010 - PEYTON

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Die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Durch die Schutzkuppeln schimmerte es in Centenniel leicht bläulich und wütend trat Peyton gegen einen Stein. 

"Verdammter Mist", fluchte sie und umging die Baustelle, die eine ganze Straße versperrte in der neue Häuser gebaut werden sollten. In Peytons Fingern kribbelte es, als sie eine Metallstange an der Seite lehnen sah. Zu gerne würde sie jetzt die Stange nehmen, das kühle Metall auf ihren Handflächen spüren wollen und auf irgendetwas einschlagen - doch das konnte sie nicht.
Nicht nur, weil sich hier Menschen befanden, die auf dem Weg zur Arbeit waren oder ihre Geschäfte öffneten, sondern auch, weil Peyton dann mehr Ärger bekommen würde als sie schon hatte. Und den konnte sie sich auch sparen. 

Als sie am morgen in die Fabrik gekommen war, um nachzufragen, ob der Lieferwagen der Nexos angekommen sei, damit sie den ganzen Kram umladen konnte, den sie mit dem schwarzhaarigen Brillenträger bis zum Mittag in den falschen geladen hatte, hatte Finch sie in sein Büro zitiert.
Dort war sie auch sofort erschienen. Sie wusste, dass sie noch bis zum Wochenende Zeit hatte, um ihre Wohnung zu verlassen - das war die Strafe dafür, dass sie so oft zu spät gekommen war.

Als Arbeiter wurde ihr eine Wohnung in einem der Wohnheime zugeteilt, für die sie nichts bezahlen musste. Lediglich für ihre Mahlzeiten musste sie aufkommen, alles andere wurde von den Arbeitsgebern - in diesem Falle von Finch - übernommen. Doch der hatte genug von ihr und strich ihr das Wohnrecht im Wohnheim.

"Du wirst schon was anderes finden, Kleines."

Und als wäre das gestern nicht schon genug gewesen, war dieser merkwürdige Typ vom Celment-Tower aufgetaucht, der von sich so viel mehr hielt und so selbstgefällig gegrinst hatte, dass Peyton ihm am liebsten eine reingehauen hätte - doch sie hatte sich noch zurückhalten können. Aber Finch hatte sich weder für ihr bestehendes Wohnungsproblem gekümmert noch darum, dass sie die Lieferungen nochmal umladen musste, damit sie überhaupt zum Celment-Tower gelangen konnten. Das einzige was er ihr heute gesagt hatte, als sie in der Fabrik aufgetaucht war, war "Was tust du hier? Geh deine Wohnung ausräumen! Morgen Mittag kommt jemand vorbei, der sich die Wohnung ansehen will. Also hab bis dahin alles sauber. Um die Lieferung kümmert sich Wolf."

Und dann hatte Finch sie aus seinem Büro geschoben, Waelon zu sich gerufen, um ihm seine neue Aufgabe mitzuteilen und mit verdatterter Miene war Peyton aus der Fabrik gegangen, hatte fast rennend den Impur-Ring verlassen und lief nun wütend durch die Straßen der Dooms. Einige starrten sie fragend und misstrauisch an, doch niemand sprach sie an - und dafür war sie dankbar. Jetzt mit jemandem zu reden war wirklich das letzte was sie wollte.

Erstens wusste sie nicht, was sie in ihrer momentanen Stimmungslage sagen würde und zweitens hatte sie keinen Kopf dafür. Ihre Gedanken kreisten rund um ihr Wohnungsproblem. Wahrscheinlich sollte sie so schnell wie möglich ihre Sachen packen und sich dann zum Verwaltungstower aufmachen. Doch zuerst musste sie sich eine Genehmigung für das Betreten des Nexos-Stadtringes besorgen.
Seufzend strich sich Peyton eine Strähne aus dem Gesicht. Es war eine Menge und um die Genehmigung zu bekommen würde sie noch stundenlang warten müssen, ehe man sie durchstellen konnte.

In der Tasche nach dem Schlüssel kramend bog sie in die schmale, kurvige Straße ein, in der das Wohnheim stand, welches sie nun verlassen musste. Plötzlich stieß sie mit jemandem zusammen und knallte auf den Boden.

"Autsch", murmelte sie und rieb sich den Steiß. Als sie vor sich sah, starrte sie in die grünen Augen eines blondhaarigen Mädchens. Ihre Brauen waren leicht zusammengezogen und die Haare leicht verstrubbelt, als wäre sie gerannt. Eine zarte Röte lag auf ihren Wangen, als sie ihren Blick über Peyton wandern ließ - und Peyton ließ ihren Blick über sie schweifen. Neben der schicken weißen Bluse trug sie eine dunkelblaue Schlaghose und teuer aussehende Stiefel.

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