jägerin, was sie aber nicht zuließ. Seine Hand streckte er vorsichtig aus und für einen Augenblick strichen seine Finger über das Mal von Levana. Diese fand diese Berührung aber alles andere als toll, weshalb sie schnell ihre Hand wegzog und sich dann umdrehte. Damit wurde die Nähe zu dem Werwolf beendet.

Für einen Moment hatte sie ihm wirklich glauben wollen. Für einen Moment wollte sie wirklich glauben, dass sie Fortschritt bringen wollen. Doch dann kamen all die Bilder wieder hoch. All das, was sie während des Krieges mitansehen musste und dadurch sah sie wieder den Wolf und nicht das Schaf.

„Wie zur Hölle wollt ihr Fortschritt bringen? Indem ihr die Menschen und Hexen vollständig auslöscht oder versklavt?“, fragte die Blondine, während sie einen Schritt nach dem anderen wieder auf das Bett zuging. Dort angekommen schnappte sie sich den oberen Teil ihrer Rüstung und streifte sie sich über. Ihr Blick war deutlich auf das Buch gerichtet, welches seinen Platz auf dem Bett gefunden hatte.

„Nein. Kieran will mit Reformen erreichen, dass die Menschen wieder frei sind. Sie stehen dann nur noch unter dem Schutz der Wölfe, damit kein Vampir sie zu einer Blutbank machen können“, erklärte der 19-jährige. Die Jägerin lachte kurz auf, was jedoch leise passierte, sodass Darian nichts davon mitbekam. Das lauter werdende Keuchen des Werwolfs ein paar Zellen weiter übertönte das. Sie zog die Gurte ihrer Rüstung fest und packte das Buch dann in den Beutel, welcher an ihrer Rüstung angebracht war. Anschließend drehte sie sich zu Darian um und betrachtete ihn skeptisch.

Sie trat nun zu der offenen Zellentür und Darian nahm daraufhin Abstand von den Gitterstäben. Levana musste ihm notgedrungen folgen oder sie könnte die andere Option durchziehen. Die andere Option war zwar riskant, aber für sie eindeutig vielversprechender. Zudem wäre es auch natürlicher für ihre Art. Deshalb überlegte sie nicht lange, nachdem sie aus der Zelle herausgetreten war. Kurzerhand packte sie den Werwolf, riss ihn mit einem geschickten Handgriff auf den Boden und setzte sich auf ihn drauf. Mit ihren Beinen fixierte sie seine und ihre Hand drückte seine beiden Arme über seinen Kopf auf den Boden. Für Darian war das ganze so schnell und überraschend passiert, dass er nicht in der Lage war zu reagieren.

„Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen“, flüsterte der Wolf nun und ärgerte sich mal wieder über sich selbst. Der Blondine war seine Aussage egal. Sie griff nun mit ihrer freien rechten Hand zu dem Tisch und nahm dort eines der kleinen Messer. Dann beugte sie sich gefährlich nah zu dem Beta herunter und hielt ihm das Messer an die Kehle. So nah, dass es nur noch wenige Millimeter waren, bis das Messer einen sauberen Schnitt hinterlassen würde. Nun streifte ihr Atem sacht das Gesicht von Darian, welcher eine Augenbraue hob und wieder einmal Blickkontakt zu der Jägerin aufnahm. Blau kreuzte Braun.

„Du wirst mir jetzt sagen, wie ich dieses Armband loswerde oder ich schneide deine süße Kehle durch. Es ist mir egal, ob ich dadurch deine Lebenskraft kriege oder nicht“, raunte die Jägerin nun mit einem scharfen und ernsten Unterton. Sie hatte keine Lust mehr auf die sinnlosen Gespräche und die Spielchen. Diesmal war Darian derjenige, der auflachte. Es war nur kurz, doch für einen winzigen Augenblick lockerte sich der Griff von Levana um das Messer. Ein Moment, der für sie nie wieder vorkommen würde.

