005 - WILLOW

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Ein hochgewachsener Mann mit freundlichen braunen Augen und einem maßgeschneiderten Anzug kam mit ausgebreiteten Armen auf die drei Personen zu, welche durch die Fahrstuhltüren ausstiegen. Die ältere Frau begrüßte er mit einem angehauchten Kuss auf die Wange.

„Sharon! Cherrie, meine Kirsche. Wie wunderbar, dass ihr endlich hier seid! Du siehst fabelhaft aus. Keinen Tag älter als 30!"

Die angesprochene Frau - Sharon - winkte mit einem belustigten Kichern ab. „Daniel, du alter Charmeur. Du hast mir früher schon immer so geschmeichelt."

Grinsend wandte sich Daniel an die zwei weiteren Personen. Mit einem stolzen Nicken gefolgt von einem „Bruce, schön dich hier zu haben." begrüßte er zunächst den Mann, dessen Haare nur noch ein grauer Schimmer auf seinem Haupt zu sein schienen und zuletzt lächelte er der verbleibenden jungen Dame zu.

„Willow van Higbee–Fisk, du bist so schön wie deine Mutter. Es ist mir heute eine ganz besondere Ehre dich in meinem bescheidendem Tower begrüßen zu dürfen."

Die junge Frau lächelte höflich. „Mister Celment. Zu viel der Schmeicheleien, sie sollten sich nicht übernehmen." Langsam nahm sie wieder ihre Hand zu sich, die er geküsst hatte. "Ich freue mich ebenfalls, dass ich diesen Feierlichkeiten beiwohnen darf. Der Celment-Tower ist immer wieder beeindruckend."

„Ach was. Mister Celment war mein Vater. Bitte. Sag Daniel zu mir!"

Daniel lachte beherzigt und wartete keine Antwort ab, bot stattdessen Sharon seinen Arm an, welche ihn gerne annahm.

„Nun denn. Lasst mich euch zu dem eigentlichen Fest führen."

Die kleine Gruppe trat aus dem Foyer des mittleren Geschosses des Celment-Towers in das Innere des großen und freien Salons. Der Boden war aus dunklen Holzdielen gelegt und die Wände schimmerten im goldenen Licht dunkelrot. Irgendwoher ertönte liebliche Klaviermusik, die wie ein feiner Frühlingswind durch die Menge waberte. Viele Menschen in teuren Anzügen und maßgeschneiderten Kleidern unterhielten sich mit einem Glas Sekt in der Hand oder kauten, interessiert zu ihrem Gegenüber blickend auf einem der Häppchen herum, die sowohl herum gegeben wurden als auch auf der Bartheke standen.

Und die Bar war genau der Punkt, der Willow ins Auge sprang.

Der schwarze Tresen stand etwa zwei Meter entfernt vor einer Wand, an der sich alle möglichen Flaschen mit dem unterschiedlichsten Alkohol befanden. Weinflaschen lagen in einem breiten Regal an der linken Seite zur Schau und mit gekonnten Handgriffen hantierte hinter der Theke ein junger Mann. Seine schwarzen Strähnen waren am Hinterkopf zusammengebunden und verliefen in den Spitzen zu einem schönen Silber.
Willow konnte kaum ihre Augen von denen des Barkeepers abwenden, als sie von der Seite angerempelt wurde.

„Entschuldigen Sie vielmals, teuerste", rief die Mitte dreißiger Frau aus. Ihre dunklen Haare waren zu einer komplizierten Frisur hochgesteckt und eine feine Alkoholfahne umwirbelte sie. Noch dazu leuchteten ihre Wangen in einem zarten Rot. Ob das Rouge war oder an der Wärme und dem Alkohol lag, konnte Willow nicht sagen – und ganz ehrlich...? Es interessierte sie auch nicht.

„Das macht nichts", sagte sie und wollte weitergehen, da blickte die Frau auf Willows Ausweis, den sie dabei war in ihre Handtasche zurückzustecken.

Die Augen der Frau weiteten sich und fassungslos wanderte ihre Hand zum Mund. Die schlecht geschminkten roten Lippen waren aufgerissen und der Alkoholgeruch wurde noch penetranter. „Das glaub' ich nicht." Staunend richtete die Frau ihre Augen auf Willows und musterte sie. „Was für ein Glück Sie doch im Leben haben, Miss van Higbee - Fisk. Ich wünsche Ihnen nur das Beste. Jede andere Frau würde sich wünschen an Ihrer Stelle zu stehen."

G E N - deltaWhere stories live. Discover now