Kapitel 1 - Das Ritual

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Müde starrte ich die weiße Decke an. Im Raum befand sich nichts als das leere Bett auf dem ich lag und eine winzige Kommode, in der sich ein paar meiner Sachen befanden. Wie lange war ich schon eingesperrt? Zwei, drei Wochen? Ich seufzte. Was sollte ich denn bitte hier? Die Tür öffnete sich und Mrs. Meyer, eine blonde Ärztin, kam herein.

„Guten Morgen, Miss Griffiths", begrüßte sie mich freundlich und schloss die Tür hinter sich wieder ab.

„Was soll daran gut sein?", knurrte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, „Sie haben mich hier eingesperrt wie ein wildes Tier."

„Sehen Sie, es war nun mal eine Notwendigkeit, nach allem, was Sie getan haben."

„Ich habe nichts getan!" Ich konnte diese nicht zu bändigende Wut in mir aufsteigen fühlen. Dieses altbekannte Gefühl gab mir eine merkwürdige Sicherheit.

„Wieso erzählen Sie mir nicht, was wirklich vorgefallen ist?", fragte die Ärztin ganz ruhig und ich lachte trocken.

„Sie würden mir nicht glauben. Niemand tut das."

„Ich werde Ihnen glauben. Aber bitte, erzählen Sie mir, was hier los ist."

„Sie wollen die ganze Wahrheit?"

„Ja. Ich möchte wissen, was Sie dazu gebracht hat", meinte sie.

„Die Frage lautet ja wohl eher, wer wirklich all das getan hat."


Es begann alles an einem ganz normalen Tag. Ich und meine besten Freundinnen - Sky und Elektra - hatten uns wie jeden Samstagabend zu einem gemeinsamen Filmabend verabredet. Meistens schafften wir es nicht einmal einen Film zu beenden, weil uns tausend Sachen einfielen, die wir bereden oder machen konnten. Nichts desto trotz war es immer ein gelungener Abend. Ihre Spitznamen hatten die beiden ebenfalls den Filmabenden zu verdanken.

Wir saßen zu dritt in meinem Zimmer auf dem alten knall orangenen Sofa meiner Mutter. Sie hatte es vor ungefähr sechs Jahren wegwerfen wollen, allerdings konnte ich sie dann doch überreden es mir zu überlassen. Das alte Teil hatte schon so einiges mit erlebt und das konnte man ihm auch ansehen. Ich hatte nun mal irgendwie einen Faible für alte Dinge.

„Also Mädels!", Sky stand breit grinsend vor dem Fernseher, „heute Abend werden wir Bloody Mary rufen!"

„Bloody Mary?", Elektra runzelte die Stirn und strich sich eine ihrer grünen Haarsträhnen aus dem Gesicht, „findest du das nicht ein wenig kindisch?"

„Ach, kommt schon!", Sky schmollte, „nur einmal?"

„Also, ich habe auch keine Lust darauf...", meinte ich und biss mir auf die Lippe. Ich hatte vor solchen Sachen immer eine Riesenangst. Wahrscheinlich, weil ich einfach schon immer an übersinnliche Dinge geglaubt hatte.

„Kommt schon, Leute! Das wird lustig!", versprach sie uns und Elektra zog eine Augenbraue nach oben.

„Hat das nicht diese Tussi aus dem Horrorfilm gesagt, bevor sie irgendwelche Geister beschworen haben?" Ich lachte.

„Ja, gut. Aber das hier ist doch anders...", sie seufzte, „na gut. Wenn ihr keine Lust auf Spaß habt ist das euer Problem."

Sie ließ sich wieder auf das alte Sofa sinken, dass einen Laut von sich gab, als würde es sich darüber beschweren, dass wir es benutzten.

„Also, Mei, was genau wolltest du uns heute eigentlich erzählen?", hakte Elektra nach.

Ich hatte die beiden heute aufgrund eines Notfalls hergerufen, da ich nicht allein sein wollte. Sie waren stets für mich da gewesen: Als mein Vater und später auch mein Großvater starb und als meine Mutter damals so sehr unter Depressionen gelitten hatte. Sie waren einfach immer da und dafür war ich ihnen dankbar. Mein Leben war weiß Gott nicht einfach, aber ich versuchte das beste daraus zu machen. Ich schluckte.

What's up, Lucifer?Where stories live. Discover now