30 Shopping King.

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┊  ┊  ┊        ★ ISABELL

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Harry roch, wie nur er es konnte und ich atmete tief durch. Seine Umarmung war fest und ich fühlte mich, als würde er mich nie wieder loslassen wollen. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals auf einen Menschen treffen würde, der mir so intensiv unter die Haut ging, wie er.

Am Schal zog ich ihn zu mir runter und küsste ihn. 

Er schmeckte nach Zimt und Tee, und während King's Cross vor meinen Augen verschwand, war für diese paar Minuten alles wunderbar. So lange, bis Harry sich plötzlich vom Kuss losriss und sich irritiert umsah.

„Was ist los?", fragte ich und er sprach: „Da war, ich weiß auch nicht, ich hatte das Gefühl, als wenn-", er brachte den Satz nicht zu Ende. Stattdessen griff er nach meinem Rollkoffer und verschränkte seine Finger mit meinen. 

Wir verließen Kings's Cross ziemlich eilig, fast als wären wir auf der Flucht und gerieten direkt in ein Schneechaos.

Man hätte meinen können, dass London seine geografische Lage gewechselt hatte, so sehr wie hier der Winter einschlug. In Harrys Wagen war es schön warm und ich rieb die Fingerspitzen aneinander.

„Musst du zurück in deine WG oder darf ich dich direkt mitnehmen?", fragte er grinsend. 

Ich hatte alles dabei. Noah war sowieso nicht da und ich wollte meine freie Zeit nicht unbedingt damit verschwenden mit Benny zu streiten.

So fuhren wir direkt zu Harry nach Hause. Ich bemerkte im Flur bereits den Flyer der 'Fleißigen Putztfeen', der ihm zurückgelassen worden war, und damit auch mehrere Körbe voller gemachter Wäsche. 

„Du hast jemanden, der für dich sauber macht?", fragte ich ihn und wedelte mit dem Zettel vor seiner Nase herum. „Worüber hast du dich bitte die ganze Zeit beschwert?"

„Ich mag keine fremden Leute im Haus", erklärte er, „das macht mich nervös und stresst mich mehr, als wenn ich selbst putzen würde, aber das hätte bei mir ewig gedauert."

„Wieso?", wollte ich wissen und Harry begann mir von seinem Weihnachten zu erzählen. Wir bestellten Pizza und er öffnete eine Flasche Rotwein, der alleine schon roch, als hätte er Bella Italia im Handgepäck dabei.

Kaum standen die Pizzen im Wohnzimmer vor uns und ich öffnete die erste Schachtel, da hörte ich ihm zu, wie er sich über die Feiertage ausließ. Seine ältere Schwester Gemma hatte ihre neue Töle mitgebracht, die ihm direkt heilig Abend auf den Teppich kotze. Ich verstand erst im zweiten Anlauf, dass mit Töle ein Hund gemeint war.

„Aber keiner, mit dem du spielen kannst oder so, sondern einer, der zwischen der Couchritze verschwindet und auf den du dich drauf setzt!", schimpfte er. Ich verschluckte mich vor Lachen fast am Wein.

„Das ist nicht witzig!", fand Harry empört. „Der Teppich hat furchtbar gestunken und ich die halbe Nacht versucht ihn zu reinigen, auf allen Vieren bin ich rumgekrochen mit Bleiche in der Nase. Am Ende musste ich alle Möbel rücken und ihn rausrollen! Aber das war ja gerade erst Mal der Anfang!"

Und wie.

Das Essen brannte seiner Mutter an und Schuld war die moderne Küche. („Deine Herdplatten feuern ja, als wären sie den gesamten Winter noch nicht genutzt worden!")

Ein Stuhl brach unter dem dicken Hintern seiner Tante ein und irgendwelche Kinder tauchten vor seiner Tür auf und sangen Weihnachtslieder. („Sie holten alle artig Luft, aber als sie mich sahen, da war es vorbei mit einem Ständchen, ich wurde ununterbrochen angekreischt!") Jetzt wartete Harry nur noch darauf, dass vor seinem Haus Fans pilgerten und campierten.

Flüsternde Hände ✓Where stories live. Discover now