Pandora und Aspyn werden an zwei Phoenix Männer verschachert

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Kaum hatte er sie abgesetzt, holte Pandora aus einem Reflex heraus aus und schlug ihm mit ihren Schuhen gegen die Brust. „Lass das. Finger weg." Oh, oh! Eine Sekunde später bereute sie diesen Gefühlsausbruch auch schon wieder. Was hatte sie getan? Das war der neue Phoenix-König, den sie da gerade geschlagen hatte. Hastig machte sie einen Schritt rückwärts. „Verzeihung eure Hoheit. Ihr habt mich nur überrascht ..."
Er neigte den Kopf zur Seite. Das Licht der untergehenden Sonne brach sich in seinem hellbraunen Haar. Aus irgendeinem Grund wünschte sich Pandora plötzlich die Hand heben zu können und ihm die längeren Strähnen aus dem Gesicht zu schieben, um seine Augen besser sehen zu können. Gerade wirkte er wie eine dieser Manga Figuren, deren Haare ihr halbes Gesicht verdeckten. „Schon verziehen. Wie könnte ich jemandem mit so einer ausgeprägten Entenphobie einen Vorwurf machen?"
„Ihr macht euch über mich lustig, Eure Hoheit", stellte Pandora fest.
„Bitte nenn mich doch einfach Daryan. Und darf ich fragen, wer du bist?"
„Pandora. Pandora Pearcinson."
„Ah, eine Edison! Interessant. Was ist deine magische Begabung?"
Pandora zuckte zusammen. Er war ja ganz schön direkt. Eigentlich ging ihn das ja gar nichts an, diesen aufdringlichen Obrey Bonzen, der wahrscheinlich Multiplikator war.
„Pandora, bist du das?", ertönte in diesem Moment die Stimme ihrer Großmutter. Noch nie hatte sie sich so sehr gefreut, den Hulk ihren Namen rufen zu hören.
„Ähm, ich muss los. Wir sehen uns ja dann." Dankbar über diesen sich bietenden Ausweg nahm Pandora die Beine in die Hand. Eine Antwort auf Daryans Frage blieb sie ihm damit schuldig. Aber was machte es schon, wenn er sie jetzt unhöflich fand? Das machte doch nichts, oder? Wenn er sie deswegen ignorierte und nie wieder mit ihr sprach, würde ihre Welt auch nicht untergehen. Aber warum nur, schnürte sich ihr bei diesem Gedanken auf einmal die Kehle zu?

„Kind, wo hast du nur gesteckt?", empfing sie der Hulk. „Ist das da hinten Daryan Sutrey mit dem du gesprochen hast?" Ihre Grandma kniff die Augen zusammen.
„Ja Granny, aber jetzt lass uns bitte gehen. Ich bin am Verdursten und wenn ich nicht gleich eine Limonade in der Hand halte, stecke ich mein Kleid in Brand."
„Hast du mit dem neuen Oberhaupt unter vier Augen gesprochen?" Ihre Grandma tat gerade so, als hätte sie eine Audience beim Papst gehabt. Also wirklich, das war nur irgendein stinkreicher Junge ...
„Erzähle ich dir, nachdem ich meine Limonade hatte, in Ordnung?" Sie stützte sich an ihrer Großmutter ab, um wieder in ihre Schuhe schlüpfen zu können.
Dieses Friedensangebot war Beth Pearcinson endlich gewillt anzunehmen. „Na gut Kind, aber ich will genau wissen, über was ihr geredet habt." Ihr Gesicht strahlte geradezu. Genau genommen sah sie im Augenblick drein, wie wenn sie ihre Lieblingstelenovela im Fernsehen sah.
Pandora packte ihre Grandma am Arm und zog sie mit sich. „Wir haben nicht viel geredet. Er hat nur ein paar Enten für mich verjagt. Das war's."
Ihre Großmutter verzog enttäuscht das Gesicht. „Wie schade."
Als sie um eine Hecke bogen, die in Wellenform geschnitten war, sahen sie plötzlich ihren Großvater, der ihnen fröhlich zuwinkte. „Kommt her meine Täubchen!" Hinter ihm standen zwei geschniegelte Typen in dunklen Anzügen, neben denen ihr Großvater wie ein Zwerg wirkte. Beide schauten recht desinteressiert drein, hatten die Hände in ihre Hosentaschen gesteckt. Ach verdammt, das musste die Überraschung sein. Sofort war Pandora klar, dass das eine ausgeklügelte Verkupplungsaktion werden sollte. Aus dem Augenwinkel sah sie ihre Mutter Aspyn heranschleppen, die versuchte einen bunten Drink mit Schirmchen zu balancieren, ohne dass die Flüssigkeit über den Rand des Glases schwappte.