„Selbst, wenn du das Armband loswirst, kommst du nicht an dem Schutzzauber vorbei. Niemand kommt rein oder raus. Deshalb wird auch keine Hexe ihren kostbaren Schatz abholen können“, erklärte der Werwolf und dadurch wurde Levana klar, warum Elrik noch nicht hier aufgekreuzt war. Erst dachte sie, dass er sich eine Strategie überlegt oder Verstärkung holte, dann wechselte es zu dem Gedankengang, dass er sie vergessen hatte oder einfach zurückließ. Doch nun hatte sie ihre Erklärung und sie war dankbar dafür, dass der zweite pessimistischere Gedanke nicht wirklich wahr war.

„Glaub mir, ich werde einen Weg finden. Schließlich kann ein Schutzzauber nicht wirken, wenn der Urheber tot ist.“ Man konnte jeden Zauber brechen, wenn man entweder den passenden Gegenzauber hatte oder denjenigen tötet, der den Zauber ausgesprochen hatte.

„Das wirst du nicht schaffen. Dort oben sind zu viele Werwölfe, die dich gerne zerfleischen würden. Schließlich haben die Jäger schon einige von uns umgebracht. Gute Wölfe“, sagte Darian nun und hob seinen Kopf ein wenig, was er jedoch schnell bereute, da er die Klinge nun deutlich an seinem Hals spürte, weshalb er seinen Kopf wieder auf die Backsteine, welche den Boden bekleideten, sinken ließ.

„Dann gehe ich eben im Kampf unter. Nicht nur ihr habt Verluste erlebt! Meine ganze Gruppe wurde bis auf einen ausgelöscht!“, fauchte die Blondine und scherte sich damit einen Dreck um die gefallenen Werwölfe. Freunde waren von ihr gestorben. Zwei wurden sogar vor ihren Augen ermordet, während sie sich währenddessen in der Ecke verkrochen hatte, weil die Angst sie übermannte. Es war damals ihre erste Begegnung mit einem modifizierten Wolf passiert. Danach hatte sie mit allem, was ihr zur Verfügung stand, gegen ihre Angst gekämpft und gesiegt. Sie hatte das schlimmste der Wesen gesehen und deshalb sah sie weder einen Menschen noch einen guten Wolf in der Person, die unter ihr auf dem Boden lag.

„Du willst also einfach so sterben? Haben dir die Hexen nicht gesagt, wie wichtig du bist? Hast du denn niemanden, den du gerne wiedersehen würdest? Levana, du kannst alles verändern. Die ganze Welt und das willst du einfach wegschmeißen, nur, weil du mich nicht anhören willst? Ganz ehrlich, du bist wirklich verrückt.“
Die Worte von ihm trafen einen wunden Punkt bei der Jägerin. Die Hexen hatten ihr nie die gesamte Geschichte über ihre Bedeutung erzählt, doch immer wieder betont, dass sie die einzige war, die den Krieg beenden konnte. Zudem lag ihr etwas an ihrem Leben und sie wollte eigentlich noch die Welt nach dem Krieg erleben. Sehen, wie die Menschen wieder frei wurden und beim Wiederaufbau helfen. Vor ihrem inneren Auge tauchte auch für einen Augenblick das Gesicht von Bellamy auf. Sie wollte ihn wiedersehen.

Jetzt wollte sie die Hoffnung einfach wegwerfen, nur, weil sie dickköpfig war. Darian hatte tatsächlich recht. Verdammt, war das schwer für die Blondine sich das einzugestehen. Sie würde ihm zuhören, doch ihre Loyalität blieb den Hexen gegenüber und besonders den Menschen. Jedoch änderten sich nun ihre Prioritäten. Sie würde nicht mehr versuchen zu entkommen, sondern versuchen am Leben zu bleiben. Egal was es kostet. Wenn selbst ein Werwolf behauptete, dass sie die Welt so verändern konnte, dann musste sie das auch tun. Für die Menschen. Damit endlich all das Elend aufhören würde.

Nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatte, ließ sie das Messer auf den Boden neben sich und Darian fallen und richtete sich auf ihm auf. Kurz atmete der Werwolf tief durch und seine gesamte Körperhaltung entspannte sich. Erneut blickte er in die Augen der Jägerin auf sich und bemerkte diesmal etwas Außergewöhnliches. Schmerz spiegelte sich in ihnen. Dadurch merkte er, dass die Spuren des Krieges nicht nur bei ihm, sondern auch bei ihr deutlich hervortraten. Egal wie gut die beiden es auch kaschieren mochten, irgendwann brach es immer durch.

