17 Die Themse rockt.

3K 363 195
                                    

┊  ┊  ┊            ★ ISABELL

┊  ┊  ☆

┊  ★




Regungslos lag ich neben Harry. Es war absolut still, dafür spürte ich seinen sanften Atem. Schwaches Licht fiel durch das Dachfenster meines Zimmers und meine kalten Füße rieben unter der Decke gegen seine Warmen.

Harry störte sich daran nicht, er schlief einfach seelenruhig weiter. Kurz schmatzte er und zog die Nase kraus, dann entspannten sich seine Gesichtszüge wieder.

Es war überhaupt nicht seltsam, dass er einfach über Nacht geblieben war, ganz im Gegenteil. Viel eher fühlte es sich bei Harry immer an, als müsste es genau so sein. Das Gefühl beunruhigte mich, doch gleichzeitig fragte ich mich, ob man wachsam sein sollte, wenn es sich genauso gut anfühlte.

Ich dachte an den Vorabend als Harry mich vorwarnte: „Ich schnarche ziemlich laut, also wenn ich irgendwann nur noch grunze wie ein Bär, dann gib mir einen gezielten Tritt in die Seite, sonst merke ich das nicht."

Ich lachte so laut auf, dass er erst wenige Sekunden darauf checkte, dass er meinetwegen Nachts das russische Alphabet rückwärts trällern könnte und es würde mich nicht wecken. Harry schlug sich die Hand ins Gesicht: „Ich vergesse das immer."

„Vielleicht vergisst du ja morgen früh nicht den Grund, wieso du keinen Tritt in der Leiste hast", zog ich ihn auf. Dann setzte ich tröstend hinzu: „Sieh das nicht so eng, Harry. Meine Mutter vergisst das auch oft genug. Ruft von der Haustür aus, ich soll an die Wäsche denken und kaum hat sie die Autoschlüssel in der Hand, fällt ihr ein, dass sie genauso gut einen Toten hätte rufen können."

Ich verschwieg ihr bis heute, dass ich manchmal auch einfach so tat, als hätte ich sie nicht gehört. In der Hoffnung, dass sie es einfach gut sein lassen würde.

Erneut regte sich Harry nun leicht im Schlaf und ich verlor das Zeitgefühl, wie lange ich schon wach neben ihm lag. Mit dem Rücken zur Uhr liegend war mir das auch egal. Irgendwann spürte ich, dass Harrys Füße über meine strichen, so als würde er die Eiszapfen wärmen wollen.

Seine Augen öffneten sich und ich hörte kurz auf zu atmen. Intensives Grün musterte mich verschlafen, dann zuckten seine Mundwinkel. Er sagte etwas, ich konzentrierte mich zu spät und las so nicht von den Lippen. Doch ich vermutete, dass er mir einen guten Morgen wünschte.

Während Harry versuchte richtig wach zu werden, wollte ich mich umdrehen und einen Blick auf die Uhr riskieren, immerhin mussten wir heute zur Themse, wo Deaf Studio 'Smoke on the water' dolmetschen sollte. Ich hatte den Refrain bekommen, der sich sowieso am leichtesten merken ließ.

In diesem Moment spürte ich Harrys Hände, die sich über meinen Bauch schoben und zu sich zogen. Leicht wandte ich mich und fühlte mich wie eine Katze, die bereit zum kuscheln war. Genau so blieben wir liegen.

Meine Finger spielten mit denen von Harry, ab und an kitzelte mich sein dunkles Haar und gerade, als ich den romantischen Moment völlig entspannt genoss, da durchzuckte der erste gelle Blitz durch mein Zimmer.

Mit Harrys Ruhe war es innerhalb eines Herzschlages vorbei, er saß so geschockt aufrecht, dass ich in schallendes Gelächter ausbrach. Der nächste Blitz erhellte brutal das Zimmer und johlend rollte ich mich auf die Seite, streckte mich und stellte meinen Wecker aus. Dann tastete ich nach meinen CI's und schaltete sie ein. Normalerweise wartete ich damit bis ich Uni hatte.

Flüsternde Hände ✓Where stories live. Discover now