<<Aspyn, ist das das, für was ich es halte? Hilfe, der Hulk und Grandpa wollen uns mit diesen Typen bekanntmachen!>>

Aspyn stutzte, aber leider war es bereits zu spät.
„Ach da sind ja meine beiden reizenden Enkelinnen", freute sich Arthur Pearcinson jetzt. Komischerweise lud Lina Aspyn nur bei ihnen ab und begab sich dann ohne ein weiteres Wort zurück ins Gedränge. Wahrscheinlich hielt sie Ausschau nach ihrem Tierpfleger „Russel Sowieso-nan" ... Im letzten Moment hatte sie Aspyn so heftig geschubst, dass sie mit der Schulter gegen ihre Schwester stieß. „Hey Entenopfer", raunte Aspyn Pandora zu, "bleib cool. Diese Dumpfbacken vergraule ich schon. Keine Sorge."
Aha. Pandora war sich da irgendwie nicht so sicher. Auf einmal kribbelte ihre Haut, als wolle sie sich selbst entzünden. Das passierte leider manchmal, wenn ihr etwas extrem peinlich war.
„Schön, dass wir nun alle beisammen sind", fuhr ihr Großvater in diesem Moment freudig fort. Das Unbehagen in Pandoras Gesicht schien er nicht zu bemerken. „Das hier sind Matt Eastlind und Drew Acewrin." Er deutete auf die beiden Muskelpakete hinter ihm. Wie die meisten hochrangigen Phoenixe sahen die Typen gleichzeitig gut aber auch fies aus. Der linke, den ihr Großvater als Matt Eastlind vorgestellt hatte, machte den Eindruck eines hochgewachsenen, leicht genervten Italieners. Wahrscheinlich wollte er wie Pandora momentan so wenig hier sein wie auf der untergehenden Titanic. Mit seinen dunkelbraunen zurückgegelten Haaren, den hellbraunen Augen und den breiten Schultern hätte er als Model durchgehen können. Pandora schätzte ihn auf etwa 25 Jahre. Der Typ, der rechts von ihm stand mochte ein bis zwei Jahre jünger sein, hatte ebenfalls zurückgegelte Haare, die doch ein paar Nuancen heller wirkten und ... waren das Strähnchen? Irgendwie erinnerte er sie unwillkürlich an James Dean, nur die Zigarette im Mundwinkel fehlte ihm dafür. Grüne Augen und ein extrem gelangweilt verzogenes Gesicht, an dessen Rand ungewöhnlich spitze Ohren hervorlugten. Was war dieser Typ? Ein Elf?
„Aha", machte Aspyn jetzt. „Vom Lubrin und Orwind Clan wie ich sehe. Wie viel hat unser Großvater euch gezahlt, damit ihr mit uns redet?" Sie schlürfte übertrieben laut an ihrem Drink, wobei sie eine Augenbraue hob. Gar kein schlechter Move, fand Pandora.
Matt Eastlind, der dem Namen nach dem Orwind Clan, dem viertwichtigsten Clan in der Phoenix Hierarchie angehören musste, schien bei Aspyns Worten aus seiner Trance zu erwachen. Er starrte sie an, zunächst verwirrt, dann musterte er Aspyns Aufmachung von oben bis unten bis er auf einmal anfing zu lächeln. Das Ganze wirkte so, als wollte er innerhalb eines Fotoshootings zwischen verschiedenen Emotionen hin und her wechseln. Der andere Typ, offenbar ein Mitglied des Lubrin Clans, dessen Mitglieder dieser Tage eine heftige Fehde mit dem Wagnox Clan ausfochten, schaute absichtlich in eine andere Richtung. Bei dieser Fehde schien es ganz Romeo und Julia mäßig um ein Liebespaar unter den Clans zu gehen, die irgendetwas Verbotenes getan hatten. Seither gingen regelmäßig Autos, Boote und andere Statussymbole der beiden verfeindeten Clans in Flammen auf.