„Ich werde dir und eurem König zuhören, doch das heißt noch lange nicht, dass ich euch helfen werde“, meinte nun Levana und nahm Augenkontakt zu dem Beta auf. Bei diesem zuckten die Mundwinkel ein wenig nach oben. Der erste Schritt wäre geschafft. Levana wollte gerade aufstehen, da richtete sich Darian plötzlich auf und schloss seine Arme fest um den zierlichen und dennoch muskulösen Körper der Jägerin.
Eine Umarmung. Levana zuckte überrascht zusammen und hob ihre Arme, um ihn von sich wegzustoßen. Jedoch hielt sie für dann auf einmal inne. Die Wärme des Betas fing an ihren Körper zu berühren. Ihn einzunehmen und aus irgendeinem Grund tat diese starke, aber dennoch sanfte Umarmung gut. Schnell besann sie sich aber und führte ihre Bewegung zu Ende. Sie drückte den Wolf von sich und funkelte ihn wütend an.

„Ich habe gesagt, dass ich dir zuhören werde, aber das bedeutet nicht, dass du mich auf einmal umarmen kannst, Wölfchen“, schnauzte sie ihn an und stand schließlich auf. Darian knurrte kurz und stand dann ebenfalls auf. Kurz rieb er sich die Handgelenke, da Levana diese schließlich die ganze Zeit fest umklammert und zu Boden gedrückt hatte.

„Nenn mich nicht Wölfchen. Mein Name ist Darian“, meinte er nun und am Anfang war seine Stimme mit genau dem gleichen scharfen Unterton, welchen die Jägerin hatte, doch am Ende kehrte sie wieder zu der gelassenen zurück.

„Für mich bleibst du Wölfchen. Komm damit klar“, meinte die Blondine nur und wollte dann nach ihren Waffen greifen. Der Werwolf reagierte jedoch schneller und packte ihre Hand. Er würde ganz sicherlich nicht zulassen, dass sie ihre Waffen wiederbekam.

„Die werden sicher verwahrt. Wir können schließlich nicht zulassen, dass du einfach auf unsere Leute losgehst.“ Der Grund war für die 18-jährige berechtigt, weshalb sie ihre Hand wegzog und sich bückte, um das Messer aufzuheben. Dieses kleine Messer war ebenso eine spezielle Jägerwaffe.

„Dann lass mich wenigstens die behalten. Schließlich will ich mich schützen können, wenn einer eurer Wölfe denkt, er könne durchdrehen und mich angreifen. Zudem muss ich auch irgendwann mein Mal auffüllen? Was ist damit?“, fragte die Blondine. Sie müsste also so oder so töten. Von daher konnte es doch egal sein, welche der Bestien sie erwischte. Vielleicht würde es auch rein zufällig der König sein. Damit würde sie sicherlich Monate überleben.

„Du kannst das Messer behalten und wenn du uns hilfst, wirst du noch Gelegenheiten haben, um dein Mal aufzufüllen und wenn nicht, wird deine Schwester etwas abgeben müssen.“ Die Worte von ihm ließen die Jägerin doch an ihrer Überzeugung zweifeln, ihnen nicht einfach zu helfen. Wenigstens ein bisschen, wenn es dafür sorgen würde, dass sie dann nichts mit Malia zu tun hatte. Besonders war das Teilen von Lebensenergie etwas, was man mit vertrauten Personen tat. Levana packte das Messer nun weg.

„Na dann werde ich dir jetzt unsere bescheidene Residenz zeigen und dir alles erklären.“ Mit diesen Worten drehte sich Darian um und ging auf die Treppe zu. Die Jägerin folgte hinter ihm und da er sie nicht sah, zupfte sie stark an dem Armband herum. Sie wusste immer noch nicht, was es bewirkte und sie wollte es auch nicht herausfinden, weshalb es unbedingt ab musste. Als sie jedoch einen Stromschlag davon bekam, ließ sie davon ab.

Alles hier entwickelte sich in eine Richtung, die der Blondine gar nicht gefiel. Doch das war erst der Anfang.

Into the Darkness 🗡 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt