Wie ◇ man körperlich behinderte Figuren schreiben kann

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von onflowers.

Eine Krankheit, die am Ende des Buches nicht geheilt wird, sondern einfach immer da bleibt? Klingt traurig und nach ganz viel Drama? Das könnte niemals ein Happy End sein? Denkste!

In diesem Kapitel erfahrt ihr, worauf man beim Schreiben von körperlich beeinträchtigten Figuren achten sollte, warum es gar nicht so kompliziert ist wie es klingt, und was die zu vermeidenden Klischees sind! 

Wie immer gilt: Das hier sind meine persönlichen Erfahrungen und auch wenn ich selbst betroffen bin, heißt das nicht, dass ich für alle Behinderungen der Welt sprechen kann.

1) Drama, baby!

Krankheiten werden in Büchern gerne benutzt, weil sie einen hohen Drama-Faktor haben: Die leidende Kranke, die um ihr Überleben kämpfen muss, oder der tragische Unfall, der das Leben der Figur völlig aus der Bahn wirft.

Die Medien überdramatisieren Behinderungen gerne, dabei sieht die Realität ganz anders aus: Auch ein Mensch im Rollstuhl hat einen (für ihn) ganz normalen Alltag. Auch eine Frau mit nur einem Arm überlegt auf dem Nachhauseweg, was sie zum Mittag kochen könnte. Auch blinde Menschen treffen sich nach der Schule mit Freunden. Das Leben ist einfach ein Leben, ob mit oder ohne Behinderungen. Da ist oft überhaupt nichts Dramatisches dran.

2) Wie stelle ich den Alltag einer behinderten Figur dar?

a) Hilfsmittel

Abhängig von der Behinderung kann die Figur auf Hilfsmittel angewiesen sein. Beispiele wären Krücken, ein Rollstuhl, ein Rollator, ein Hör- oder Sprachgerät, ein Glasauge oder eine Prothese. Wichtig: Die Hilfsmittel – wie der Name schon sagt – helfen deiner Figur! Sie sind also nichts, das sie nervt oder das sie blöd findet, sondern etwas, das ihr Leben erleichtert. Auch Medikamente sind möglich, mit ein wenig Recherche kann man dazu im Internet schnell etwas finden.

b) Termine

Je nach Behinderung ist es wahrscheinlich, dass die Figur zur Krankengymnastik geht oder regelmäßige Arztbesuche hat. Das muss aber nicht sein. Es gibt Behinderungen, die verlangen nach vielen Terminen und Check-Ups und andere, die das nicht tun.

c) Alltägliche Aufgaben

Es kann sein, dass deine Figur ihre alltäglichen Wege etwas anders regelt, als körperlich gesunde Menschen. Zum Beispiel läuft sie langsamer als andere, muss sich beim Treppensteigen immer festhalten oder kann im Bus nicht stehen. Auch hier gilt: Achte beim Beschreiben darauf, dass du die für dich ungewöhnlichen Maßnahmen als normal beschreibst, denn sie sind normal für deine Figur.

3) Wie beschreibe ich die Behinderung meiner Figur und ihren Körper?

Natürlich kannst du die Diagnose deiner Figur nennen, wenn sie bekannt ist. Versuche genug zu recherchieren, um sie möglichst realistisch zu beschreiben.

Überlege dir, wie der Körper deiner Figur aussieht: Ist sie blind? Wie sehen ihre Augen aus? Fehlt ihr ein Fuß? Wie sieht der Stumpf aus? Fehlen ihr Muskeln im Unterarm? Wie sieht ein Arm ohne Muskeln aus? 

Wenn deine nichtbehinderte Hauptfigur auf eine behinderte Figur trifft, ist es sehr wahrscheinlich, dass ihr erstmal ihre „Andersartigkeit" auffällt. Sie würde also zum Beispiel anmerken, wie ungewöhnlich deren Körperhaltung ist.

Wenn aber deine Hauptfigur behindert ist, versuche den Fokus nicht darauf zu legen, wie anders ihr Körper ist. Schreibe zum Beispiel nicht: „Ich sehe auf meine Füße, die nicht so wie normale Füße sind, sondern komisch stehen."

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