„Wer ist wer?", fragte Matt Eastlind jetzt. Seine Augen huschten zwischen den Zwillingen hin und her. „Ihr seht so gleich aus."
„Ich bin Pandora", behauptete Aspyn sofort.
„Lass den Unsinn", zischte der Hulk, der sich von hinten an sie herangepirscht hatte. „Hören Sie nicht auf sie, das ist ihr eigenartiger Humor." Sie hustete. „Natürlich ist sie Aspyn und meine Enkelin im blauen Kleid heißt Pandora."
Matt grinste, nahm jetzt sogar die Hände aus seinen Hosentaschen. „Ihre Enkelinnen sind wirklich beide absolut umwerfend. Aber ich glaube, ein Abend mit Miss Aspyn könnte durchaus unterhaltsam werden. Hättest du Lust mich zum Ball zu begleiten?"
Aspyn hustete. Hustete so sehr, dass Pandora sich gezwungen fühlte, ihr auf den Rücken zu klopfen. Die Totenkopfohrringe führten einen hüpfenden Tanz auf, von dessen Anblick sich Pandora nur schwer losreißen konnte. Dann wandte sie sich wieder der Szenerie vor ihr zu. Matt betrachtete Aspyn gespannt, genau wie ihre Großeltern. Drew dagegen hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Offensichtlich sollte das jetzt ihr Ball-Date werden. Na ganz herzallerliebst. Dieser Typ war ja echt zum Knuddeln.
Grandma Beth klatschte in die Hände. „Natürlich will sie, nicht wahr Spätzchen?" Sie verpasste ihr einen Schlag, der Aspyn in Richtung Matt taumeln ließ. Autsch, das würde einen heftigen blauen Fleck geben. Wenn der Hulk zuschlug, sah man danach aus wie ein Schlumpf.
Überraschenderweise fing Matt sie ganz gentlemenmäßig auf.
„Tja", Arthur Pearcinson kratzte sich am Kopf und wandte sich dann Drew Acewrin zu. „Vielleicht möchten Sie dann mit Pandora zum Ball gehen? Ihre Mutter sagte, sie hätten noch keine Verabredung."
„Aha", dachte Pandora, „da war der herzige Drew von seiner Mutter an den Pearcinson Clan verschachert worden. Da fragte man sich doch unwillkürlich, was er angestellt haben musste, damit man ihn bereitwillig einem Phoenix Mädchen übergab, dass in der Hierarchie drei Stufen unter ihm stand ..."
„Hm?" Drew blinzelte. „Weiß nicht, willste?" nuschelte er dann in Pandoras Richtung. Links von ihm konnte Pandora Aspyn sehen, die zuerst kicherte und dann mehrere Grimassen zog, die wohl Drews Geisteszustand in Frage stellen sollten. Natürlich bekam sie, Pandora, das behämmertste Date aller Zeiten ab. Sicher ein Schwerverbrecher, den seine Familie loswerden wollte ... Ob sie Aspyn überreden konnte, den Typ zu vergraulen? Warum eigentlich hatte ihre Schwester diesen Plan aufgegeben? Womöglich hatte sie genug mit ihrem Matt zu tun, oder halt! Genoss Aspyn gerade etwa Matts Aufmerksamkeit? Deutlich hörbar atmete Pandora ein. Sah ganz so aus, so wie sie sich in Szene schmiss. Verdammt. <<Sag mal, was ist aus: du vergraulst die Typen geworden? Lässt du dich gerade von ihm feiern, oder was?>> teilte sie ihrer Schwester wütend über den Zwillingsdetektor mit.
<<Reg dich ab, er ist wie ein kleines Hündchen, das mir Komplimente macht. Ist doch ein handzahmer Schnuckel. Der tut niemandem was.>>

Games of Flames [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt