016 - PEYTON

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"Tut mir leid, falls wir dich damit überrumpelt hatten, deine Geschichte zu erzählen." 

Peyton blickte betreten auf ihre Füße. Warum war sie so verdammt nervös? Und warum war es ihr so wichtig sich bei ihm zu entschuldigen? Sie war sonst nie wirklich einfühlsam bei Menschen gewesen. Abgesehen von Waelon, natürlich. 

"Ach was. Ich war es euch schuldig", entgegnete Arlington und schlenderte, mit den Händen in den Hosentaschen, neben ihr her. Bevor sie bei Waelon aufgebrochen sind, hatte sich Arlington noch eine Schmerztablette eingeworfen und anscheinend wirkte sie besonders schnell - oder er verbarg den größten Teil seiner Schmerzen.
Die Bäume warfen kühle Schatten auf die Wege des Parks und einige Bienen summten umher. Ob sie echt waren oder zu denen gehörten, die bereits technisch den Honig sammelten und die Umwelt aufrecht erhielten, war Peyton nicht möglich zu unterscheiden. 

"Ich kam immerhin mit einer blutenden Nase in Waelons Wohnung gestolpert."

"Die Platzwunde nicht vergessen", bemerkte Peyton und wies auf das Pflaster an seiner Stirn hin. 

Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. "Natürlich, die Platzwunde. Eine Schande, hätte ich diese vergessen. Wo du sie doch so heldenhaft verarztet hast. Schon mal über eine Anstellung in der medizinischen Abteilung im Tower nachgedacht? Solche Leute wie dich, die den Menschen Pflaster aufkleben, könnten sie bestimmt noch gebrauchen. Bei den Mengen Platzwunden, die dort anfallen..."

Empört schlug Peyton ihm gegen die Schulter, doch grinste schließlich. "Der einzige Patient, der dort mit Platzwunden auftritt bist bestimmt du."

"Wenn du dort arbeiten würdest, würde ich jeden Tag absichtlich gegen eine Wand laufen oder mich schlagen lassen."

Hitze schoss in Peytons Wangen und schnell wandte sie ihren Blick von den funkelnden grauen Augen ab. Verdammt, was war nur los mit ihr? Dieser IT-ler hatte keine Ahnung, wer sie war und sie hatte keine Ahnung wer er war. Also warum musste sie bei jedem Satz, der seinen Mund verließ sich das Grinsen verkneifen?

"Ich bin nicht so der Fan von Wunden oder ärztlichen Einrichtungen", murmelte Peyton und schluckte. 
Weiße Gänge - das kontinuierliche Piepen einer Maschine echote in ihrem Ohr. 
Heiseres Atem - das schwere Röcheln und Husten ihres Vaters.
Zitternde Hände - Blut floss über bleiche Haut.

"Dafür hattest du eine gute Selbstbeherrschung." 

Arlington warf ihr einen Seitenblick zu und kurz Peyton meinte Besorgnis darin aufblitzen zu sehen, doch da sah er auch schon wieder nach vorne und zeigte auf ein kleines Café. 

"Lass uns hierhin gehen. Da war ich noch nie." Er schnappte sich Peytons Hand und zog sie mit sich. 

"Choko-Latte" stand in geschwungenen Lettern auf dem schwarzen Schild und Peyton wusste, dass es im Dunkeln weiß leuchtete. Die Fenster waren wie immer streifenfrei geputzt und von außen konnte man einzelne Leute sitzen sehen, die Kaffee tranken, in Zeitungen blickten oder auf ihren Tabletts Nachrichten guckten oder per Video Konferenzen und andere Austäusche hielten.

"Der Kaffee schmeckt hier scheußlich", wies Peyton den IT-ler hin, doch das Grinsen in seinem Gesicht wurde noch breiter. 

"Das muss ich erst einmal bestätigen."

"Warum? Weil du Kaffee-Experte bist?"

"Na klar, was dachtes du denn?" Er lachte und zog sie in den Laden. 

"Ich dachte du arbeitest im Celment-Tower für die Sicherheit."

Arlington hielt ihre Hand noch immer umschlossen und eigenartigerweise wollte sie ihre Finger seinen nicht entziehen. 

G E N - deltaWhere stories live. Discover now