15 Dating Isabell Weston.

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┊  ┊  ┊           ★ ISABELL

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Ich war verliebt.

Knall auf Fall.

Mir war das noch nie passiert, aber um ehrlich zu sein, es war mir auch egal. Dezent abwesend saß ich in meinem Seminar für Kunstgeschichte der Neuzeit und merkte selbst, dass mein Blick nicht besonders aufmerksam war. Stattdessen sah ich zwar meine zwei Gebärdendolmetscher an, aber mein Blick verklärte sich.

»Foxy, bist du anwesend?«, fragte Miss Harris und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Sie grinste belustigt und ich begriff, dass ich sie länger dezent glasig angesehen hatte. Neben ihr pausierte Mr Rosewood, ein kleiner, runder Mann mit rostroten Bart. Sie wechselten sich beim Gebärden ab und neben Mr Rosewood wirkte Miss Harris immer dürrer, als sie eigentlich war.

Noah nannte sie scherzeshalber 'Regenwurm'.

»Tut mir leid«, entschuldigte ich mich.

»Du warst schon bei Architekturgeschichte II vollkommen abwesend«, warf Mr Rosewood trocken ein. Meine Dozentin referierte fleißig über die Merkmale der Neuzeit und merkte nicht, dass wir nicht mehr folgten. Ein kleiner Bonus der Gebärdensprache.

Wir saßen immer am Rand des Raumes oder des Hörsaals. Am Anfang glotzen sämtliche Studenten und ließen sich ablenken, doch mittlerweile schrieben sie alle nur noch fleißig mit. Ich sah kurz auf die Präsentation hinter meiner Dozentin, seufzte tief und checkte erst dann, dass Mr Rosewood und Miss Harris mich amüsiert beobachteten.

»Ist nur ein Vorschlag, aber bei deiner Aufmerksamkeit würde es wohl keinen großen Sinn ergeben, wenn wir für dich die Vorlesung 'Bildende Kunst II - Malerei und Graphik' dolmetschen, oder?«, fragte Miss Harris und sie hatte recht. Vielleicht war es besser heute Schluss zu machen. Ich dachte sowieso ständig nur an Harry.

An Harry und sein Lächeln.

An Harry und seine Höflichkeit.

An Harry und dem Kuss, oh ja, besonders dem Kuss.

»Ich hole Bildende Kunst II nach und lese mich ein«, erlöste ich die Beiden. So konnten sie eher Feierabend machen und ich ungestört weiter Zeit verplempern und an Harry denken. Er hatte an jenem Morgen so lange mit mir geschrieben, bis ich sicher zu Hause angekommen war.

Danach riss der Kurznachrichten-Austausch nicht ab. Mittlerweile hatte ich Harry ein Foto mit dem Harry Potter – Schirm geschickt. Als Gegenleistung bekam ich ein Bild, auf dem sich Harry in einem Weihnachtsladen mit Deko befand. Doch von Klassisch hatte die Ausstattung überhaupt nichts.

Alles war aus Glas, Gold und abstrakt. Rote Baumkugeln, Kerzen und Lichterketten suchte man vergeblich. Es gab einen großen Lagerverkauft für Weihnachtskitsch und Harry fragte mich erst gestern, ob ich mitkommen wollte. 

Was gab es Tolleres als durch das Wunderwahnsinnsland zu bummeln? Umgeben von fetten Engeln, tanzenden Weihnachtsmännern und blinkenden Lichterketten.

Noah und ich hatten die WG schon umgeschmückt und als Benny - the Idiot nach Hause gekommen war, da stolperte er über Kabel und Krimskrams. Ich liebte es, wenn ich nach einem langen Unitag die Stufen zur WG hoch stampfte und mich bunte Lichter empfingen.

In der Behindertenzentrale machte ich es mir in der Sitzecke gemütlich, kochte Tee, holte meine Unterlagen für Bildende Kunst II raus und blätterte durch den Reader. Aber auch hier hielt meine Konzentration nicht lange.

Flüsternde Hände ✓Where stories live. Discover now