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〖1〗↯ IX ↠ Das rachedurstige Hauskätzchen ↯

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Die steinige Wendeltreppe führte in einen langen Korridor, welcher nur halb vorhanden war

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Die steinige Wendeltreppe führte in einen langen Korridor, welcher nur halb vorhanden war. Denn statt der gewöhnlichen Fensterfront, die sich auf der linken Seite befinden sollte, waren dort nur noch vereinzelte Mauerblöcke. Dadurch wusste Levana direkt, in welchem Teil der Residenz sie sich befand und zwar im hinteren, welcher seine besten Tage hinter sich hatte. Dieser Teil der Residenz konnte man eher mit einer Ruine vergleichen.

Jedoch ermöglichte die Fensterfront einen ungewöhnlichen Blick und zwar in den Außenbereich der Residenz. Dieser Bereich war ein riesiger Garten mit den wildesten und zugleich auch außergewöhnlichsten Blumen aus aller Welt. Der Garten besaß eine Vielfalt, die selbst die junge Jägerin zum Staunen brachte. Sie betrachtete den Garten weiter, während sie neben Darian den Korridor entlanglief. Es gab mehrere Wege, die aus einfachem Sand deutlich gemacht wurden. Doch all diese Wege führten irgendwann in die Mitte, in der ein Pavillon stand, der um einen ziemlich großen Baum errichtet worden war. Der Baum wirkte schon ziemlich alt und er hatte sicherlich schon einiges miterlebt. Schließlich war der hintere Teil dieses Schlosses nicht einfach abgefallen. Weiter hinten entdeckte die Blondine eine Kapelle, die im Schatten zahlreicher Bäume stand. Sie war etwas abgelegen, wodurch Levana sie nicht durch das Fernglas bemerkt hatte. Dennoch gehörte sie zu dem Schloss, da sie in dem exakt gleichen Stil gebaut worden war. Sicherlich diente sie als Rückzugsort.

Doch sicherlich war sie schon heruntergekommen, seit die Werwölfe hier eingezogen waren. Sie verfolgten sicherlich keinen Glauben und wenn dann nur ans Rudel. Der Jägerin wurde während ihres Trainings immer wieder gesagt, dass die Wesen bei ihrer Verwandlung das Menschliche ablegten und nur noch ihre Hülle trugen. Dadurch würden sie sich auch des Glaubens entledigen. Levana war zwar noch nie eine richtige Gläubige, doch selbst sie betete manchmal. Besonders in schwierigen Lagen. Doch es war nie für sich selbst.

Bei diesen Gedanken richtete sie ihren Blick auf den Werwolf, welcher neben ihr lief. Bevor sich ihre Blicke kreuzen konnten, sah der Beta wieder nach vorne. Kurz fuhr er sich mit seiner Hand über den Nacken, denn es war eindeutig gewesen, dass er die Blondine auf jeden Fall beobachtet hatte.

„Du bist seltsam. Fällst völlig aus dem Rahmen“, murmelte sie unbeabsichtigt. Zwar war es ziemlich leise gewesen und ein Mensch hätte ihre Worte nicht vernommen, doch er war kein Mensch. Jedoch war er für sie auch kein richtiger Werwolf. Er trug nicht nur die Hülle eines Menschen, sondern hatte auch eindeutig noch charakterliche Züge von einem. Für Levana stellte er aber eindeutig eine Ausnahme dar. Denn Kieran war der Beweis, dass der Wolf nur einen Schafspelz übergezogen hatte. Durch den Kampf hatte die Jägerin es gesehen. Dieses Rudel war nicht anders als all die anderen, die sie gesehen hatte. Nur dieser Beta war es.

„Dann sind wir wohl beide seltsam“, meinte Darian und kurz erblickte die Blondine ein Lächeln, welches seine schmalen Lippen umspielte. Er hatte das doch tatsächlich als Kompliment aufgenommen. Levana hob nur eine Augenbraue und wandte ihren Blick dann wieder dem Garten zu.

