Pandora erfindet den Zombie-Paartanz

2.6K 307 26
                                    

„Oh verstehe." Schwang da etwa Enttäuschung in der Stimme von Daryan mit? Pandora vermied es ihn anzusehen, kümmerte sich weiterhin um Drews Hand. Hatte sie ihn damit getroffen? Aber Daryan würde schon darüber hinweg kommen. Als neues Oberhaupt würden sich sämtliche Single Phoenix Ladies um den wahrscheinlich bestaussehendsten Anführer ihrer Rasse, der jemals gelebt hatte, prügeln, oder noch Schlimmeres anstellen ... „Vielleicht ein andermal?", fügte er hinzu.
„Hm. Vielleicht."
„Oder später ein gemeinsamer Tanz?"
Pandora stockte. Wann hatte er denn endlich vor, sie in Ruhe zu lassen? „Ich glaube nicht, dass Drew das gefallen würde. Schließlich ist er mein Date." Das kam härter von ihr, als beabsichtigt, aber letztendlich war sie froh darüber, denn das brachte Daryan endlich dazu, sich zu verabschieden. Genauer gesagt: das Phoenix Oberhaupt zuckte unter ihren harten Worten zusammen, nickte beiden noch ein letztes Mal zu und wandte sich dann zum Gehen.
<<Hast du wirklich gerade dem Obrey König einen Korb gegeben, Schwesterherz?>>
<<Hör auf mich zu stalken, Aspyn. Hast du keine anderen Probleme?>>
<<Doch, doch: hunderte, aber gerade finde ich deine, glaube ich, viel interessanter! Wahnsinn, dieser Bonze steht auf dich, warum nutzt du das nicht aus und ...>>
<<Tschüss Aspyn!>> Und damit unterbrach Pandora die Verbindung mit aller Gewalt, stellte sich vor, wie sie das Zwillingsband aus ihrem Kopf riss, darauf herumtrampelte, es in Brand steckte, bis nichts mehr als ein Haufen Asche davon übrig blieb ... Leider war das alles jedoch nur Wunschdenken.
„Holst du mir noch'n Bier?" Drews Worte holten sie in die Realität zurück.
„Ich glaube, du hattest schon genug." Mit einem Ruck zog sie den Knoten der Stoffserviette fest, die sie wie einen Verband um seine Hand gewickelt hatte. „Wir gehen jetzt zu diesem Ball, aber mehr als eine Stunde werde ich es dort garantiert nicht aushalten", informierte sie ihn.
„Ist mir recht, Edison Mädchen. Siehst ja echt heiß in diesem Fummel aus. Womöglich verbrenne ich mich noch an dir."
Pandora verdrehte die Augen. Wirklich herzallerliebst, der Junge. Und wie gut er sich ihren Namen merken konnte ... Das war dann wohl ihre Geduldsprobe des Tages. Sobald sie den Hulk oder Arthur allein erwischte, konnten sie sich auf etwas gefasst machen. Als ob sie mit einem Typen ohne Manieren zu einem Ball gehen wollte. Mal ganz abgesehen davon, dass ihr Lebensplan vorsah, erst nach ihrem Collegeabschluss mit Dates anzufangen und sich einen Ehemann zu suchen. Die Mitglieder des Keuschheitsubs erschienen vor ihrem inneren Auge, allesamt mit erhobenem Zeigefinger.

Eine halbe Stunde später stand Pandora missmutig am Rande des Ballsaals. Neben ihr hatte sich Drew seit mehreren Minuten nicht mehr gerührt. Saß einfach nur in einem gepolsterten und reich verzierten Stuhl, ohne etwas zu sagen oder gar mit ihr zu tanzen. Nicht, dass sie Letzteres gewollt hätte. Trotzdem nervte sie gerade alles an ihm!
Zwischendurch kam Aspyn immer wieder zu ihr herübergeschlendert. Offensichtlich hatte sie viel mehr Spaß mit ihrem Date, als ihre Schwester, auch wenn sie versicherte, dass Matt nichts mehr als ein Zeitvertreib für sie war. „Er hat ungefähr so viel Tiefgang wie eine eingelegte Gurke", teilte sie Pandora mit, bevor sie sich ein Champagnerglas von einem vorbeihuschenden Kellner schnappte und schwankend davon rauschte, in Richtung eines ausgelassen tanzenden Matts, der wie ein ganzes Sonnensystem strahlte, sobald er Aspyn bemerkte, die auf ihn zugewankt kam.

