❧legende 1; der aufruf des königs

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Taehyung

Es war ein außergewöhnlich warmer, windstiller Spätsommertag, in welchem die Sonne bereits den ganzen Tag am Horizont stand und so aussah, als würde sie nicht die Anstalten machen zu verschwinden.

Etwas, was mir gerade garantiert lieber gewesen wäre.

Bereits seit einer Stunde trainierte ich unerlässlich mit meinem Kampfpartner in schattenlosem Gebiet, parierte tückische Seitenschläge mit meinem Schwert und versuchte ihn ebenfalls anzugreifen. Es war ein ständiges Hin- und Her in unserer Führung und das reinste Katz- und Mausspiel. Mal stolperte er unkontrolliert über den staubigen Übungsplatzes unseres Schlosshofes, ein anderes Mal sprang ich aufgeschreckt von einem Angriff zur Seite.

Seit den letzten zehn Minuten rann nicht nur der Schweiß an meinen hellbraunen Haaren in dicken Tropfen herunter, sondern auch meine Kräfte zerrten an meinen Muskeln und riefen nach dem Wort ‚Pause'.

Wäre ich jemand anderes, dann hätte ich mit Sicherheit bereits nachgegeben und hätte förmlich gebettelt unsere Einheit im Hier und Jetzt zu beenden, doch ich war nun mal nicht jemand Anderes und mein Ehrgeiz war viel zu hoch gesetzt, als dass ich einfach die weiße Friedensflagge hissen würde.

Nein.

Denn ich war Taehyung. Kim Taehyung. Sohn des Königs Kim Taecheol des Dritten. Und ich war nicht bekannt dafür den Kürzeren zu ziehen.

„Komm schon Tae, ich finde wir haben echt genug trainiert, für heute.", keuchte Jeonghan, mein Trainingspartner seit einem Jahr und ein treuer Freund.
Auch er sah schon ziemlich mitgenommen aus.
Seine Bewegungen ähnelten eher einem Schluck Wasser, als einem eleganten Kämpfer.

Ich spürte, wie sich meine Brust unkontrolliert hob und senkte und hörte, wie eine leise Stimme der Vernunft in meinem Kopf mir zu rief, dass ich auf seine Bitte eingehen sollte, doch auf diese hatte ich, um ehrlich zu sein, noch nie gehört.

Vernunft war etwas, um das sich Bauern scherten.

Ich begann selbstsicher zu grinsen, ehe ich meine trockenen Lippen kurz befeuchtete und gekonnt einen schwachen Schlag Jeonghans abwehrte.

„Erst, wenn du dich geschlagen gibst, Han."

Ein schwaches, niedergeschlagenes Lächeln schlich auf seine Lippen, ehe er ein beinahe tonloses: „Niemals.", über seine Lippen brachte und er sich in erneute Angriffsposition begab.

Innerlich konnte ich nur verständnislos den Kopf schütteln. Wie konnte ein einfacher Pheras, wie er es war, so viel Zielstrebigkeit aufbringen und den Glauben an sich haben, mich zu besiegen.
Das würde er niemals schaffen.
Mich den Prinzen, der in höchsten Tönen gelobt wurde.

Gegen mich war er ein Schwächling.

„Wenn du meinst.", lachte ich rau. Wenn er sich weiter auspowern wollte, dann sollte er das tun.
Am Ende schnitt er sich noch mit seiner Klinge in sein eigenes Fleisch.

Auch ich begab mich in erneute, standfeste Position.

Seine nassen Haarsträhnen, die an seiner Stirn klebten und der fertige Ausdruck auf seinem Gesicht ließen mich neue Kraft schöpfen.

‚Bald wirst du auf dem Boden liegen, Pheras~'

Ich wollte mich gerade erneut auf ihn stürzen und es hoffentlich schaffen ihn zu besiegen, als mich jedoch eine tiefe Männerstimme aufblicken und ablenken lies.

„Prinz Taehyung, ich soll Ihnen von Ihrem Vater mitteilen, dass er Sie umgehend sprechen möchte.", sprach der junge Diener, in seinen weiten, hellen Baumwollklamotten. Einige blonde Haarsträhnen lösten sich bereits aus seinem Zopf.

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