Dort entdeckte sie im Pavillon eine Gestalt. Eine zierliche und weibliche Gestalt. Sie zupfte gerade sanft eine Rose aus einem der Büsche. Plötzlich drehte sich das schwarzhaarige Mädchen um und Levana blickte direkt in ihre markanten Augen. Augen, die auf einmal Wut und Zorn widerspiegelten. Gefühle, die in der Schwarzhaarigen brodelten, als sie die Jägerin erblickte und dazu auch noch an der Seite von ihrem Darian. Levana hingegen erkannte die Hexe, jedoch behielt sie ihren ausdruckslosen Blick aufrecht, obwohl sie am liebsten auf sie losgegangen wäre. Leider hinderte sie immer noch das Unwissen über das Armband daran. Momentan konnte sie nichts tun, aber sie schwor sich, dass sie Catherine Sinclair noch zur Rechenschaft für ihren Hochverrat ziehen würde. Plötzlich packte Darian die Blondine und zog sie teilweise hinterher, als er seine Schritte beschleunigte. Levana realisierte nicht ganz, was das auf einmal sollte, doch weit kamen die beiden nicht.

Denn die Hexe stand auf einmal wenige Meter von den beiden entfernt, wodurch Darian innehielt. Ein Seufzen kam über die Lippen des Betas. Durch diesen übertriebenen Auftritt der Hexe, erkannte Levana, warum Darian auf einmal weggerannt war. Er hatte versucht, Catherine von Levana fernzuhalten, jedoch war ihm das kläglich misslungen. Sicherlich, weil er Catherine zu spät gesehen hatte. Levana wusste dennoch nicht, warum er vor ihr geflüchtet war, jedoch sollten die ersten Worte der Hexe diese Frage aus der Welt schaffen.

„Darian, mein Lieber, du musst schon etwas schneller sein, wenn du verhindern willst, dass ich dieses Ding zerlege.“ Auf die Bezeichnung Ding wurde die Blondine angespannter und zog ihre Augenbraue deutlich in die Höhe. Sie war genervt. Zudem entriss sie sich auch dem Griff vom Wölfchen, der ihren Arm einfach nicht loslassen wollte.

„Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, dich zu rächen, Catherine“, versuchte der Beta die Schwarzhaarige zu beschwichtigen. Es war dabei erstaunlich, wie ruhig und gelassen nicht nur seine Stimme, sondern auch seine Körperhaltung war. Dadurch konnte er eindeutig Beruhigung ausstrahlen. Genau um diesem Effekt des Jungen nicht zu erliegen, hatte Catherine ihren Blick konstant auf Levana gerichtet, welche nun ihre Arme vor der Brust verschränkte.

„Ich weiß es zu schätzen, dass du versuchst mich davon abzuhalten, Darian, doch ich muss sie jetzt einfach vernichten“, meinte Catherine und bedachte nur einen Augenblick lang Darian mit einem Blick. Ihren Worten nach zu urteilen, hielt sie Levana für eine Bedrohung, was die Blondine nicht übel fand. Sie schien ihre Kräfte diesmal nicht zu unterschätzen. Vielleicht hatte sie auch ein paar der Geschichten über Levana aufgeschnappt, als die Hexe noch einen Platz in Sanctum hatte und nicht zur Verräterin wurde. Denn in Catherines Stimme schwang auch etwas Angst mit. Sie war nun anscheinend von der Wahrheit der Geschichten überzeugt. Die Hexen redeten viel, weshalb man nicht immer alles glaubte und es für Märchen hielt. Manche Märchen oder Geschichten sorgten dafür die Kampfmoral zu steigern. Levana hatte sich nicht gegen diese Märchen gewehrt, auch nicht, dass ihre Geschichte dazugehörte. Denn solches Gerede dringt auch an den Feind und Levana war immer amüsiert, wenn sie dann das Gesicht des Feindes sah, dem klar wurde, dass ihre Geschichte wahr war, so wie auch jetzt. Darian versuchte zwar Catherine zu überzeugen, doch an ihr ging momentan alles vorbei, was Levana in ihren Augen erblickte. Sie war von Wut verblendet, weshalb der Beta nur auf Granit stieß.

„Du glaubst also wirklich, dass du in der Lage bist, mich zu vernichten? Du kannst doch nichts weiter als Fauchen, Hauskätzchen. Nichts weiter als ein Lakai bist du und somit überhaupt nicht in der Lage zu handeln, bis dir der ach so mächtige König die Erlaubnis dafür gibt.“ Levana hatte nun das Wort erhoben und Darian seufzte erneut. Denn er wusste genau, dass diese Worte nur noch mehr Öl ins Feuer gegossen hatten. Jetzt würde Catherine völlig am Rad drehen. Dabei war es auch nicht hilfreich, dass die Jägerin überhaupt nicht zu der Hexe sah, sondern stattdessen den Himmel betrachtete. Dieser war in tiefe Rottöne getaucht, was den Untergang der Sonne bedeuteten. Es war also schon spät.

„Du scheiß Jäger“, schrie nun die Hexe als Antwort. Daraufhin sah Levana wenigstens schon mal in ihre Richtung.

„Wie gesagt, nur ein Fauchen und nichts dahinter. Aber was soll man auch von einer Verräterin wie dir erwarten.“ Diese Worte brachten bei der Schwarzhaarigen das Fass zum Überlaufen. Ihre Wut förderten die Kraft ihrer Magie und sie war endgültig bereit zuzuschlagen. Deshalb streckte sie nun ihren Arm aus und fing an, lateinische Worte zu flüstern.

Die Jägerin hingegen ließ schon mal das Messer in ihre Hand wandern und machte sich bereit auf den Schlag. Kurz darauf schoss auch schon ein Magiegeschoss in einem lilafarbenen Ton direkt auf sie zu. Selbstsicher hob sie die kleine Klinge und durchschlug die Magie. Jedoch bemerkte sie kurz darauf, dass sie die Hexe unterschätzt hatte. Die Blondine hatte sie eindeutig zu wütend gemacht und dadurch besaß ihre Magie eindeutig mehr Durchschlagskraft. Sie konnte das erste Magiegeschoss gerade so zerschlagen, als sich dieses dann in Rauch auflöste, sah die Blondine, dass direkt noch eins kam. Es war ihr eindeutig schon zu nahe, weshalb sie nicht schnell genug reagieren konnte und sie die volle Wucht abbekam.

Die Wucht schleuderte die Jägerin wieder ans Ende des langen Korridors, was gut 50 Meter waren. Jedoch konnte es auch länger sein, denn Levana war in dieser Situation nicht die Beste im Einschätzen. Ihr Körper prallte hart auf dem Boden auf und rollte noch wenige Meter weiter. Das hatte sie von so einer schwachen Hexe nicht erwartet. Doch Levana war ja selbst dran schuld. Sie hätte einfach die Klappe halten und das Reden dem Wölfchen überlassen sollen. Aber bei so einer Verräterin konnte sie einfach nicht anders und sie bereute es auch nicht. Schließlich war sie in der Lage, diese paar Kratzer zu verkraften.

Deshalb richtete sich die Blondine nun auf und schüttelte sich kurz. Sie war sicherlich nicht so weich, dass sie jetzt wie ein verletzter Welpe auf dem Boden liegen bleiben würde. Auf einmal hörte man ein ‚Piep‘. Zuerst war das Geräusch leise, doch es wurde immer lauter. Die Blondine betrachtete nun das Armband, welches diese Töne von sich gab und sie hatte keine Ahnung was es zu bedeuten hatte. Darian hingegen setzte sich schnell in Bewegung, um die Distanz zu Levana zu verringern. Aber es war zu spät. Als das Gerät verstummte, dachte die Blondine nur an einen Defekt. Jedoch wurde sie kurz darauf eines Besseren belehrt. Denn Stromschläge schossen auf einmal durch ihren gesamten Körper, wodurch sich Levana auf die Lippen biss und doch tatsächlich auf die Knie sank.

Diese Gelegenheit konnte sich Catherine nun nicht entgehen lassen. Sie tauchte wenige Meter von der Jägerin entfernt auf und das Magiegeschoss bildete sich schon direkt vor ihrer Hand. Die Hexe wollte diese Killerin einfach nur noch ausschalten. Doch gerade, als sie es beenden wollte, stellte sich Darian direkt vor die Jägerin und breitete beschützend seine Arme aus.

„Ich kann nicht zulassen, dass du ihr etwas tust. Vielleicht glaubst du es nicht, aber sie kann unsere Rettung sein“, sagte er sanft und brachte Catherine dazu, ihre Hand zu senken. Sie würde die Jägerin nicht töten. Jetzt jedenfalls noch nicht, denn sollte sie auch nur einen falschen Schritt machen, würde das ihren Kopf bedeuten.

Die Hexe sah nun in die Augen des Betas und entdeckte dort etwas Seltsames. Er war nicht nur dazwischen gegangen, weil sie diesem Reich nützen würde, sondern auch, weil Darian die Jägerin auf irgendeine Art und Weise beschützen wollte. Catherine war dieser Ausdruck zuwider und sie würde schon verhindern, dass so etwas oder etwas Ähnliches noch mal vorkommen würde. Denn diese Jägerin war das eigentliche Monster und das würde sich noch zeigen.

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