002 - ARLINGTON

1.1K 77 28
                                    

Flinke Finger huschten über die Tasten und das Flackern der Computerbildschirme um ihn herum, ließen die Spitzen seiner schwarzen Haare silbern und blau aufleuchten. Die grauen Augen hatten einen grünen Schimmer und waren hinter den Brillengläsern fest auf den mittleren Bildschirm gerichtet.

Arlington Cooper war Informatiker. Vor sieben Jahren hatte er seine Ausbildung begonnen und vor zwei Jahren erfolgreich im Celment-Tower abgeschlossen. Daniel Celment hatte nicht nur mit Raphael Walsh damals die Überlebenden der Seuche gerettet, sondern auch Arlington. Als Findelkind war Arlington Cooper einer der wenigen, die das Glück hatten und in der Seuchenwüste gefunden wurden.
Nach vielen Tests und Untersuchungen wuchsen er und sein Bruder Elijah schließlich im Celment-Tower auf. Mit achtzehn Jahren hatten beide eine Ausbildung bei Daniel Celment angefangen und eine Stelle in seinem Tower bekommen. Ob beide einfach das Glück hatten, vor zehn Jahren von den Suchern in den Tower gebracht zu werden oder ob es Zufall war, da mochte Arlington nicht drüber nachdenken.

Die Arbeit als IT-Support bei dem bekanntesten Menschen der Stadt machte ihm Spaß und das Arbeitsklima war sehr angenehm. Während Arlington sich nämlich um die Überwachungen der im Gebäude behandelten Findelkinder und Seuchenpatienten kümmerte, Statistiken zusammenstellte und an die Krankenstationen lieferte, waren die anderen Arbeiter – jedenfalls die Tische um ihn herum – dafür zuständig, die interne Sicherheit zu überwachen. Speziell sorgten andere noch für die Instandhaltung des Kuppeldachs, doch das interessierte Arlington nicht wirklich.

Bei seiner Ausbildung hatte er viel mit den Ärzten und Stationsschwestern zusammengearbeitet und der Kontakt mit Menschen war ihm wichtig – solange sie ihm nicht auf die Nerven gingen und er wusste, wie es um sie und ihre Gesundheit stand. Obgleich er auch die Möglichkeit hatte auf der Station direkt zu arbeiten – er hockte doch lieber im Keller des Gebäudes zwischen fünf Bildschirmen und tippte Werte und Zahlen in Tabellen ein. Zudem war es hier unten nicht so hell und man bekam gratis Kaffee hingestellt. Denn jedes Mal, wenn einer der Systemingenieure ein Update benötigte, ehe er wieder hoch ins Lager ging, kam er an der Kaffeemaschine vorbei – und dann brachte er fast jedem einen Kaffee mit.

Als heute wieder einer der Systemingenieure runterkam und auf Arlingtons Platz zuschritt, der sich an der ganz linken Wand in einer Nische befand, roch der Fünfundzwanzigjährige bereits den herben Duft des heißen Getränkes. Kurz darauf landete ein weißer Pappbecher mit einem grünen Blatt darauf auf seinem Schreibtisch.

„Kurt braucht dich." Der Systemingenieur verlor bereits Haare und der Ansatz einer Glatze bildete sich auf seinem Haupt. Sein dichter brauner Bart glänzte und auf der roten Stirn glänzten vereinzelte Schweißtropfen. „Du sollst sofort nach oben gehen. Irgendeine Lieferung oder so." Damit drehte er sich wieder um und ließ Arlington zwischen seinen Computerbildschirmen und Statistiken allein zurück.

Lieferungen,...das war noch eine der Sachen, die Arlington zu erledigen hatte. Neben dem Auswerten und Erstellen der Statistiken agierte er als Lieferjunge für die Krankenstation. Sobald am südlichsten Werkstoffhof Centenniels brauchbare Teile identifiziert und sicher gestellt wurden, musste Arlington in den kleinen weißen Wagen steigen und vom innersten Ring der Stadt in den äußersten fahren – von den Nexos über die Dooms zu den Impur.

Mit dem heißen Kaffee in der Hand ging Arlington Cooper also nach oben, zog sich seine Weste über, nahm am Empfang den Lieferzettel entgegen und stieg dann in eines der modernen, weißen Autos. Die drei Räder, die das zwei-Mann-Fahrzeug besaß, ermöglichten das Cruisen in den Kurven und obwohl Arlington schon oft von Daniel Celment gesagt bekommen hatte, dass die Autos mit Vorsicht behandelt werden sollten, legte er sich ab und zu noch in eine scharfe Kurve.

Doch zum südlichsten Werkstoffhof ging es fast die ganze Zeit über gerade aus und so würde er sich auch diese Fahrt wieder die Häuser anschauen. Die Flügeltür schloss sich automatisch, nachdem er sich reingesetzt und angeschnallt hatte. Seine Hand legte er auf die Erkennungskonsole und das sanfte Kribbeln, als der Sensor seinen Abdruck scannte, ließ einen Schauer durch ihn fahren. Dann brummte es leise und Arlington konnte losfahren.

G E N - deltaWhere stories live. Discover now