Kurz danach schlenderte Daryan Sutrey fast wie zufällig an ihnen vorbei, stoppte dann und drehte sich noch einmal zu Pandora um. „Keine Chance, dass ich diesen Tanz von dir bekomme. Dein Date ruht sich offensichtlich gerade aus?"
Pandora hob eine Augenbraue. Die ganze Zeit schon hatte er sie beobachtet, das war ihr nicht entgangen, also wusste er nur zu gut, dass Drew sich schon eine halbe Stunde ausruhte und noch kein einziges Mal mit ihr getanzt hatte. Was für ein Heuchler.
<<Wenn du nicht sofort mit dem neuen König tanzt, stecke ich dein Kleid in Brand>>, teilte ihr Aspyn mit. Diese hirnverbrannte, dämliche ... In betrunkenem Zustand war Aspyn einfach alles zuzutrauen. Pandora blieb keine Wahl.
<<3 ... 2 ... 1 ...>>, flötete Aspyn durch den Zwillingsdetektor.
„Jetzt nimm schon meine Hand und führ' mich auf diese verdammte Tanzfläche!", fauchte Pandora, bevor ihre Schwester ernst machen konnte. Das würde sie Aspyn später noch heimzahlen! Diese Schlange!
Offensichtlich bestens gelaunt packte sich Daryan Pandora, klemmte sie sich unter den Arm und geleitete sie in die Mitte des Saals. Den ganzen Weg über versuchte Pandora nur auf ihre Füße oder alternativ auf die Flammen zu starren, die wie bei jeder großen Phoenix Party die Dekoration des Saals ersetzten. An der Decke wanden sie sich wie Girlanden um die runden Säulen, die die Decke stützten, züngelten die Flammen wie Schlangen. Links und rechts des DJs schossen zudem etwa alle fünf Sekunden drei Meter hohe Stichflammen in die Luft. Der ganze Saal stand buchstäblich in Flammen. Allerdings magische Flammen, ohne Hitzeaustrahlung, Verbrennungsgefahr oder einen Brandherd, der sie antrieb. Sie brannten einfach so, weil ein gut ausgebildeter Phoenix sie dazu gebracht hatte. Tunlichst vermied sie dagegen die Blicke der anderen Gäste aufzufangen, die ihr und Daryan folgten.

„Du tanzt ziemlich gut", brachte er nach ein paar Tanzschritten hervor. Pandora meinte eine recht schmerzgepeinigte Haltung an ihm zu erkennen.
„Und du lügst ziemlich gut, ich habe schließlich noch nie eine Tanzschule von innen gesehen."
„Merkt man kaum", hustete Daryan nachdem Pandora ihm zum achten Mal auf den Fuß gestiegen war. „Ich glaube, heute Abend musst du doch noch ein oder zwei Heiler für mich anrufen ..."
„Haha. Jetzt reiß dich mal zusammen."
Das tat er letztendlich auch. Grinste und packte sie fester an den Hüften. „Pandora Pearcinson, mach dich um Himmelswillen einfach mal locker, bevor ich ernsthafte Verletzungen davon trage. Hör auf die Musik und lass dich von mir führen. Entspann dich."
Er war ja gut! Entspannen? In einem Ballsaal voller Phoenixe, von denen sich die Hälfte gegenseitig hasste und irgendwelche Intrigen plante und die andere Hälfte Pandora böse anstarrte, weil sie mit dem neuen Oberhaupt tanzte. Großartig. Fast wie Yoga im Garten.
„Nein, nicht so. So!" Er zog sie noch ein wenig enger an sich, so dass sie sich wie in einem Schraubstockgriff fühlte. Nein, so ging es erst recht nicht.
„Weißt du was? Können wir uns nicht einfach abwechselnd nach rechts und nach links lehnen?", versuchte sie einen Vorstoß zu wagen.
„Du meinst, so tanzen wie Zombies es tun würden?" Sein Gesicht erhellte sich merkwürdigerweise bei diesem Vorschlag.
Daran hatte Pandora jetzt nicht unbedingt gedacht, aber es ging schon mal in die richtige Richtung. „So ungefähr."
„Warum nicht? Lass uns wie Zombies tanzen!" Diese Vorstellung schien eine kindliche Begeisterung in Daryan Sutrey auszulösen, die Pandora zunächst verwunderte. Ihm musste schrecklich langweilig sein, wenn er auf so etwas Lust hatte. Doch dann nahm er sie einfach an den Händen und wankte mit ihr über die Tanzfläche. Steif wie ein Zombie. Immer nur von rechts nach links. Der Anblick brachte Pandora zum Kichern. „Hör auf! Die Leute schauen schon."
*****
momentan laufen ganz viele Goodie Gewinnspiele mit Goodies von der Buchmesse und signierten Lesezeichen meiner Bücher auf meiner Instagramseite: www.instagram.com/nina.mackay
freu mich wenn ihr vorbeischaut😊❤️

Games of Flames [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt